Ösophaguskarzinom: Flüssigbiopsie prognostiziert Resistenz gegen neoadjuvante Therapie

Reuters

Interessenkonflikte

20. Mai 2022

NEW YORK (Reuters Health) – Forscher haben eine Methode der Flüssigbiopsie entwickelt und validiert, um das Ansprechen von Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (ESCC) auf eine neoadjuvante Therapie (NAT) zu prognostizieren. Mit den Ergebnissen sollen individuellere Therapien als bisher möglich werden.

Das ESCC ist eine der aggressivsten und tödlichsten Subtypen von Speiseröhrenkrebs. Aufdie NAT sprechen Patienten unterschiedlich an. Die Vorhersage einer NAT-Resistenz sei von „großer Bedeutung für die Auswahl der Behandlungsmöglichkeiten bei ESCC-Patienten“, schreiben Dr. Ajay Goel vom Beckman Research Institute of City of Hope in Monrovia, USA, und Kollegen in den Annals of Surgery[1].

Das von ihnen entwickelte, auf einer Flüssigbiopsie basierende Modell zur Risikovorhersage biete einen „einfachen, unkomplizierten und nicht-invasiven Ansatz für die Auswahl der Vorbehandlung bei Patienten, die an dieser bösartigen Erkrankung leiden“, schreiben die Autoren.

186 klinische Proben analysiert

Sie entwickelten ihr Modell anhand von 186 klinischen ESCC-Proben, darunter 128 in Formalin fixierte und in Paraffin eingebettete Proben. Hinzu kamen 58 Serumproben aus 2 verschiedenen Zentren.

Die Kombination aus 4 mikroRNA- und 3 Boten-RNA-Expressionsbiomarkern ermöglichte laut Studie eine zuverlässige Vorhersage der Therapieresistenz gegen NAT mit einer Fläche unter der Kurve (AUC) von 0,85. Ergänzten die Forscher bei ihrem Modell noch die Tumorgröße, erhöhte sich die Vorhersagekraft nochmals (AUC, 0,92).

Die Wissenschaftler validierten diese Kombinationssignatur erfolgreich in einer unabhängigen Kohorte (AUC 0,78). Sie wiesen ferner nach, dass die Vorhersagekraft durch die Kombination des Modells mit 3 klinisch-pathologischen Prädiktoren für die Tumorgröße und -lokalisation sowie die lymphatische Invasion erhöht wurde (AUC 0,81).

Vorhersagekraft für Chemotherapien

In Subgruppenanalysen habe das NAT-Resistenz-Risikomodell eine „bemerkenswerte Genauigkeit“ bei der Unterscheidung von NAT-Non-Respondern von Respondern für jedes Stadium gezeigt, so die Autoren. Sie geben eine AUC von 0,80 bei ESCC-Patienten im Stadium I und II und 0,79 bei Patienten im Stadium III und IV an.

Das Modell zeige auch ein „beeindruckendes“ Potenzial für Prognosen bei allen Patienten, die entweder eine neoadjuvante Chemoradiotherapie oder eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten hätten (AUC 0,88 bzw. 0,77), heißt es weiter.

Anwendung in der Praxis

Das Team übertrug das Modell erfolgreich auf einen Flüssigbiopsie-Assay mit einer AUC von 0,78. Eine multivariate Regressionsanalyse ergab, dass das Modell ein unabhängiger Prädiktor für das Ansprechen auf NAT ist, mit einer Odds Ratio von 6,10 (p < 0,01).

„Da wir in die Ära der Präzisionsonkologie eintreten, ist es unerlässlich, dass wir Patienten eine Behandlung anbieten, die eine höhere Wahrscheinlichkeit des Nutzens und eine minimale Toxizität aufweist“, schreiben Goel und Kollegen.

„Unsere Studie liefert einen Proof-of-Concept-Test für die Präzisionsmedizin, der in zukünftigen prospektiven klinischen Studien weiter validiert werden kann“, so die Autoren.

Der Beitrag wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
 

Kommentar

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