Der EGFR-Inhibitor Panitumumab plus mFOLFOX6 verlängerte das Gesamtüberleben bei Patienten mit linksseitigem metastasiertem Kolonkarzinom vom RAS-Wildtyp signifikant auf 37,9 Monate im Vergleich zu 34,3 Monaten bei Patienten, die mit dem Angiogenese-Hemmer Bevacizumab plus mFOLFOX6 behandelt worden sind. Das Sterberisiko wurde damit um 18% verringert. Das progressionsfreie Überleben unterschied sich nicht zwischen den beiden Behandlungsgruppen.
Initiale Behandlung mit Panitumumab plus FOLFOX
Diese Ergebnisse der Phase-3-Studie PARADIGM hat Dr. Takayuki Yoshino, Leiter der Abteilung für gastrointestinale Onkologie National Cancer Center Hospital East, Kashiwa (Japan) in der Plenarsitzung beim 2022 ASCO Annual Meeting vorgestellt [1]. Er sagte: „Diese Studie zeigt, dass bei RAS -Wildtyp und linksseitigem metastasiertem Kolonkarzinom die Wahl des ersten Biologikums mit Chemotherapie von Bedeutung ist und dass die initiale Behandlung mit Panitumumab plus FOLFOX der initialen Therapie mit Bevacizumab plus FOLFOX überlegen ist“.
Seine Schlussfolgerung lautete: „Diese Ergebnisse unterstützen den Einsatz von Panitumumab plus mFOLFOX6 als Erstlinienbehandlung bei Patienten mit metastasiertem linksseitigem Kolorektalkarzinom vom RAS-Wildtyp.“
Mehrfach betonte er in einer Pressekonferenz: „Panitumumab und modifiziertes FOLFOX6 erreichten eine längere Überlebenszeit als jemals in den Phase-3-Erstlinienstudien zu metastasiertem Darmkrebs berichtet wurde.“
ASCO-Expertin Prof. Dr. Cathy Eng, Medical Center Vanderbilt University, Nashville (TN, USA) bestätigte in der Pressekonferenz, dass dies die längste Überlebenszeit sei, die jemals in einer prospektiven Phase-3-Studie zur Erstlinienbehandlung von inoperablem metastasiertem Kolonkarzinom gesehen wurde. Die Ergebnisse belegten, die Bedeutung der Lokalisation des Tumors sowie umfassender Biomarker-Tests.
Diskutantin Prof. Dr. Chiara Cremolini, Universität von Pisa, zog ein detailliertes Fazit. Sie würde Panitumumab plus mFOLFOX6 bei Patienten mit linksseitigem Kolonkarzinom mit Mikrosatellitenstabilität (MSS) vom RAS- und BRAF-Wildtyp einsetzen. Patienten mit hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI) sollten zunächst eine Immuntherapie erhalten, Patienten mit BRAF-mutierten Tumoren FOLFOX plus Bevacizumab.
Sie wies zudem darauf hin, dass sich der primäre Endpunkt und statistische Überlegen der PARADIGM-Studie über die Jahre zweimal geändert habe und dass die primäre Lokalisation des Tumors kein Stratifizierungsfaktor war.
In der FIRE-3-Studie war ebenfalls beim Vergleich des EGFR-Inhibitors Cetuximab plus Chemotherapie versus Bevacizumab plus Chemotherapie ein besseres Überleben, aber kein unterschiedliches PFS erreicht worden. Nach Aussage von Cremolini seien die Ergebnisse der PARADIGM-Studie sehr ähnlich, wie die der FIRE-3-Studie. Als Hypothese für den fehlenden Unterschied im PFS erläuterte sie, dass eine frühe Remission sowie die Tiefe der Remission für das OS ausschlaggebend sein könnten. Wie in der FIRE-3-Studie korrelierte in der PARADIGM-Studie die Tiefe des Ansprechens mit dem OS.
Design der PARADIGM-Studie
PARADIGM war eine randomisierte, offene, multizentrische Phase-3-Studie, in die 823 Patienten mit metastasiertem Kolonkarzinom vom RAS -Wildtyp aufgenommen wurden, die inoperabel und nicht vorbehandelt waren.
Randomisiert erhielten sie Panitumumab und mFOLFOX6 oder Bevacizumab und mFOLFOX6. Alle Patienten wurden bis zum Fortschreiten der Krankheit, bis zum Auftreten nicht tolerierbarer Nebenwirkungen, kurativer Resektion oder Therapieabbruch behandelt. Primärer Endpunkt war das OS in der Population mit linksseitigem Kolonkarzinom. War die Wirkung auf das OS in dieser Gruppe signifikant, wurde es auch in der Gesamtpopulation mit linksseitigem und rechtsseitigem Kolonkarzinom analysiert.
Besseres Überleben unter Panitumumab
In der Gruppe mit linksseitigem Kolonkarzinom betrug das mediane Gesamtüberleben bei Patienten unter Panitumumab und mFOLFOX6 (n = 312) 37,9 Monate, in der Bevacizumab-Gruppe 34,3 Monate (n = 292; stratifizierte HR 0,82, p = 0,031). Panitumumab senkte das Sterberisiko im Vergleich zu Bevacizumab um 18%.
Die Überlebenskurven kreuzten sich nach etwa 28 Monaten, die Differenz in der Überlebenszeit zwischen den beiden Behandlungsgruppen nahm im weiteren Verlauf immer weiter zu. Cremolini wies darauf hin, dass die Trennung der Überlebenskurven nach 28 Monaten darauf hindeute, dass die 40% der Patienten mit linksseitigen Tumoren, die nur bis zu diesem Zeitpunkt überlebten, von Panitumumab und Bevacizumab möglicherweise gleichermaßen profitieren.
Ähnliche Ergebnisse wurden in der Gesamtgruppe beobachtet. Unter Panitumumab überlebten die Patienten im Median 36,2 Monate, unter Bevacizumab 31,3 Monate (HR 0,84, p = 0,03).
Keine Unterschiede zeigten sich zwischen den Behandlungsgruppen im progressionsfreien Überleben (PFS). Bei linksseitigem Tumor betrug das mediane PFS unter Panitumumab 13,7 Monate, unter Bevacizumab 13,2 Monate, in der Gesamtpopulation 12,9 Monate versus 12,0 Monate.
Die Ansprechraten waren mit Panitumumab bei linksseitigen Tumoren mit 80,2% versus 68,6% und in der Gesamtpopulation mit 74,9% versus 67,3% jeweils höher.
Nebenwirkungen der Therapie
Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 waren mit 17,8% unter Panitumumab häufiger als unter Bevacizumab mit 10,8%. Wegen Nebenwirkungen brachen 23,8% der Patienten unter Panitumumab und 18,4% unter Bevacizumab die Behandlung ab. Häufigste schwere Nebenwirkungen unter Panitumumab waren z.B. Abfall der Neutrophilen, akneähnliche Dermatitis, periphere Neuropathie und Paronychie.
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Diesen Artikel so zitieren: Linksseitiges metastasiertes Kolorektalkarzinom: Panitumumab bald als neue Erstlinientherapie? - Medscape - 7. Jun 2022.
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