Eine Metaanalyse zu musikalischen Interventionen mit therapeutischer Absicht hat ergeben, dass insbesondere die psychische Dimension der Lebensqualität sich klinisch bedeutsam verbessert, wenn zusätzlich zur Standardtherapie Musik gespielt, gehört oder gesungen wird [1].
Recherche in der wissenschaftlichen Literatur
Zum Hintergrund: Musik kann die Stimmung verbessern und wird teilweise gezielt zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Unklar ist jedoch, wie stark sich verschiedene Interventionen auf die Lebensqualität auswirken und wie groß die Effekte im Vergleich zu etablierten Therapien sind.
Genau hier setzen die Forscher mit einer systematischen Übersicht und Metaanalyse von randomisierten- und Einzelgruppen-Studien zur gesundheits-verwandten Lebensqualität (HRQOL) unter dem Einfluss von Musik an. Sie suchten nach Studien, die Effekte vor und nach der Intervention anhand des 36 oder 12 Punkte umfassenden „Health Survey Short Form“-Fragebögen (SF-36 und SF-12) erfassten. Dabei wurden die geistige (MCS) und die körperliche (PCS) Komponente separat betrachtet.
Durchsucht wurden die Datenbanken MEDLINE, Embase, Web of Science, PsychINFO, ClinicalTrials.gov und die Internationale Plattform für klinische Studienregister bis Ende Juli 2021.
Metaanalyse mit 26 Studien und 779 Teilnehmern
An 26 Studien, die alle Einschlusskriterien erfüllten, hatten insgesamt 779 Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 60 Jahren teilgenommen. 10 Studien untersuchten das Musikhören, 8 das Singen, 7 eine Form der Musiktherapie, und 1 Studie fokussierte sich auf Gospel-Musik. Empfänger der musikalischen Interventionen waren z.B. Patienten mit Bluthochdruck, Depressionen, Herzerkrankungen, Osteoarthrose und Demenz, aber auch Gesunde.
Die Autoren berichten über signifikante Verbesserungen in Zusammenhang mit der Intervention – sowohl bei der geistigen als auch bei der körperlichen Komponente. Die mittleren Differenzen mit 95%-Konfidenzintervallen und P-Werten betrugen:
MCS: 2,95 Punkte (1,39-4,51; p < 0,001)
PCS: 1,09 Punkte (0,15-2,03; p = 0,02)
In einer Subgruppen-Analyse von 8 Studien zu unterschiedlichen Indikationen verbesserte die zusätzliche Applikation von Musik den MCS gegenüber der Standardtherapie ebenfalls signifikant: Die mittlere Differenz betrug 3,72 Punkte (95%-KI 0,40-7,05; p = 0,03). Wie die Autoren anmerken, gelte ein Minimum von 3 Punkten auf dieser Skala als klinisch relevant.
Weder die Art noch die Dosis der Musik-Intervention beeinflusste die Effektgrößen. Auch fanden die Forscher keine Beweise für Verzerrungen durch kleine Studien.
Offene Fragen zum Einsatz von Musik
In dieser Metanalyse waren Interventionen mit Musik mit klinisch bedeutsamen Verbesserungen der Lebensqualität assoziiert. Weil die Studien mit durchschnittlich weniger als 30 Teilnehmern klein waren und die Ergebnisse stark variierten, konnten den Autoren zufolge keine Schlüsse über die optimale Intervention bei verschiedenen Szenarien gezogen werden.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Neue Metaanalyse: Musik mit verbesserter Lebensqualität assoziiert – vor allem die Psyche scheint zu profitieren - Medscape - 29. Apr 2022.
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