ASCO 2022: Fortschritte beim Brustkrebs, Melanom, Nierenzell- und Prostatakrebs – diese Studien sollten Sie sich ansehen

Ballinger TJ, Markman M, Shuch B, Timbal B, Weber JS

Interessenkonflikte

31. Mai 2022

Vom 3. bis 6. Juni 2022 tauschen sich Onkologen beim American Treffen der Society of Clinical Oncology (ASCO) weltweit über neue Entwicklungen aus. Medscape hat vorab Experten zu Kongress-Highlights befragt. Ein Überblick zu den wichtigsten Themen.

Fortschritte bei der Therapie des metastasierten Mammakarzinoms

Dr. Tarah J. Ballinger spricht im Video-Interview mehrere wichtige Studien zu metastasiertem Brustkrebs an, die beim ASCO 2022 vorgestellt werden. Sie arbeitet an der Medizinischen Fakultät der Indiana University School of Medicine und ist Direktorin des IU Health Brustkrebs-Präventionsprogramms, IU Health, Indianapolis, Indiana.

Daten, auf die Ballinger gespannt ist, stammen aus der Studie DESTINY-Breast04, in der Patientinnen mit geringer HER2-Tumorexpression mit Trastuzumab-Deruxtecan behandelt wurden, einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat. Die Therapie habe bei HER2-positivem, metastasiertem Brustkrebs zu Ergebnissen geführt, welche die therapeutische Praxis verändern könnten, so Ballinger.

Außerdem erwartet die Onkologin positive Ergebnisse aus der TROPiCS-02-Studie zur Wirksamkeit eines anderen Antikörper-Wirkstoff-Konjugats, nämlich Sacituzumab Govitecan. Die Therapie zielt auf Patientinnen mit metastasiertem, hormonresistentem Brustkrebs ab.

Nicht zuletzt können Onkologen gespannt sein auf die Ergebnisse der MAINTAIN-Studie. Neue Daten sollen die Frage beantworten soll, ob CDK4/6-Inhibitoren bei Patientinnen mit metastasiertem, HR-positivem Brustkrebs nach Fortschreiten der Erkrankung weiter verabreicht werden sollten.

Neue Therapien in der gynäkologischen Onkologie

Dr. Maurie Markman von Cancer Treatment Centers of America hat sich das Vortragsprogramm ebenfalls angesehen. Im Videointerview fasst er Highlights der gynäkologischen Onkologie zusammen. „Es gibt einige wirklich aufregende neue Medikamente, darunter Zelltherapeutika, Immuntherapie, PARP-Inhibitoren … und Möglichkeiten zur Überwindung der PARP-Resistenz“, sagt er. Außerdem werden mehrere neue Medikamente als Einzelwirkstoffe oder in Kombination vorgestellt.

Dabei gehe es nicht nur um Ovarialkarzinome, sondern auch um Zervixkarzinome. „Wie Sie alle wissen, hat es in den letzten Jahren eine Revolution bei der Anwendung von Immuntherapie und zellulären Therapien bei Gebärmutterhalskrebs gegeben, die bei fortgeschrittener Krankheit einen spürbaren Unterschied machen“, sagt er. „Natürlich wollen wir Gebärmutterhalskrebs durch eine HPV-Impfung … verhindern, aber der Schwerpunkt liegt hier auf den Therapeutika.“

Darüber hinaus verweist Markman auf einen Beitrag zu Auswirkungen von COVID-19 auf die Therapie gynäkologischer Krebserkrankungen und auf Arbeiten, die sich mit alten Medikamenten speziell bei gynäkologischen Krebserkrankungen befassen. Hier geht es um Trabectedin und Bevacizumab.

Nierenzellkarzinom – was hat sich getan?

Dr. Brian Shuch, Direktor des UCLA Kidney Cancer Program in Los Angeles, weist im Videointerview auf Highlights zum Nierenzellkarzinom hin.

