Brustkrebs: Neue ASCO-Leitline zu Biomarkern; r/r Multiples Myelom: Teclistamab wirksam; Ibrutinib/Venetoclax bei CLL

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

5. Juli 2022

Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um das Multiple Myelom. Serielle Messungen der MRD-Negativität könnten helfen, die Therapie weiter zu optimieren. Patienten mit stark vorbehandeltem rezidiviertem oder refraktärem Myelom sprachen gut auf den bispezifischen Antikörper Teclistamab an. Ältere oder komorbide nicht vorbehandelten Patienten mit CLL lebten bei zeitlich begrenzter oraler Behandlung mit Ibrutinib/Venetoclax signifikant länger ohne Progression als bei parenteraler Therapie mit Chlorambucil/Obinutuzumab. Untersuchungen mit [18F]FDG-PET-CT können bei hämatologischen Patienten mit persistierendem oder rezidivierendem neutropenischen Fieber die Entscheidung zur Deeskalation oder Fortführung der Antibiose erleichtern.

  • Multiples Myelom: MRD-Negativität als prädiktiver Faktor für Überleben

  • r/r Multiples Myelom: Teclistamab erreicht gutes Ansprechen

  • CLL: Ibrutinib/Venetoclax mit fester Therapiedauer besser als Chlorambucil/Obinutuzumab

  • Neutropenisches Fieber: [18F]FDG-PET-CT erleichtert Management

  • Mammakarzinom: ASCO aktualisiert Leitlinie zu Biomarkern

Multiples Myelom: MRD-Negativität als prädiktiver Faktor für Überleben

Der Nachweis einer MRD-Negativität, also des Fehlens einer minimalen Resterkrankung, ist bei Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom sowohl 3 als auch 9 Monate nach einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) ein aussagekräftiger Prädiktor für das progressionsfreie (PFS) und für das Gesamtüberleben (OS). Diese Assoziation ist unabhängig vom Risikostatus der Patienten und von einer Erhaltungstherapie mit Lenalidomid.

Eine britische Arbeitsgruppe hatte zu dieser Frage Daten der Phase-3-Studie Myeloma XI analysiert. Die Schlussfolgerung im Journal of Clinical Oncology lautete: „Serielle MRD-Messungen könnten helfen, Patienten mit geringem Risiko zu identifizieren, die nur eine begrenzte Erhaltungstherapie benötigen.“

Im begleitenden Editorial heißt es, dass die aktuellen und schon bekannten Ergebnisse hoffen lassen, dass die Einführung moderner, wirksamer Kombinationstherapien in Verbindung mit leicht verfügbaren, zuverlässigen MRD-Tests, die idealerweise blutbasiert sind, zu verbesserten klinischen Ergebnisse und letztendlich zu einer (funktionellen) Heilung des multiplen Myeloms führen: „Die Zukunft sieht rosig aus für Patienten mit der Diagnose Multiples Myelom!“

r/r Multiples Myelom: Teclistamab erreicht gutes Ansprechen

Patienten mit stark vorbehandeltem rezidiviertem oder refraktärem multiplem Myelom (r/r MM) sprachen auf eine Behandlung mit Teclistamab anhaltend und tief an. Dies zeigte die Phase-1/2-Studie MajesTEC-1, die auf dem ASCO-Kongress 2022 vorgestellt und parallel im NEJM publiziert worden ist.

Teclistamab ist ein bispezifischer Antikörper, der gegen CD3-Rezeptoren auf der Oberfläche von T-Zellen sowie gegen BCMA (B-cell maturation antigen) auf der Oberfläche von Myelomzellen gerichtet ist. Er aktiviert T-Zellen und führt zur Lyse von BCMA-exprimierenden Myelomzellen.

165 Patienten mit r/r MM, das mit mindestens 3 unterschiedlichen Therapien vorbehandelt worden war, erhielten Teclistamab bis zur Progression, inakzeptablen Toxizität, Widerruf der Einwilligung oder Tod.

Nach einem medianen Follow-up von 14,1 Monaten lag die Gesamtansprechrate (ORR) bei 63,0%, 65 Patient (39,4%) hatten komplett angesprochen (CR). Bei 44 Patienten (26,7%) war keine minimale Resterkrankung (MRD) mehr nachzuweisen. Bei Patienten mit CR wurde in 46% der Fälle MRD-Negativität erreicht. Das Ansprechen dauerte im Median 18,4 Monate, progressionsfrei überlebten die Patienten im Median 11,3 Monate.

Häufige Nebenwirkungen waren ein Zytokinfreisetzungssyndrom, Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie, Infektionen und neurotoxische Effekte.

CLL: Ibrutinib/Venetoclax mit fester Therapiedauer besser als Chlorambucil/Obinutuzumab

Die einmal tägliche Einnahme von Ibrutinib plus Venetoclax über eine vorgegebene Therapiedauer erwies sich in der Erstlinienbehandlung der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) bei älteren Patienten oder Patienten mit Komorbiditäten als besser wirksam als Chlorambucil/Obinutuzumab. In der offenen multizentrischen Phase-3-Studie GLOW führte die orale Kombination zu einem tieferen und länger anhaltenden Ansprechen, wie eine internationale Arbeitsgruppe im NEJM Evidence berichtete.

