Eine bakterielle Standard-Dekolonisierung reduzierte sowohl die Häufigkeit als auch den Schweregrad einer akuten Strahlendermatitis bei Patienten mit Brust- oder Kopf-Hals-Krebs, die an einer randomisierten Studie des Montefiore Medical Center in New York teilnahmen. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt [1].
Die Patienten, die nach dem Zufallsprinzip dem Studienarm mit der bakteriellen Dekolonisierung zugewiesen wurden:
trugen 2-mal täglich eine intranasale Mupirocinsalbe auf,
wuschen sich in den 5 Tagen vor der Strahlentherapie einmal täglich mit Chlorhexidin
und anschließend 5 Tage lang jede zweite Woche während der Therapie.
Diese Behandlung wird häufig zur Dekolonisierung auf Intensivstationen und in anderen Bereichen eingesetzt.
Die anderen Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip der Standardbehandlung zugeteilt, die normale Hygiene und Emollienzien sowie Silbersulfadiazin-Creme nach Bedarf einschloss.
Keiner der 38 Patienten im Behandlungsarm der Studie entwickelte eine Strahlendermatitis des Grades 2 oder höher mit feuchter Schuppung, während es unter den 38 Patienten, die die Standardbehandlung erhielten, 9 Fälle (24%) von Strahlendermatitis gab (p=0,002).
Die Patienten in der Behandlungsgruppe hatten auch einen niedrigeren mittleren Strahlendermatitis-Grad von 1,19 gegenüber 1,58 in der Kontrollgruppe (p=0,019), von einer möglichen Punktzahl von 5 auf der CTCAE (Common Terminology Criteria for Adverse Events des National Cancer Institute).
„Unsere Studienergebnisse unterstützen den Einsatz einer bakteriellen Dekolonisierung, um eine feuchte Schuppung bei Patienten zu verhindern, die aufgrund von Brust- oder Kopf- und Halskrebs eine Strahlentherapie absolvieren müssen“, schlussfolgern die Forscher.
„Die Ergebnisse sind noch sehr neu, aber wir hoffen, dass wir dieses Behandlungsprotokoll in Montefiore einführen können“, kommentierte die leitende Autorin Yana Kost, Forschungsstipendiatin für Onkodermatologie am Albert Einstein College of Medicine, einem Teil des Montefiore Health System. Sie stellte die Ergebnisse auf der ASCO-Tagung vor.
Strahlendermatitis bei bis zu 95% der Krebspatienten
Strahlendermatitis, eine durch die Strahlentherapie verursachte Hautverletzung, betrifft bis zu 95% der Krebspatienten, insbesondere wenn Brust, Kopf und Hals bestrahlt werden. Eine Strahlendermatitis kann zu Unterbrechungen der Behandlung führen und Hautgeschwüre und Nekrosen verursachen, erklärte Kost.
Bis zu einem Drittel der Menschen sind mit Staphylococcus aureus kolonisiert, und es ist bekannt, dass er eine ursächliche Rolle bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen spielt, fügte Kost hinzu.
Sie wies auf eine frühere Beobachtungsstudie ihres Teams hin, die zu der jetzt vorgestellten randomisierten Studie geführt hatte. In der früheren Studie, an der 76 Patienten mit Brust- und Kopf-Hals-Krebs teilgenommen hatten, wurde festgestellt, dass diejenigen, die zu Beginn und am Ende der Radiotherapie eine wesentlich höhere Rate an S.-aureus-Kolonisation aufwiesen, eine schwerere Strahlendermatitis entwickelten.
Die nasale Kolonisation zu Beginn der Studie erwies sich dabei als unabhängiger Prädiktor für eine Dermatitis des Grades 2 oder höher. Es gab keinen Zusammenhang mit anderen Bakterien.
Auf der ASCO-Tagung sagte Dr. Randall Kimple, Strahlentherapeut an der University of Wisconsin, Madison: „Ich denke, das ist eine sehr schöne, auf einem Mechanismus basierende Intervention mit guter Adhärenz, die wirksam zu sein scheint. Sie ist kostengünstig und kann recht einfach in die tägliche Routine integriert werden. Ich hoffe, dass es Bemühungen und finanzielle Mittel gibt, um dies in einer multizentrischen Studie weiter zu testen.“
Weitere Studiendetails
Keiner der Patienten erhielt in der Studie topische Steroide; sie gehören nicht zum Behandlungsstandard bei Strahlendermatitis in Montefiore, sagte Kost.
2 Patienten litten an Kopf- und Halstumoren, alle anderen an Brustkrebs, und alle waren für mindestens 15 Bestrahlungen vorgesehen.
Die beiden Studienarme waren unter anderem in Bezug auf Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und Bestrahlungsdosis sehr ausgewogen. Es gab keinen Unterschied in der Rate der nasalen S. aureus-Besiedlung bei Studienbeginn, die in beiden Gruppen bei etwa 15% lag.
Es gab keine Unterschiede in der Lebensqualität zwischen den Gruppen. Kost sagte, dass das zur Bewertung verwendete Instrument – SKINDEX-16 – aber möglicherweise nicht empfindlich genug war, um sie zu erfassen.
Dieser Artikel wurde von Ute Eppinger aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Medscape © 2022
Diesen Artikel so zitieren: Brustkrebs und Kopf-Hals-Tumoren: Bakterielle Dekolonisierung beugt akuter Strahlendermatitis vor - Medscape - 24. Jun 2022.
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