Neue Routine statt OP bei obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie? Gute Langzeitergebnisse mit Mavacamten

Dr. Mitchel L. Zoler

Interessenkonflikte

14. April 2022

Patienten mit symptomatischer obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie (oHCM), die im Median 62 Wochen lang mit Mavacamten behandelt wurden, zeigten weiterhin dasselbe sichere Ansprechen auf das Medikament wie nach den ersten 30 Wochen der Therapie.

Die neuen Ergebnisse einer längerfristigen Behandlung sind ein gutes Zeichen für Mavacamten. Denn wenn der Myosin-Modulator in der Routinepraxis eingesetzt wird, um Patienten mit oHCM eine invasive Prozedur zu ersparen, werde die Dauer der Mavacamten-Behandlung wahrscheinlich über viele Jahre und sogar Jahrzehnte fortgesetzt werden müssen, sagte Dr. Florian Rader, der die Ergebnisse auf dem Kongress des American College of Cardiology vorstellte [1].

„In der Praxis wird Mavacamten wahrscheinlich viele, viele Jahre lang eingesetzt werden, vor allem, weil es die Therapie zur Septumverkleinerung ersetzt, so dass wir Langzeitdaten benötigen“, sagte Rader während einer Pressekonferenz zu seinem Bericht. Er sei „sehr zufrieden mit den Langzeitdaten“ aus der Folgestudie.

 
In der Praxis wird Mavacamten wahrscheinlich viele, viele Jahre lang eingesetzt werden, vor allem, weil es die Therapie zur Septumverkleinerung ersetzt, so dass wir Langzeitdaten benötigen. Dr. Florian Rader
 

Die US-Arzneimittelbehörde FDA prüft derzeit, ob Mavacamten für die Behandlung von Patienten mit oHCM zugelassen werden soll; eine Entscheidung wird bis Ende April 2022 erwartet. In Europa ist die Substanz ebenfalls noch nicht zugelassen.

Verlängerte Studiendauer

In der Studie, über die Rader berichtete, wurden 231 Patienten mit symptomatischer oHCM untersucht, die die 30-wöchige Zulassungsstudie mit Mavacamten – EXPLORER-HCM – abgeschlossen und sich für eine offene, erweiterte Behandlung mit Mavacamten entschieden hatten. Dazu setzten sie entweder die während der Studie begonnene Behandlung mit Mavacamten fort oder stiegen auf das Medikament um, wenn sie während der Studie ein Placebo erhalten hatten.

 
Bis jetzt gab es keine gute medizinische Behandlung für symptomatische oHCM. Dies wird die Therapielandschaft verändern. Prof. Dr. Maya E. Guglin
 

Die wichtigsten Ergebnisse von EXPLORER-LTE (verlängerte Studiendauer) waren, dass eine fortgesetzte Behandlung über median etwa 62 Wochen die Sicherheits- und Wirksamkeitsergebnisse beibehielt, die schon am Ende der verblindeten, randomisierten 30-wöchigen Anfangsphase beobachtet wurden, sagte Rader, Spezialist für hypertrophe Kardiomyopathie und Aortopathien am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.

Fast schon revolutionär

Mavacamten stellt eine „fast revolutionäre Veränderung“ in der Behandlung von oHCM dar, kommentierte Prof. Dr. Maya E. Guglin, die an der Indiana University, Indianapolis, auf die Therapie von Herzinsuffizienz spezialisiert ist. „Bis jetzt gab es keine gute medizinische Behandlung für symptomatische oHCM. Dies wird die Therapielandschaft verändern und zweifellos auch die Richtlinien für die Behandlung von oHCM“, sagte Guglin auf der Pressekonferenz.

„Wir alle, die wir Patienten mit oHCM betreuen, haben auf eine krankheitsspezifische Therapie gewartet. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Sicherheit und Wirksamkeit auch in der langfristigen Nachbeobachtung hoch sind“, kommentierte Prof. Dr. Kyle W. Klarich, Kardiologe an der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, der auf die Behandlung von Patienten mit oHCM spezialisiert ist.

 
Wir alle, die wir Patienten mit oHCM betreuen, haben auf eine krankheitsspezifische Therapie gewartet. Prof. Dr. Kyle W. Klarich
 

Mavacamten ist ein direkter Myosin-Inhibitor, der die übermäßige Anzahl von Myosin-Actin-Querbrücken reduziert, die sich bei Patienten mit oHCM bilden, und damit direkt auf die Pathophysiologie abzielt, die der Erkrankung zugrunde liegt, erklärte Rader.

Leichte oder mäßige Nebenwirkungen

Die Patienten, die in der von Rader berichteten Langzeitstudie mit Mavacamten behandelt wurden, waren im Durchschnitt 60 Jahre alt und zu 61% Männer.

Der Gradient des linksventrikulären Ausflusstrakts (LVOT) in der Ruhephase sank nach 48 Wochen Behandlung um durchschnittlich 35,6 mmHg und nach 84 Wochen um 32,8 mmHg. Als die Prüfer den LVOT-Gradienten während eines Valsalva-Manövers maßen, betrug die Verringerung gegenüber dem Ausgangswert im Durchschnitt 45,3 mmHg nach 48 Wochen und 46,4 mmHg nach 84 Wochen.

Auch die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) in Ruhe nahm ab, und zwar um durchschnittlich 7% gegenüber dem Ausgangswert nach 48 Wochen und um durchschnittlich 9% nach 84 Wochen. Nach 48 Wochen Behandlung erreichten 68% der Patienten eine Verbesserung ihrer NYHA-Funktionsklasse um mindestens ein Stadium im Vergleich zum Ausgangswert.

Die Ergebnisse zur Sicherheit zeigten, dass die meisten behandlungsbedingten Nebenwirkungen leicht oder mäßig ausgeprägt waren und dass bei etwa 2% der Patienten eine schwerwiegende arzneimittelbedingte Nebenwirkung auftrat. 10 der 231 Patienten brachen die Behandlung mit Mavacamten aufgrund eines behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisses ab.

Dieser Artikel wurde von Ute Eppinger aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
 

Kommentar

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