Künstliche Süßstoffe werden als Zuckerersatz in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln eingesetzt. Über ihre karzinogenen Auswirkungen gab es bislang keine aussagekräftigen Erkenntnisse. Eine in Plos Medicine erschienene Studie liefert nun neue Belege [1].
Die 3 häufigsten Süßstoffe untersucht
In der französischen Kohortenstudie sollte die Assoziation zwischen dem Konsum künstlicher Süßstoffe (insgesamt und für die 3 häufigsten Süßstoffe Aspartam (E951), Acesulfam-K (E950) und Sucralose (E955)) und dem Risiko für Krebserkrankungen (insgesamt und Organspezifisch) untersucht werden.
Dazu wurden Daten von 102.865 Erwachsenen aus der NutriNet-Santé Studie ausgewertet (mediane Follow-Up-Zeit: 7,8 Jahre). Die Ernährung und der Konsum von Süßstoffen wurden durch wiederholte 24-Stunden-Protokolle erfasst, insbesondere durch die Nennung von Markennamen.
Bei der Berechnung der Assoziation mit der Krebsinzidenz wurden weitere Einflussfaktoren miteinberechnet, darunter Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, körperliche Aktivität, Rauchen, Body-Mass-Index (BMI), Körpergröße, Gewichtszunahme während des Beobachtungszeitraums, Diabetes, Krebserkrankungen in der Familie, Anzahl der 24-Stunden-Protokolle, ebenso der Konsum von Alkohol, Natrium, gesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Zucker, Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Milchprodukten.
Erhöhtes Krebsrisiko bei höherem Konsum
Es zeigte sich im Vergleich mit Personen, die keine Süßstoffe konsumierten, für Menschen mit einem hohen Konsum (oberhalb des Medians) ein erhöhtes Krebsrisiko (3.358 Fälle, Hazard Ratio: 1,13; p = 0,002). Insbesondere für die Aufnahme von Aspartam (HR: 1,15; p = 0,002) und Acesulfam-K (HR: 1,13; p = 0,007) bestand ein erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken.
Das erhöhte Risiko zeigte sich für Aspartam bei Brustkrebs (979 Fälle, HR: 1,22; p =0,036) und Adipositas-assoziierten Krebserkrankungen (2023 Fälle, HR: 1,15, p =0,026), wobei diese auch bei erhöhtem Gesamtkonsum von Süßstoffen häufiger vorkamen (HR: 1,13; p = 0,036).
Europäische Behörden sollten neuen Erkenntnisse berücksichtigen
Zu den Limitationen der Studie zählen ein möglicher Selektionsbias, Verzerrung durch Störfaktoren (residual Confounding) und eine mögliche reverse Kausalität, auch wenn Sensitivitätsanalysen durchgeführt wurden, um diesen möglichen Schwachpunkten nachzugehen.
Die Studienautoren resümieren, dass bei der Evaluierung von Risiken von Zusatzstoffen die neuen Erkenntnisse durch europäische Behörden berücksichtigt werden sollten.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.
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Photographer: © Monika Wisniewska
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Diesen Artikel so zitieren: Keine Kalorien, dafür krebsfördernd? 3 Süßstoffe mit erhöhtem Risiko assoziiert - Medscape - 28. Apr 2022.
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