Viel Beratungsbedarf in Arztpraxen: Leidet der Patient an Long-COVID, Post-COVID oder an Fatigue?

Redaktion Coliquio

Interessenkonflikte

21. April 2022

Die Vertragsärzteschaft erwartet eine deutliche Zunahme von Long-COVID-Fällen. Schon jetzt sei der Beratungsbedarf in den Arztpraxen „immens“, sagte der Vorstandvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Wie sind Long-/Post-COVID zu diagnostizieren und wie ist der Zusammenhang mit Fatigue? Wir haben aktuelle Fragen aus der Ärzteschaft beleuchtet.

Wann spricht man von Long-COVID, wann von Post-COVID?

Laut aktueller S1-Leitlinie zu Long-/Post-COVID kann eine der folgenden vier Kategorien herangezogen werden, um Post-/Long-COVID zu diagnostizieren:

  • Symptome aus der akuten COVID-19-Phase oder aus deren Behandlung sind weiterhin vorhanden.

  • Es gibt Symptome, die zu einer neuen gesundheitlichen Einschränkung geführt haben.

  • Patienten leiden an neuen Symptomen, welche nach Ende der akuten Phase aufgetreten sind, aber als Folge der COVID-19-Erkrankung verstanden werden.

  • Es kommt zu einer Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung.

Symptome, die sehr häufig auftreten, sind Fatigue, Dyspnoe (in Ruhe, unter Belastung), Leistungs-/Aktivitätseinschränkungen, Kopfschmerzen sowie Geruchs- oder Geschmacksstörungen. 

Zur Abgrenzung zwischen Long-COVID und Post-COVID bietet die Leitlinie folgende Orientierung: Bei der akuten COVID-19-Erkrankung persistieren die Symptome für bis zu 4 Wochen. Haben Patienten 4 bis 12 Wochen lang Beschwerden, spricht man von Long-COVID. Halten die Symptome länger als 12 Wochen an (und sind nicht erklärbar durch eine andere Diagnose), spricht man vom Post-COVID-19-Syndrom.

Welche Verbindungen gibt es zwischen Long-/Post-COVID und Fatigue?

Unabhängig von der Schwere der akuten COVID-19-Infektion leiden Patienten sehr häufig an Fatigue. Das Chronische Fatigue-Syndrom (CFS) ist eine subjektiv oft stark einschränkende, zu den vorausgegangenen Anstrengungen unverhältnismäßige, sich durch Schlaf oder Erholung nicht ausreichend bessernde subjektive Erschöpfung auf somatischer, kognitiver und/oder psychischer Ebene. Die Post-COVID-Fatigue findet sich verteilt über alle Altersgruppen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.

Wie diagnostizieren Ärzte das CFS?

Zur Einschätzung von Symptomatik und Schweregrad können Selbstauskunftsinstrumente wie die Fatigue Skala (FS), die Fatigue Severity Scale (FSS) oder die Fatigue Assessment Scale (FAS) eingesetzt werden. Die individuell berichteten Fatigue-Symptome (körperlich, kognitiv, emotional) werden eruiert, und differentialdiagnostisch werden andere Organ- oder psychische Erkrankungen ausgeschlossen. 

Bisher ist keine kausale Therapie der Fatigue bekannt. Therapieziel sollte laut Leitlinie eine Symptomlinderung sowie die Vermeidung einer Chronifizierung sein.

Gibt es schon Medikamente, die bei Long-/Post-COVID empfohlen werden?

Gesicherte therapeutische Interventionen beim Long-/Post-COVID gibt es noch nicht. Bislang orientiert sich die Therapie an den Symptomen. Doch Wissenschaftler untersuchen verschiedene Wirkstoffe. 

Beispielsweise wird in Erlangen in einer neu aufgelegten klinischen Studie der Wirkstoff BC 007 als Therapeutikum für Autoantikörper-positive Long-COVID-Erkrankte getestet. Das nicht modifizierte DNA-Aptamer BC 007 macht Autoantikörper unschädlich, die sich gegen körpereigene Proteine richten. 

Weil die Symptome bei Long-/Post-COVID jedoch sehr komplex sind, wird es voraussichtlich kein universell einsetzbares Medikament geben.

Sind Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der Therapie sinnvoll?

Zur Gabe des Coenzyms Q10 bei Lungenerkrankungen liegen bereits Daten vor. Eine randomisierte Studiezeigte, dass eine Supplementation mit Q10 und Kreatin bei COPD-Erkrankten die funktionelle Leistungsfähigkeit, die Körperzusammensetzung und die Wahrnehmung der Atemnot verbessern kann. Ziel ist es, dass mehr Sauerstoff in die Zelle gelangt, um das mitochondriale System zu unterstützen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de

 

Kommentar

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