Das Versorgungsdilemma: Deutschland braucht Ärzte aus dem Ausland, doch die fehlen dann in den Ursprungsländern

Presseagentur Gesundheit (pag)

Interessenkonflikte

17. Mai 2022

Ohne Zuwanderung bricht das deutsche Gesundheitswesen zusammen. Das ist eine Botschaft des Sachverständigenrats (SVR) für Integration und Migration und seines Jahresgutachtens 2022 [1]. Doch die Anerkennung von Berufsabschlüssen stellt in der Bundesrepublik ein Problem dar. Und in den Herkunkftsländern führt die Abwerbung zu Fachkräftemangel. 

Menschen mit Migrationshintergrund sind im deutschen Gesundheitswesen sichtbar. „Mehr als ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte hat einen Migrationshintergrund“, verdeutlicht SVR-Vorsitzende Prof. Dr. Petra Bendel. Und das Gesundheitswesen benötige wegen des demografischen Wandels noch mehr Zuwanderung.

Das sagt nicht nur der SVR, sondern auch die Bundesärztekammer (BÄK): In Deutschland tätige Ärzte aus dem Ausland stellten bisher einen „entlastenden Faktor“ in der medizinischen Versorgung dar, teilt die Kammer anlässlich ihrer jüngst veröffentlichten Ärztestatistik 2021 mit.

Doch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse dauere laut SVR zu lange, sei aufwendig, bürokratisch, intransparent und uneinheitlich. Die Autoren des Gutachtens appellieren an die Bundesländer: „Um die Verfahren effizienter und transparenter zu machen, sollten sie die Prozesse möglichst weiter vereinfachen, einheitlich gestalten und die beteiligten Behörden stärker verzahnen.“

Allerdings ist die Abwanderung ausländischer Ärzte nicht unproblematisch für die Heimatländer. „Das kann zu Krisen in den Gesundheitssystemen führen“, merkt SVR-Mitglied Prof. Dr. Steffen Mau an. Und dafür müsse man nicht einmal auf einen anderen Kontinent blicken: Ein Viertel der rumänischen Ärzte arbeite im Ausland, hält Mau fest. „Reines Abschöpfen von Fachkräften“ sei im globalen Kontext nicht sinnvoll.

Keine Frage, Menschen mit Migrationshintergrund sind im deutschen Gesundheitswesen sichtbar, allerdings kaum als Funktionäre in den Kassenärztlichen Vereinigungen oder Kammern. Eine Quote fordert der SVR allerdings nicht. Bendel sieht die Organisationen selbst in der Pflicht.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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