Kardiotoxische Effekte von CAR-T-Zellen; Mammographie zur Erkennung kardiovaskulärer Risiken; ASS beim multiplen Myelom

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

22. März 2022

Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um 2 kardioonkologische Themen: Eine Übersichtsarbeit beschreibt kardiotoxische Effekte und ihre Behandlung bei CAR-T-Zell-Therapie und Ergebnisse aus dem MINERVA-Projekt legen nahe, Mammographie-Befunde bei älteren Frauen zur Risikobeurteilung für kardiovaskuläre Erkrankungen einzusetzen. Eine Endometriose ist genetisch mit einem Ovarialkarzinom verbunden, sie erhöht das Krebsrisiko jedoch glücklicherweise nur wenig. Und noch eine Studie zur „Wunderwaffe“ ASS: Die ASS- Einnahme war bei Patienten mit multiplem Myelom mit geringerer Sterblichkeit assoziiert.

  • CAR-T-Zell-Therapie: Kardiotoxische Wirkungen erkennen und behandeln

  • Mammographie: Gefäß-Verkalkungen mit atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert

  • Multiples Myelom: ASS-Einnahme mit geringerer Sterblichkeit assoziiert

  • Brustkrebs bei Männern: Erhöhtes Risiko nach Krebs im Kindesalter

  • Kolonkarzinom: Risiko steigt mit übergewichtigen Lebensjahren

  • Ovarialkarzinom: Genetisch mit Endometriose verbunden

CAR-T-Zell-Therapie: Kardiotoxische Wirkungen erkennen und behandeln

CAR-T-Zellen werden immer häufiger zur Behandlung hämatologischer und auch solider Tumoren eingesetzt. Die durch die Therapie ausgelösten systemischen Entzündungen können sich auch am Herz-Kreislauf-System mit einer Reihe von unerwünschten Wirkungen zeigen. In einem Review im European Heart Journal diskutieren Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen die derzeit bekannten Risiken dieser Behandlungsform, beschreiben Inzidenz, Charakteristika sowie Therapieoptionen und stellen einen Algorithmus zum kardio-onkologischen Management der Patienten vor.

Das für die CAR-T-Zell-Therapie typische Zytokin-Freisetzungs-Syndrom induziert eine Reihe kardiovaskulärer Effekte, z.B. Sinustachykardie und Hypotonie, QT-Intervall-Verlängerung, Tachyarrhythmien sowie myokardiale Ischämien und venöse Thromboembolien. Weitere Nebenwirkungen können sich als Änderungen der Herzfunktion mit Herzinsuffizienz und kardiogenem Schock zeigen.

Mammographie: Gefäß-Verkalkungen mit atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert

Bei der Mammographie älterer Frauen sichtbare Gefäßverkalkungen sind mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen assoziiert und könnten zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos verwendet werden. Dies zeigen Ergebnisse aus dem kalifornischen MINERVA-Projekt (Multiethnic Study of Breast Arterial Calcium Gradation and Cardiovascular Disease), publiziert in Circulation: Cardiovascular Imaging .

Die Arbeitsgruppe wertete die Mammographien von 5.059 Frauen im Alter zwischen 60 und 79 Jahren aus, wobei 1.338 Frauen (26,5%) Gefäßverkalkungen aufwiesen. In den folgenden 6,5 Jahren erlitten 427 Frauen (8,4%) ein kardiovaskuläres Ereignis, darunter waren 155 Frauen (3,0%) mit einem atherosklerotisch bedingten Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Eine für klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren adjustierte Regressionsanalyse ergab, dass die Brustgefäß-Verkalkung mit einem um 51% erhöhten Risiko für ein atherosklerotisch bedingtes kardiovaskuläres Ereignis und mit einem um 23% erhöhten Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis insgesamt assoziiert war.

Im begleitenden Editorial werden als Stärke der Studie die prospektive Analyse der Daten sowie die große vielfältige Kohorte hervorgehoben. Die Studie werfe die Frage auf, ob und wie die Messung der Gefäß-Verkalkungen in der Brust in die klinische Praxis und in die Empfehlungen zur Primärprävention bei Frauen integriert werden könnte.

Multiples Myelom: ASS-Einnahme mit geringerer Sterblichkeit assoziiert

Bei Patienten mit multiplem Myelom ist die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) mit einer geringeren Myelom-spezifischen Sterblichkeit assoziiert als bei Patienten, die kein ASS einnehmen. Dies berichtet eine amerikanische Arbeitsgruppe in Cancer Epidemiology, Biomarker & Prevention .

Die Arbeitsgruppe analysiert die Daten von 463 Patienten mit multiplem Myelom aus der Health Professionals Follow-Up-Study und der Nurses‘ Health Study, die in den Fragebögen eine regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure angegeben hatten.

Die ASS-Verwender hatten im Vergleich zu Nicht-ASS-Verwendern eine multivariable Hazard-Ratio für die Myelom-spezifische Sterblichkeit von 0,61 und für die Gesamtsterblichkeit von 0,63 nach Adjustierung an Alter bei Diagnose, Zeit nach Diagnose, Geschlecht, Body-Mass-Index, ASS-Gebrauch vor der Diagnose und Komorbiditäten.

Mit steigender ASS-Dosis zeigte sich ein mäßiger Trend für eine weitere Senkung der Sterblichkeit. Die Ergebnisse unterschieden sich nicht vor und nach der Verfügbarkeit neuer Therapien.

Die Autoren sind der Meinung, dass diese Ergebnisse den Einsatz von ASS als ergänzende Strategie bei Patienten mit multiplem Myelom unterstützen.

