David Bennett Sr. war der erste Mensch, der aufgrund seiner terminalen Herzinsuffizienz ein gentechnisch verändertes Schweineherz erhalten hatte. Doch vor wenigen Tagen starb der 57-Jährige im University of Maryland Medical Center (UMMC) in Baltimore, wo am 7. Januar 2022 auch die Transplantation stattgefunden hatte. Bennett lebte nach dem Eingriff noch 2 weitere Monate.

Dr. Bartley P. Griffith
Das UMMC hat zwar keine genaue Todesursache angegeben, doch erklärte man, dass sich Bennetts Zustand einige Tage vor seinem Tod verschlechtert hatte. Als deutlich wurde, dass er sich nicht mehr erholen würde, erhielt er eine umfassende palliative Versorgung und verbrachte seine letzten Stunden zusammen mit seinen Angehörigen.
„Wir sind sehr erschüttert über den Tod von Herrn Bennett. Er war ein freundlicher und mutiger Mann, der bis zum Schluss gekämpft hat. Seiner Familie und seinen Freunden gehört unsere aufrichtige Anteilnahme“, sagte Dr. Bartley P. Griffith, der die Transplantation durchgeführt hatte, in einer Erklärung.
„Wir sind ihm zu großem Dank für die einzigartige und historische Rolle, die er für die Xenotransplantation gespielt hat, verpflichtet“, fügte Dr. Muhammad M. Mohiuddin, Direktor des Xenotransplantationsprogramms für Herzerkrankungen an der University of Maryland School of Medicine, hinzu.

Dr. Muhammad M. Mohiuddin
"Unschätzbare Erkenntnisse" zur Xenotransplantation gewonnen
Bevor er das gentechnisch veränderte Schweineherz erhalten hatte, war Bennett zum Weiterleben auf ein mechanisches Kreislaufunterstützungssystem angewiesen. Eine Standard-Herztransplantation für ihn wurde an der UMMC und an anderen Zentren abgelehnt. Ein Linksherzunterstützungssystem kam bei ihm aufgrund von Herzrhythmusstörungen nicht infrage.
Nach der Operation funktionierte das transplantierte Schweineherz zunächst mehrere Wochen gut. Es gab keine Anzeichen für eine Abstoßungsreaktion. Der Patient konnte Zeit mit seiner Familie verbringen und erhielt Physiotherapie, durch die er wieder zu Kräften kommen sollte.
„Diese Transplantation hat zum ersten Mal gezeigt, dass ein gentechnisch verändertes Tierherz wie ein menschliches Herz funktionieren kann, ohne dass es vom Körper sofort abgestoßen wird.“ Dies erklärte das UMMC 3 Tage nach der Operation.
Dank Bennett „haben wir unschätzbare Erkenntnisse darüber gewonnen, dass ein gentechnisch verändertes Schweineherz im menschlichen Körper gut funktionieren kann, wenn das Immunsystem angemessen supprimiert wird“, so Mohiuddin. „Wir bleiben optimistisch und planen, unsere Arbeit in zukünftigen klinischen Studien fortzusetzen.“
Den Organmangel eines Tages beenden
David Bennett Jr., Sohn des Verstorbenen, sagte, die Familie sei „zutiefst dankbar für die zusätzliche Zeit und die Chance“, die seinem Vater von dem „großartigen Team“ der University of Maryland School of Medicine und des University of Maryland Medical Center geboten wurde.
„Wir haben noch einige wertvolle Wochen zusammen verbringen können, in denen er sich von der Transplantation erholte. Diese Wochen haben wir nur dank ihrer großen Leistungen gewonnen“, sagte Bennett Jr.
„Wir hoffen auch, dass die bei seiner Operation gewonnenen Erkenntnisse künftigen Patientinnen zugutekommen und hoffentlich eines Tages den Organmangel beenden, der jedes Jahr so viele Menschenleben kostet“, fügte er hinzu.
Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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Diesen Artikel so zitieren: „Erschütternd“: Erster Patient mit Schweineherz gestorben – Xenotransplantationen werden in klinischen Studien fortgesetzt - Medscape - 14. Mär 2022.
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