Baricitinib – eine neue Therapie beim kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata)? 

Michael Simm

Interessenkonflikte

24. Mai 2022

2 Phase-3-Studien mit jeweils 36 Wochen Laufzeit bestätigen die Wirksamkeit des Januskinase-Inhibitors Baricitinib bei Patienten mit Alopecia areata. In der niedrigen Dosierung erreichten fast ein Viertel das Therapieziel einer 80-prozentigen Kopfhaarbedeckung, in der hohen Dosierung waren es deutlich mehr als ein Drittel. Das berichten Forscher jetzt im NEJM [1]

Haarverlust durch eine Autoimmunerkrankung

Zum Hintergrund: Der kreisförmige Haarausfall (Alopecia areata) ist eine schubförmig verlaufende Autoimmunerkrankung, die mit der topischen Anwendung von Steroiden oder Immunsuppressiva nur unzulänglich therapiert werden kann. Als neuer Ansatz gilt die relativ spezifische Hemmung der Zytokine Interferon Gamma und Interleukin 15 mit Baricitinib, einem Inhibitor der Januskinase, der bereits vielfach off-label eingesetzt wird. 

Phase-3-Studien mit 654 Teilnehmern

An den beiden randomisierten, placebokontrollierten Phase-3-Studien BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 haben 654 erwachsene Patienten teilgenommen. Das Durchschnittsalter betrug ca. 38 Jahre, der Frauenanteil lag bei 60%, die Krankheitsdauer bei etwa 12 Jahren und die Dauer der aktuellen Krankheitsepisode bei 4 Jahren. 

Die Studien wurden vom Sponsor Eli Lilly entworfen. Sie hatten als Einschlusskriterien bei Männern eine obere Altersgrenze von 60, bei Frauen von 70 Jahren, womit das Risiko einer extensiven androgenetischen Alopezie begrenzt werden sollte. Außerdem mussten Patienten einen Schweregrad von mindestens 50 auf der 100 Punkte umfassenden Skala des Severity of Alopecia Tool (SALT) erreichen. Randomisiert wurde auf die Gabe von täglich oral 4 bzw. 2 mg Baricitinib oder Placebo.

Signifikant bessere Scores unter Baricitinib

Das primäre Zielkriterium eines SALT-Wertes von maximal 20 (entsprechend ca. 80% Haarbedeckung) in Woche 36 erreichten in den beiden Studien mit 4 mg Baricitinib 38,8% / 35,9%, mit 2 mg Baricitinib 22,8% / 19,4% und mit Placebo: 6,2% / 3,3%. In beiden Studien war die Differenz zwischen beiden Dosierungen und Placebo statistisch hochsignifikant (p<0,001).

Bei den 10 wichtigsten sekundären Parametern, darunter die Patientenbewertung des Kopfhaarwuchses und Arztbewertung der Augenbrauen, wurde eine Überlegenheit gegenüber Placebo tendenziell nur mit der höheren Dosierung erreicht.

Nebenwirkungen, die unter Verum öfter beobachtet wurden, waren Akne und erhöhte Kreatinkinase-Spiegel sowie erhöhte LDL- und HDL-Werte.

Der Anteil der Patienten, die mit Baricitinib binnen 36 Wochen ein deutliches Haarwachstum erreichten, war erheblich größer als unter Placebo, und lag mit der höheren Dosierung bei mehr als einem Drittel. Die Autoren räumen ein, dass längere Studien nötig sein, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Substanz zu evaluieren.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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