Interessant seien Daten des 30-Monats-Follow-ups von KEYNOTE-564 zu Pembrolizumab als adjuvante Therapie nach einer Nierenentfernung bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko, berichtet Shuch. Die ursprüngliche klinisch bedeutsame Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens wurde beibehalten.

Der Experte weist zudem auf die NeoAvAx-Studie hin, in die ebenfalls Patienten mit lokalisiertem Hochrisiko-Nierenzellkarzinom eingeschlossen worden sind. Hier sei durch die neoadjuvante Behandlung mit Avelumab plus Axitinib ein „ermutigendes partielles Ansprechen“ des Primärtumors in Verbindung mit dem krankheitsfreien Überleben erreicht worden, sagt er.

Interessant seien auch Daten der Kohorte A aus der HCRN-Studie GU16-260 mit Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom ohne Vorbehandlung. Hier war die Nivolumab-Monotherapie effektiv; ihre Wirksamkeit korrelierte mit dem PD-L1-Status des Tumors. Die Kombinationstherapie Nivolumab plus Ipilimumab bot jedoch nur wenige Vorteile.

Shuch weist zudem auf eine Studie über die Auswirkungen eines Probiotikums auf die Nivolumab/Ipilimumab-Kombinationstherapie bei metastasiertem Nierenkrebs hin. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass es nicht nur die Funktion des Mikrobioms, sondern möglicherweise auch die klinischen Ergebnisse verbesserten.

Auch eine große retrospektive Analyse sollten sich Onkologen nicht entgehen lassen. Sie zeigt, dass Therapien bei Metastasen in der Bauchspeicheldrüse bei Patienten mit Nierenzellkarzinom erfolgreicher sind, wenn die Erstlinientherapie eine VEGF-Monotherapie umfasst.

Neue Daten zum Prostatakarzinom

Studien zum Prostatakarzinom sind ein weiterer Schwerpunkt des ASCO 2022. Prof. Dr. Bertrand Tombal von der Université Catholique de Louvain, Louvain, Belgien, hat sich das Programm angesehen. Im Videointerview stellt er für Onkologen einige klinisch relevanten Ergebnisse zusammen.

Wichtig sei eine Studie über einen durch künstliche Intelligenz gesteuerten Biomarker, mit dem sich der Nutzen einer Androgendeprivationstherapie bei Patienten mit lokal begrenzter Erkrankung vorhersagen lässt. Die Ergebnisse seien weitaus besser im Vergleich zu bisherigen Modellen der Patientenauswahl.

Gleich in 2 Studien wurde untersucht, ob Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs von der Kombination eines PARP-Inhibitors mit Abirateron profitieren. Beim ASCO werden Ergebnisse aus PROpel mit Olaparib und MAGNITUDE mit Niraparib vorgestellt. Beide Kombinationen seien wirksam, aber in der letztgenannten Studie habe man nur einen Benefit bei Patienten mit BRCA1/2-Mutationen festgestellt.

Abschließend stellt Tombal 2 Abstracts vor, die wichtige klinische Fragen zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs beantworten: Sollte Enzalutamid bei Patienten ohne Krankheitsprogression weiter verabreicht werden? Verbessert die Triplett-Therapie das Überleben bei hormonunabhängigem metastasiertem Prostatakrebs? Mehr dazu beim ASCO 2022.

Melanom: Neue therapeutische Ziele erreichen

Prof. Dr. Jeffrey S. Weber von der New York University School of Medicine bzw. vom Perlmutter Cancer Center, New York University Langone Health, rechnet beim ASCO 2022 mit Updates zu früher veröffentlichten Studien über Melanome.

Ob es sich um Fortschritte bei neoadjuvanten Therapien, um die neuesten Daten zum Überleben in der RELATIVITY-047-Studie, um Patienten mit Nierentransplantation unter Immun-Checkpoint-Blockade oder um die Möglichkeiten von Kombinationen mit einer PD-L1-Blockade handele: Das Zusammentragen neuer Informationen garantiere eine Auswahl an neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet des Melanoms, so Weber.

Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus Material von Medcape.com zusammengestellt.

 

Kommentar

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