Bei koronarer Herzkrankheit Patienten besser nach Schlafstörungen fragen – neue Studie zeigt Assoziation mit MACE

Dr. Thomas Kron 

Interessenkonflikte

16. Mai 2022

Viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) leiden an Schlafstörungen. Aktuelle Daten zeigen, dass Schlafstörungen bei KHK-Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) einhergehen. Die Forschungsergebnisse sind auf dem ESC Preventive Cardiology 2022, einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, vorgestellt und in SLEEP Advances veröffentlicht worden [1]

„Schlafprobleme werden meist mit psychischen Problemen in Verbindung gebracht; unsere Studie ergab, dass Schlafstörungen allerdings auch signifikant mit kardialen Ereignissen verbunden sind – und zwar sogar nach Berücksichtigung von Angst- und Depressions-Symptomen“, so der Hauptautor Lars Frojd von der Universität Oslo. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Herz-Patienten auf Schlafstörungen untersucht und entsprechend behandelt werden sollten.“

 
Unsere Studie ergab, dass Schlafstörungen ... auch signifikant mit kardialen Ereignissen verbunden sind. Lars Frojd  
 

Studie mit mehr als 1.000 KHK-Patienten

An der prospektiven Studie nahmen 1.068 Patienten teil, die im Durchschnitt 16 Monate nach einem Herzinfarkt und/oder einem revaskularisierenden Eingriff (Stent-Implantation oder Bypass-Operation) behandelt wurden. Zu Beginn der Studie wurden Daten über Schlaflosigkeit, Risikofaktoren für erneute Herzinfarkte und Begleiterkrankungen erhoben.

Alle Teilnehmer füllten die Bergen Insomnia Scale, einen Fragebogen, aus. 6 Fragen beziehen sich auf die Fähigkeit, ein- und durchzuschlafen, auf vorzeitiges Aufwachen, auf das Gefühl, nicht ausreichend ausgeruht zu sein, auf Tagesmüdigkeit, welche das berufliche und private Leben beeinträchtigt, und auf die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit dem Schlaf. 

Zu den Risikofaktoren gehörten das C-reaktive Protein, der Raucherstatus, das LDL-Cholesterin, Diabetes, körperliche Aktivität, der Taillenumfang und der systolische Blutdruck. Begleiterkrankungen waren Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke, periphere Arterienerkrankung und Nierenversagen.

Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen (MACE; kardiovaskulärer Tod, Krankenhausaufenthalt aufgrund von Myokardinfarkt, Revaskularisierung, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz).

Der Frauenanteil lag bei 21%, und die Teilnehmer waren im Durchschnitt 62 Jahre alt. Fast die Hälfte von ihnen (45%) litt unter Schlafstörungen. 24% der Probanden hatten in der letzten Woche Schlafmittel eingenommen. 

MACE bei Schlafstörungen signifikant häufiger 

Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 4,2 Jahren traten bei 225 Patienten insgesamt 364 MACE auf.

Im Vergleich zu den Patienten ohne Schlafstörungen betrug das relative Risiko für rezidivierende MACE bei Patienten mit Schlafstörungen 1,62 (nach Anpassung für Alter und Geschlecht), 1,49 nach zusätzlicher Anpassung für koronare Risikofaktoren und 1,48 nach zusätzlicher Anpassung für Begleiterkrankungen. 

Die Assoziation zwischen Schlaflosigkeit und rezidivierenden MACE blieb mit einem relativen Risiko von 1,41 auch dann signifikant, wenn Angst und Depressionen bei der Berechnung berücksichtigt wurden.

Nach Angaben der Autoren hätten weitere Berechnungen ergeben, dass Schlafstörungen für 16% der rezidivierenden MACE verantwortlich gewesen seien, nach Rauchen (27%) und geringer körperlicher Aktivität (21%). Lars Frojd: „Das bedeutet, dass 16% der wiederkehrenden schweren kardiovaskulären Ereignisse hätten vermieden werden können, wenn keiner der Teilnehmer an Insomnien gelitten hätte.“

Der Beitrag ist im Original erschienen bei Univadis.de.

 

Kommentar

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