Der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit analysiert Krankenhausdaten der Jahre 2019 bis 2021. Er zeigt: Die Pandemie hat „massive Folgen“ für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Vor allem Mädchen leiden unter den Belastungen.
Im Jahr 2021 sind 28% mehr 15- bis 17-Jährige mit Depressionen und 17% mehr Teenager mit Essstörungen in die Kliniken gekommen, wie aus dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit hervorgeht. In Relation zu 2019 steigen die Krankenhausaufenthalte bei Essstörungen sogar um 40%.
Bei emotionalen Störungen ist ein Plus von 42% der Behandlungen zu verzeichnen. Darunter fallen insbesondere Ängste wie Trennungsangst, soziale Ängstlichkeit oder auch phobische Störungen. Die Fallzahlen bleiben hier aber unter den Fallzahlen depressiver Episoden und Essstörungen.
„Die Lage hat sich im vergangenen Jahr dramatisch verschärft, doch noch hat die Politik darauf nicht entsprechend reagiert“, kritisiert DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Er fordert darum die Einrichtung einer Enquete-Kommission durch den Bundestag.
Der Report zeigt, dass Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren 32-mal so häufig wegen Essstörungen stationär behandelt werden wie Jungen. Der Anteil junger Patientinnen mit Essstörungen stieg 2021 um 25%. Zudem kamen sie 5-mal öfter wegen Depressionen, 3-mal häufiger wegen Angststörungen und 2,5-mal öfter aufgrund von emotionalen Störungen in die Kliniken.
Prof. Dr. Wieland Kiess vom Universitätsklinikum Leipzig erwartet, „dass die Zahl psychischer Erkrankungen und Problemfelder auch in Zukunft weiter steigen wird“.
Bei Schulkindern im Alter zwischen 10 und 14 Jahren nehmen der Auswertung zufolge vor allem stationäre Behandlungen aufgrund von Depressionen (27%), Angststörungen (25%) und Essstörungen (21%) zu.
Kinder zwischen 5 und 9 Jahren sind häufiger wegen Störungen sozialer Funktionen (36%) und Entwicklungsstörungen (11%) eingewiesen worden.
Jungen haben im Vergleich zu ihren Altersgenossinnen doppelt so häufig wegen der Störung sozialer Funktionen und 3-mal so häufig aufgrund von Entwicklungsstörungen den Weg in die Krankenhäuser gefunden.
Für den Report untersuchten Wissenschaftler von Vandage (Health Economics Analytics) und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: „Massive Folgen“ der Pandemie: DAK-Report belegt enorme Zunahme von Essstörungen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen - Medscape - 3. Jun 2022.
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