Brustkrebs: Denosumab ohne Effekt; 5-ARI und Prostatakrebs-Risiko; Entzündungsfaktoren zur Prognose des Lungenkrebsrisikos

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

24. Mai 2022

Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um die zusätzliche Gabe von Denosumab in der neoadjuvanten Therapie des Mammakarzinoms. Gute Nachrichten für Männer mit benigner Prostatahyperplasie: Nach den Ergebnissen einer schwedischen Kohortenstudie ist die weit verbreitete Einnahme von 5-Alpha-Reductase-Inhibitoren nicht mit einer erhöhten Sterblichkeit an einem Prostatakarzinom verbunden. Bei Rauchern kann das Risiko für ein Bronchialkarzinom möglicherweise mit Hilfe von Entzündungsmarkern im Blut besser beurteilt werden und bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs kann mit einem neuen Liquid-Biopsy-Assay das Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie besser vorhergesagt werden.

  • Frühes Mammakarzinom: Denosumab zusätzlich zu nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Therapie ohne Effekt

  • Prostatakrebs: Kein erhöhtes Risiko durch 5-Alpha-Reductase-Hemmer

  • Lungenkrebs: TKI Aumolertinib First-Line besser als Gefitinib

  • Lungenkrebs: Entzündungsfaktoren helfen bei der Risikoeinschätzung bei Rauchern

  • Ösophagus-Karzinom: Liquid-Biopsy-Assay erkennt Ansprechen auf neoadjuvante Therapie

  • ASCO: Neue Leitlinie zu Aktivität, Ernährung und Gewichtsmanagement während der Therapie

Frühes Mammakarzinom: Denosumab zusätzlich zu nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Therapie ohne Effekt

Denosumab zusätzlich zu einer Anthracyclin/Taxan-basierten neoadjuvanten Chemotherapie verbesserte bei Frauen mit Brustkrebs das pathologische Ansprechen (pCR) nicht. Die wöchentliche Gabe von nab-Paclitaxel erhöhte die pCR-Raten signifikant im Vergleich zur alle 3 Wochen verabreichten Therapie, löste aber häufiger unerwünschte Wirkungen aus. Dies ergab die in JAMA Oncology publizierte GeparX-Studie der AGO Breast und der German Breast Group (GBG).

Die multizentrische randomisierte, prospektive Phase-2-Studie GeparX sollte 2 Fragen beantworten – und zwar ob Denosumab zusätzlich zu neoadjuvanter Therapie bei Frauen mit frühem Mammakarzinom die pathologische Ansprechrate steigern kann und wie sich 2 unterschiedliche Dosierungsregime auf die Ansprechrate auswirken.

In der Studie wurden 779 Frauen und 1 Mann randomisiert. Sie erhielten Denosumab (120 mg s.c. alle 6 Wochen) mit nab-Paclitaxel wöchentlich für 12 Wochen, Denosumab (120 mg s.c. alle 6 Wochen) mit nab-Paclitaxel alle 3 Wochen für 4 Zyklen (8 Dosen), jeweils gefolgt von 4 Zyklen Epirubicin/Cyclophosphamid (alle 2 Wochen oder alle 3 Wochen).

Carboplatin wurde bei 3-fach negativem Mammakarzinom eingesetzt, Trastuzumab plus Pertuzumab bei ERBB2-positivem Brustkrebs.

Denosumab hatte auf die pCR-Rate keinen signifikanten Effekt, sie betrug mit Denosumab 41,0%, ohne Denosumab 42,8% unabhängig vom Subtyp des Mammakarzinoms.

Mit wöchentlicher Gabe von nab-Paclitaxel wurde eine signifikant höhere pCR-Rate von 44,9% erreicht als mit 3wöchentlicher Gabe (39,0%). Die pCR-Raten waren in den Untergruppen nur bei 3-fach negativen Mammakarzinomen mit wöchentlicher Gabe besser (60,4 vs. 50,0%).

Mit Denosumab wurden keine vermehrten unerwünschten Wirkungen vom Schweregrad 3 bis 4 beobachtet. Bei wöchentlicher Gabe von Nab-Paclitaxel kam es häufiger zu nicht hämatologischen schweren Nebenwirkungen als bei 3-wöchentlicher Gabe.

