Die Behandlung einer akuten Perikarditis ohne zusätzliche Herztamponade hängt davon ab, ob eine primäre Ursache festgestellt oder zumindest stark vermutet wird. Bei der idiopathischen Perikarditis werden die Schmerzen und die Entzündung bekämpft. Ob sich dadurch eine Tamponade oder langfristige Komplikationen wie eine konstriktive Perikarditis oder ein Perikarditis-Rezidiv verhindern lassen, ist ungeklärt.
Obwohl NSAID die typische Hauptstütze der Therapie sind, sprechen manche Daten dafür, dass Colchicin (2-mal tgl. 0,6 mg über 90 Tage) ein Rezidiv einer idiopathischen Perikarditis verhindern könne. Dennoch werden häufig Aspirin (2-4 g/Tag), Indometacin (75-225 mg/Tag) oder Ibuprofen (1.600-3200 mg/Tag) verschrieben. Colchicin wird auch bei Patienten mit Perikarditis-Rezidiv bevorzugt.
Nach Einleitung einer antiphlogistischen Medikation bessern sich die Symptome meist innerhalb weniger Tage. Bestehen die Thoraxschmerzen auch 2 Wochen nach Behandlungsbeginn noch fort, sollte ein anderer Wirkstoff oder eine Kombinationstherapie in Betracht gezogen werden.
Wenn ein Patient trotz der Kombinationstherapie weiterhin über Brustschmerzen klagt, kommen auch Kortikoide infrage. Einige Daten deuten jedoch darauf hin, dass ihr Einsatz das Rezidivrisiko erhöht. Bei Patienten, die nach einer kurzfristigen Therapie mit niedrig dosierten Kortikoiden einen Rückfall erleiden, lässt sich häufig eine symptomatische Linderung erreichen, wenn über 4 Wochen Prednison in höherer Dosierung verabreicht wird (1-1,5 mg/kg Körpergewicht täglich) [2,3,5].
Die Therapie der sekundären Perikarditis ist auf die primäre Ursache ausgerichtet. Bei einer HIV-assoziierten Perikarditis sollten geeignete Antibiotika oder antivirale Mittel zur Bekämpfung der Infektion eingesetzt werden. Bei Personen mit einer Autoimmunerkrankung sind in der Regel Steroide oder andere Immunmodulatoren in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt angebracht.
Die Diagnose einer akuten Perikarditis sollte nur gestellt werden, wenn ein hörbares Reiben des Herzbeutels oder Schmerzen in der Brust mit typischen EKG-Befunden, insbesondere einer ausgedehnten ST-Strecken-Hebung, verbunden sind. Folgende Punkte sind Indikatoren für eine schlechte Prognose: Temperaturanstieg auf über 38°C, subakuter Beginn (d.h. Symptome, die sich über mehrere Wochen entwickeln), immunsupprimierter Zustand, Perikarditis als Traumafolge, orale Antikoagulation in der Vorgeschichte, Myoperikarditis (Perikarditis mit klinischem oder serologischem Nachweis einer Myokardbeteiligung), großer Perikarderguss (ein echofreier Raum von > 20 mm Breite) und Herztamponade [2].
Der Patient in vorliegenden Fall wies mehrere Risikofaktoren für eine KHK auf, doch seine Anamnese war typisch für eine akute Perikarditis. Obwohl die anfängliche körperliche Untersuchung keine auffälligen Befunde lieferte, wurde bei der neuerlichen Auskultation einige Stunden später ein Reibegeräusch festgestellt. Auch das initiale EKG war zunächst nicht eindeutig, doch am nächsten Morgen konnten in einem weiteren EKG deutlichere Veränderungen ausgemacht werden (Abb. 2).
Abb. 2
Der CK-Wert ging allmählich zurück und das Troponin blieb normal. In Anbetracht dieser Befunde wurde ein 2-dimensionales Echokardiogramm angeordnet. Die Überprüfung von BSG und CRP-Wert blieb unauffällig. Auch die Bestimmungen von Rheumafaktor und antinukleären Antikörpern waren normal.
Der Patient erhielt am ersten Tag 2 mg Colchicin, das dann über weitere 90 Tage mit 2-mal tgl. 0,5 mg verordnet wurde. Seine Beschwerden klangen dann innerhalb von 24 Stunden ab, sodass er wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Bei einem ambulanten Belastungstest wurden keine Anzeichen einer kardialen Ischämie festgestellt.
Medscape © 2022 WebMD, LLC
Die dargestellte Meinung entspricht der des Autors und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten von WebMD oder Medscape wider.
Diesen Artikel so zitieren: Dieser 60-jährige multimorbide Patient leidet an Brustschmerzen nach einer Infektion – Ihr Verdacht? - Medscape - 12. Mai 2022.
Kommentar