Der Brutontyrosinkinasehemmer Ibrutinib wird für ältere und komorbide CLL-Patienten zur Erstlinientherapie der CLL empfohlen, aber es ist eine Dauertherapie erforderlich, tiefe Remissionen sind selten und es kann zu Resistenzentwicklung kommen.

Die Kombination mit Venetoclax wirkt über verschiedene Mechanismen und führt zu einem synergistischen Effekt.

In der GLOW-Studie erhielten 211 ältere, nicht vorbehandelte Patienten randomisiert eine zeitlich begrenzte Therapie mit Ibrutinib/Venetoclax (3 Zyklen Ibrutinib gefolgt von 12 Zyklen Ibrutinib/Venetoclax) oder Chlorambucil/Obinutuzumab.

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 27,7 Monaten gab es 22 PFS-Ereignisse unter Ibrutinib/Venetoclax und 67 Ereignisse unter Chlorambucil/Obinutuzumab. Das PFS war mit Ibrutinib/Venetoclax signifikant länger als mit Chlorambucil/Obinutuzumab (Hazard Ratio: 0,216; p < 0,001).

Mit Ibrutinib/Venetoclax erreichten 55,7% der Patienten eine MRD-Negativität im Knochenmark, mit Chlorambucil/Obinutuzumab waren es 21,0% (p < 0,001).

Neutropenisches Fieber: [18F]-FDG-PET-CT erleichtert Management

18Fluorodesoxyglucose-PET-CT-Untersuchungen können im Vergleich zu konventionellen CTs das Management von hämatologischen Patienten mit anhaltendem oder rezidivierendem neutropenischen Fieber nach Konditionierungs- oder Chemotherapie erleichtern. Dies galt insbesondere für die Entscheidung zur Deeskalation oder Weiterführung einer antibiotischen Behandlung.

Die australischen Autoren schlussfolgern in ihrer Publikation in Lancet Haematology , dass die Einbeziehung von [18F]FDG-PET-CT in den diagnostischen Algorithmus wahrscheinlich die Exposition gegenüber einer empirischen antimikrobiellen Breitbandtherapie verringern und zu einer Verkürzung der Hospitalisierungsdauer führen kann.

In einer offenen randomisierten kontrollierten Phase-3-Studie hatten sie Patienten mit hämatologischen Erkrankungen und trotz empirischer Antibiotikatherapie persistierendem oder rezidivierendem neutropenischem Fieber untersucht: 73 mit [18F]FDG-PET-CT und 74 Patienten mit CT.

Bei 82% der Patienten in der [18F]FDG-PET-CT-Gruppe und bei 65% in der CT-Gruppe wurde die Antibiotika-Therapie geändert, meist durch Deeskalation von Meropenem oder Beendigung der grampositiven Antibiose. Die Patienten der [18F]FDG-PET-CT-Gruppe waren nach dem Scan mit 9 vs. 12,5 Tagen signifikant kürzer hospitalisiert.

Im begleitenden Editorial wird die breite Anwendbarkeit der Studienergebnisse allerdings in Frage gestellt, weil es keinen Rahmen für die Interpretation der [18F]FDG-PET-CT-Ergebnisse und kein Protokoll gab, das die klinische Anwendung der Scan-Daten leitete. Die Teams handelten jeweils nach bestem klinischem Ermessen. Als weitere Einschränkungen spricht der Editorialist die Kosten, den Zeitbedarf der Untersuchungsvorbereitung und die Verfügbarkeit der Technik an.

Mammakarzinom: ASCO aktualisiert Leitlinie zu Biomarkern

Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) hat ihre Leitlinie zu Biomarkern für die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms aktualisiert.

Kandidatinnen für ein Regime mit einem PI3-K-Inhibitor wie Alpelisib plus Hormontherapie sollten sich einem Test auf PIK3CA -Mutationen mit Hilfe von Next-Generation-Sequenzierung des Tumorgewebes oder zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) unterziehen.

Ist eine Therapie mit PARP-Inhibitoren geplant, sollten die Frauen auf pathogene BRCA1- und BRCA2- Mutationen in der Keimbahn untersucht werden. Bislang gibt es keine ausreichenden Beweise, die für oder gegen eine Testung auf eine PALB2-pathogene Variante in der Keimbahn sprechen, um die Eignung für eine PARP-Inhibitor-Therapie in der metastasierten Situation zu bestimmen.

Vor dem Einsatz von Immuncheckpoint-Inhibitoren sollte auf die Expression von PD-L1 in Tumor- und Immunzellen getestet werden. Außerdem sollte auf defiziente Mismatch-Reparatur/Mikrosatelliten-Instabilität getestet und die Tumormutationslast bestimmt werden. Um die Eignung für TRK-Inhibitoren zu bestimmen, kann auf NTRK- Fusionen untersucht werden.

Es liegen keine ausreichenden Daten vor für eine Empfehlung von Routinetests von Tumoren auf ESR1-Mutationen, auf homologe Rekombinationsdefizienz oder auf TROP2-Expression.

Auch zur Empfehlung einer routinemäßigen Bestimmung von ctDNA oder zirkulierenden Tumorzellen zur Kontrolle des Ansprechens auf die Therapie beim metastasierten Mammakarzinom gibt es noch zu wenige Daten.

 

Kommentar

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