Prostatakrebs: Kein erhöhtes Risiko durch 5-Alpha-Reductase-Hemmer

Bei Männern mit benigner Prostatahyperplasie ist eine Behandlung mit 5-Alpha-Reductase-Inhibitoren (5-ARI) mit einer verringerten Sterblichkeit an Prostatakrebs assoziiert, was darauf hindeutet, dass die 5-ARI als sicher im Hinblick auf das Risiko von Prostatakrebs einzuordnen sind. Dies fand eine schwedische Kohortenstudie mit den Daten von fast 350.000 Männern, deren Ergebnisse in JAMA Oncology erschienen sind.

5-ARI wie Finasterid und Dutasterid werden seit Jahren erfolgreich in der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie eingesetzt. Immer wieder wurde eine Assoziation mit einem Prostatakarzinom diskutiert. Aufgrund der widersprüchlichen Ergebnisse in Studien und der weit verbreiteten Anwendung von 5-ARIs untersuchten die schwedischen Wissenschaftler in einer großen bevölkerungsbezogenen Kohorte von 349.152 Männern den Zusammenhang zwischen 5-ARI-Einnahme und dem Risiko, an einem Prostatakarzinom zu sterben. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 8,2 Jahre.

Während der Nachbeobachtungszeit starben 35.767 Männer (8,3%), 852 Todesfälle standen in Verbindung mit einem Prostatakarzinom. Die angepasste multivariable Überlebens-Analyse ergab jedoch kein erhöhtes Risiko bei 5-ARI-Einnahme an einem Prostatakarzinom zu sterben, bei längerer Behandlungsdauer war das Risiko sogar verringert.

Fazit der Autoren: „Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass 5-ARIs sicher und wirksam in der Anwendung sind. Kombinierte Beweise aus dieser Studie, randomisierten Studien und anderen Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass die Behandlung mit 5-ARI das Prostatakrebsrisiko nicht erhöht und das Risiko, an Prostatakarzinom zu sterben, verringern kann.“

Lungenkrebs: TKI Aumolertinib First-Line besser als Gefitinib

Der in China entwickelte und zugelassene Tyrosinkinase-Inhibitor der 3. Generation Aumolertinib verlängerte bei Patienten mit nicht vorbehandeltem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem EGFR-mutiertem NSCLC in der Phase-3-Studie AENEAS im Vergleich zu Gefitinib das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant. In die Studie waren 429 Patienten an 53 Zentren in China eingeschlossen worden, 214 hatten Aumolertinib, 215 Gefitinib erhalten.

Wie die chinesischen Autoren im Journal of Clinical Oncology berichten, ist Aumolertinib ein irreversibler EGFR-TKI der dritten Generation, der eine höhere Selektivität sowohl gegen EGFR-sensibilisierende als auch gegen T790M-Mutationen zeigt mit einer geringeren Hemmung von Wildtyp-EGFR als Osimertinib.

Das mediane PFS war mit 19,3 Monaten unter Aumolertinib signifikant länger als mit 9,9 Monaten unter Gefitinib (Hazard-Ratio 0,46, p < 0,0001). Objektive Ansprechrate (73,8% bzw. 72,1%) und Krankheitskontrollrate (93,0% bzw. 96,7%) waren in den Aumolertinib- und Gefitinib-Gruppen ähnlich. Das Ansprechen dauerte im Median 18,1 Monate mit Aumolertinib gegenüber 8,3 Monaten mit Gefitinib.

Unerwünschte Ereignisse vom Schweregrad von mindestens 3 wurden bei 36,4% bzw. 35,8% der Patienten in der Aumolertinib- bzw. Gefitinib-Gruppe beobachtet. Nebenwirkungen, die mit einer Hemmung von Wildtyp-EGFR assoziiert sind, wie Hautausschlag und Durchfall, traten bei 23,4% und 16,4% der Aumolertinib-Patienten sowie bei 41,4% und 35,8% der Gefitinib-Patienten auf. Sie waren damit unter dem neuen TKI seltener.

Derzeit laufen weitere Studien mit Aumolertinib in der adjuvanten Therapie sowie bei metastasiertem NSCLC in Kombination mit Chemotherapie.

Lungenkrebs: Entzündungsfaktoren helfen bei der Risikoeinschätzung bei Rauchern

Das Lungenkrebsrisiko von starken Rauchern lässt sich möglicherweise präziser vorhersagen, wenn die gängige Risikoberechnung auf Basis des Zigarettenkonsums mit einer Analyse von Entzündungsmarkern im Blut kombiniert wird. Das zeigen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in einer in Cancers publizierten Untersuchung. Die Forscher suchen nach Wegen, Hochrisikopersonen besser zu identifizieren, die besonders von einer CT-basierten Früherkennungsuntersuchung profitieren könnten.

