Ein Drittel der Deutschen nimmt einmal pro Woche Vitamine und Co zu sich – die meisten könnten sich das Geld sparen

Ute Eppinger

Interessenkonflikte

2. März 2022

Nahrungsergänzungsmittel liegen nach wie vor im Trend: Der aktuelle Verbrauchermonitor des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt: Ein Drittel der Bevölkerung nimmt mindestens einmal pro Woche Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel zu sich, jede 6. Person sogar täglich [1]. Das BfR weist daraufhin, dass der Körper bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung fast alle Vitamine in ausreichenden Mengen erhält.

 
Nahrungsergänzungsmittel sind für die meisten Menschen verzichtbar. Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel
 

„Nahrungsergänzungsmittel sind für die meisten Menschen verzichtbar“, sagt BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel in einer Pressemitteilung. Denn bei einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung erhält der Körper fast alle Vitamine in ausreichenden Mengen. „Wer hoch dosierte Vitamine einnimmt, ohne dass es nötig ist, riskiert eine Überversorgung und damit unerwünschte Auswirkungen auf die Gesundheit“, warnt Hensel.

Für die repräsentative Stichprobe waren zwischen dem 23. und 28. November vergangenen Jahres 1.023 Teilnehmer ab 16 Jahren online befragt worden.

Jeder 3. nimmt Nahrungsergänzungsmittel

93% der Befragten halten Vitamine für lebensnotwendig. Vitamine sind tatsächlich unverzichtbar – sie stärken z.B. unser Immunsystem und fördern den Aufbau von Zellen, Knochen und Zähnen. Weil der Körper sie nicht oder nur unzureichend produzieren kann, müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden.

Die Hälfte der Befragten gibt an, häufig ganz bewusst auf eine ausreichende Vitaminaufnahme zu achten. Obst und Gemüse gelten dabei für fast alle als wichtigste Vitaminquellen, gefolgt von Fisch und Hülsenfrüchte.

 
Wer hoch dosierte Vitamine einnimmt, ohne dass es nötig ist, riskiert eine Überversorgung und damit unerwünschte Auswirkungen auf die Gesundheit. Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel
 

Nur knapp ein Viertel (24%) der Befragten sieht Nahrungsergänzungsmittel als eine wichtige Quelle für die Vitaminzufuhr an. Dennoch gibt etwa ein Drittel der Befragten an, mindestens einmal pro Woche Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.

Jede 6. Person nimmt sie sogar täglich – insbesondere Vitamin D, gefolgt von Vitamin B12, Vitamin C und Multivitaminpräparaten. Als häufigsten Grund nennen die Befragten, dass ein Mangel ausgeglichen werden soll.

Allerdings geben nur 16% der Befragten an, dass bei ihnen bereits einmal ein Mangel an Vitaminen festgestellt worden sei, und 18% der Befragten vermuten bei sich einen Vitamin-Mangel. Der tatsächliche und vermutete Mangel bezieht sich überwiegend (57%) auf Vitamin D.

Aus wissenschaftlicher Sicht kommen bei gesunden Menschen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, eine unzureichende Vitaminaufnahme und eine dadurch verursachte Unterversorgung nur sehr selten vor, schreibt das BfR. Nur in bestimmten Fällen wird die Einnahme von Vitaminen ausdrücklich empfohlen, z.B. für Folsäure vor und in der frühen Schwangerschaft.

Gesundheitliche Risiken

Erhoffte positive Effekte und mögliche gesundheitliche Risiken durch Vitamine in Nahrungsergänzungsmitteln nehmen die Befragten ganz unterschiedlich wahr. Knapp 50% der Konsumierenden, aber nur etwa jeder 10. Nicht-Konsumierende sieht einen hohen gesundheitlichen Nutzen.

Als Risiko für die Gesundheit nennen die Befragten vor allem eine mögliche Überdosierung: Unter den Nicht-Konsumierenden stufen 59% die Wahrscheinlichkeit einer Überversorgung (bei täglicher Einnahme) als hoch ein, Konsumierende hingegen stufen das Risiko einer Überversorgung geringer ein (42%).

Tatsächlich steigt das Risiko für eine Überversorgung, wenn zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung hoch dosierte Vitaminpräparate eingenommen werden.

Nahrungsergänzungsmittel ohne behördliches Zulassungsverfahren

Das BfR weist darauf hin, dass Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel sind und daher die Gesundheit nicht gefährden dürfen. Die Verantwortung dafür liege bei den Lebensmittelunternehmen. Nahrungsergänzungsmittel durchlaufen kein behördliches Zulassungsverfahren, in dem die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen werden muss.

Welche Vitamine einem Nahrungsergänzungsmittel zugesetzt werden dürfen, ist in Deutschland in der nationalen Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel (NemV) geregelt. Sie enthält allerdings keine rechtlich verbindlichen Höchstmengen für den Zusatz von Vitaminen. Gute Anhaltspunkte für die Höchstmengen bieten dafür die vom BfR herausgegebenen Empfehlungen.

 

Kommentar

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