Brustkrebs bei Männern: Erhöhtes Risiko nach Krebs im Kindesalter

Männer, die im Kindesalter an Krebs erkrankt waren, haben ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken, wobei das absolute Risiko aufgrund der insgesamt geringen Zahl der Erkrankungen niedrig ist. Eine internationale Arbeitsgruppe hat dieses Ergebnis eines systematischen Reviews im European Journal of Cancer publiziert.

Sie analysierte 38 Veröffentlichungen (31 Beobachtungsstudien, 7 Fallberichte), in denen männlicher Brustkrebs nach Krebserkrankung im Kindesalter berichtet worden ist und sie analysierte die Daten der PanCareSurFup-Kohorte (PanCare Childhood and Adolescent Cancer Survivor Care and Follow-Up Studies).

In den Studien Männer erkrankten die Männer nach einer Nachbeobachtungszeit zwischen 24 und 42 Jahren an Brustkrebs. In der PanCareSurFup-Kohorte kam es bei 37.738 Männern zu 16 Brustkrebserkrankungen. Im Vergleich zur Normalbevölkerung war das Risiko der Männer mit Krebs im Kindesalter um das 22,3-Fache erhöht. Das 5- und 10-Jahres-Überleben nach der Brustkrebserkrankung betrug 60,3 bzw. 43,0%. Unklar ist, ob weitere Risikofaktoren eine Rolle spielen.

Die Autoren sind der Ansicht, dass aufgrund der geringen Häufigkeit der männlichen Brustkrebs-Erkrankungen nach Krebs im Kindesalter in regelmäßiges Screening nicht gerechtfertigt ist, dass die behandelnden Ärzte jedoch sorgfältig auf entsprechende Symptome achten sollten, um die Diagnose nicht zu verzögern.

Kolonkarzinom: Risiko steigt mit übergewichtigen Lebensjahren

Die Anzahl an Lebensjahren, in denen ein Mensch übergewichtig ist, hat eine höhere Aussagekraft für das Darmkrebsrisiko als eine einmalige Bestimmung des Körpergewichts. Im Vergleich zu Menschen, die ihr Leben lang Normalgewicht gehalten haben, erkranken dauerhaft Übergewichtige bis zu zweieinhalbmal häufiger an Darmkrebs. Dies ist ein weiteres Ergebnis aus der DACHS-Studie (Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening), die Forscher des DKFZ in Heidelberg um Prof. Dr. Hermann Brenner nun in JAMA Oncology publiziert haben.

Die DACHS-Teilnehmer wurden nach ihrem Gewicht in verschiedenen Lebensaltern seit ihrem 20. Lebensjahr gefragt. Anhand dieser Angaben errechneten die DKFZ-Epidemiologen für jeden der 5.635 Patienten und 4.515 Kontrollpersonen die Anzahl an Lebensjahren mit Übergewicht. Zusätzlich berücksichtigten die Forscher auch das Ausmaß der überzähligen Pfunde.

Es zeigte sich, dass Übergewichtige im Vergleich zu dauerhaft normalgewichtigen Teilnehmern ein höheres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken. Das Risiko steigt mit der Anzahl der übergewichtigen Lebensjahre und dem Ausmaß des Übergewichts. Personen, die über lange Zeit übergewichtig waren, erkrankten zweieinhalbmal so oft an Darmkrebs wie dauerhaft Normalgewichtige.

„Aus unserer Studie wird deutlich, dass das Übergewicht einen noch größeren Einfluss auf das Darmkrebsrisiko hat, als bislang angenommen. Es ist zu vermuten, dass das auch für viele andere Erkrankungen gilt, für die das Übergewicht ein bekannter Risikofaktor ist. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, bereits im Kindes- und Jugendalter vorzubeugen, dass Übergewicht entsteht“, so Brenner in einer Pressemitteilung.

Ovarialkarzinom: Genetisch mit Endometriose verbunden

Zwischen Endometriose und Eierstockkrebs gibt es genetische Verbindungen. „Unsere Forschung zeigt, dass Personen, die bestimmte genetische Marker tragen, die sie für Endometriose prädisponieren, auch ein höheres Risiko für bestimmte Subtypen von epithelialem Eierstockkrebs haben“, so Forscher der Universität von Queensland in einer Pressemitteilung zu ihrer Publikation in Cell Reports Medicine .

Sie hatten die Genome von 15.000 Frauen mit Endometriose und 25.000 Frauen mit Eierstockkrebs auf eine Überschneidung der Risikofaktoren zwischen den beiden Krankheiten analysiert. Sie fanden 28 Loci, die mit beiden Erkrankungen assoziiert waren, bei 19 gab es Hinweise auf ein gemeinsames Signal.

Diese Ergebnisse stützen epidemiologische Beobachtungen, nach denen zwischen Endometriose und Ovarialkarzinom ein Zusammenhang besteht.

Nach Aussage der Autoren ist aber das Risiko für ein Ovarialkarzinom bei Frauen mit Endometriose nicht wesentlich erhöht: „Insgesamt haben Studien geschätzt, dass 1 von 76 Frauen das Risiko hat, im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs zu erkranken, eine Endometriose erhöht dieses Risiko leicht auf 1 von 55, so dass das Gesamtrisiko immer noch sehr gering ist.“

Die Forscher fanden jedoch Gene, die in Zukunft als Ziele einer Therapie der Erkrankungen dienen könnten. Möglicherweise könnten damit dann biologische Wege unterbrochen werden, die Krebs auslösen können.

 

Kommentar

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