Aufgrund der psychischen Belastung durch falsch positive Befunde und durch die Strahlenexposition suchen die Forscher nach Wegen, Hochrisikopersonen besser zu identifizieren, die besonders von einer CT-basierten Früherkennungsuntersuchung profitieren könnten.

Weil chronische Entzündungen sowohl die Entstehung bösartiger Tumoren als auch das Fortschreiten von Krebserkrankungen fördern, untersuchte das DKFZ-Team, ob Entzündungsmarker im Blut die Vorhersagegenauigkeit des Lungenkrebsrisikos verbessern können.

In Blutproben von 172 Lungenkrebs-Patienten und 285 weiteren Teilnehmern der ESTHER-Studie bestimmten sie ein Panel von 92 Entzündungsmarkern. Die Entzündungsmarker-Analysen kombinierten die Forscher mit einer Vielzahl verschiedener Risikoberechnungen, die auf den bekannten Risikofaktoren für Lungenkrebs basieren. Die Berechnungen zeigten, dass die Bestimmung der Entzündungsmarker die Lungenkrebs-Risikovorhersage deutlich verbessern kann.

„Weitere Untersuchungen zur Bestätigung unserer Ergebnisse stehen noch aus, und es sollten zusätzliche Blutmarker einbezogen werden, um die Risikoeinschätzung noch weiter zu verbessern“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ösophagus-Karzinom: Liquid-Biopsy-Assay erkennt Ansprechen auf neoadjuvante Therapie

Eine amerikanisch-japanische Arbeitsgruppe hat einen Liquid-Biopsy-Assay entwickelt, der es erlaubt, das Ansprechen auf eine neoadjuvante Therapie bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre (ESCC) vorherzusagen.

Mit Hilfe von 186 klinischen ESCC-Proben und 58 gematchten Serumproben entwickelten sie, wie in Annals of Surgery berichtet, ein auf Liquid Biopsy basierendes Vorhersagemodell. 4 miRNAs und 3 mRNA-Panels erlaubten eine robuste Vorhersage der Resistenz auf eine neoadjuvante Therapie. Die zusätzliche Berücksichtigung der Tumorgröße erhöhte das Vorhersagepotenzial weiter.

Diese kombinierte Signatur konnte erfolgreich in einer unabhängigen Kohorte validiert werden und wurde durch eine Kombination mit klinischen Prädiktoren noch genauer.

Die Forscher setzten dieses Modell einer Resistenz auf eine neoadjuvante Therapie (NATRR) in einen Liquid-Biopsy-Assay um. In einer multivariaten Regressionsanalyse erwies sich das Modell als unabhängiger Prädiktor für ein Ansprechen auf eine neoadjuvante Therapie beim ESCC (Odds-Ratio 6,1, p < 0,01).

ASCO: Neue Leitlinie zu Aktivität, Ernährung und Gewichtsmanagement während der Therapie

Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) hat eine neue Leitlinie zu körperlicher Aktivität, Ernährung und Gewichtsmanagement während einer Krebsbehandlung im Journal of Clinical Oncology publiziert.

Eine Expertengruppe analysierte hierzu 52 systematische Reviews sowie 23 randomisierte kontrollierte klinische Studien und erarbeitete auf dieser Basis entsprechende Empfehlungen. Daten zu Brustkrebs, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs wurden am häufigsten analysiert.

Es ergab sich, dass körperliche Aktivität während einer Krebsbehandlung u.a. die kardiorespiratorische Fitness, Kraft und Müdigkeit der Patienten besserte. Bei Patienten mit Lungenkrebs verringerte ein präoperatives Training die Dauer des postoperativen Krankenhausaufenthalts und die Häufigkeit von Komplikationen.

Die Expertengruppe sprach sich deshalb für regelmäßige körperliche Aktivität von Patienten unter aktiver Therapie mit kurativer Absicht aus und empfiehlt bei Patienten mit Lungenkrebs vor der Operation entsprechende Übungen.

So genannte neutropenische Diäten senkten das Infektionsrisiko während der Behandlung nicht. Sie werden deshalb nicht empfohlen. Die Evidenz für andere Ernährungsinterventionen und Maßnahmen zur Gewichtsreduktion während der Krebsbehandlung waren sehr begrenzt. Deshalb gibt es für diätetische Interventionen wie ketogene oder kohlenhydratarme Diäten, fettarme Diäten, funktionelle Lebensmittel oder Fasten sowie für Maßnahmen zur Gewichtsreduktion keine Empfehlungen.

 

Kommentar

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