MEINUNG

Cremen statt Lasern gegen weiße Flecken: JAK-Inhibitor zeigt Erfolge gegen Vitiligo – auch lokal

PD Dr. Martin Hartmann

Interessenkonflikte

2. Mai 2022

PD Dr. Martin Hartmann stellt ein Highlight vom amerikanischen Dermatologen-Kongress AAD vor: Ein JAK-Inhibitor erreicht bei 50% der Vitiligo-Patienten eine Repigmentierung.

Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg

Schönen guten Tag,

hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik der Universität Heidelberg.

Ich berichte heute von der Jahrestagung 2022 der American Academy of Dermatology (AAD), die vom 25. bis 29. März in Boston stattgefunden hat.

Ich möchte mich auf die Therapie der Vitiligo konzentrieren, weil es hier etwas Neues gibt, was den oft geplagten Patienten möglicherweise Hoffnung geben kann.

Die Vitiligo oder Weißfleckenerkrankung tritt bei etwa 2% der Bevölkerung auf, etwas häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern.

Die Therapiemöglichkeiten sind limitiert. Lokale Glucocorticoide verwendet man ungern im Gesicht. Hier sind die Calcineurin-Inhibitoren etwas besser, sie sind dafür aber nicht zugelassen. Ansonsten wirkt vor allem die UV-B-Therapie als Schmalspektrum-Therapie, allerdings dauert es oft Wochen bis Monate, bis man eine Repigmentierung erreichen kann.

Systemische Glucocorticoide verbieten sich eher wegen der Nebenwirkungen. Excimer-Laser kann sehr gezielt auch Vitiligo-Herde behandeln.

Es ist insgesamt eine eher frustrane und langwierige Angelegenheit, bei der nicht mal 50% der Patienten über eine mittelgradige Verbesserung berichten.

JAK-Inhibitoren als neues Therapieprinzip

Auf der AAD-Tagung wurden JAK-Inhibitoren vorgestellt – zur Therapie der atopischen Dermatitis, der Psoriasis, der Alopecia areata und am weitesten fortgeschritten der Vitiligo.

Sie können oral gegeben werden, aber wenn man die Nebenwirkungen nicht haben möchte, bietet sich eine lokale Therapie der Vitiligo mit einer Creme an. Das geht bei den anderen 3 Indikationen eher nicht.

Am weitesten fortgeschritten in der klinischen Entwicklung ist die Lokalbehandlung mit Ruxolitinib, einem JAK1/2-Inhibitor, der in 2 großen Studien jeweils über 24 Wochen im Vergleich zu Placebo getestet wurde.

Auf dem AAD-Kongress wurden die 52-Wochen-Daten präsentiert. Sie bauen auf den positiven 24-Wochen-Daten auf und beinhalten die Ergebnisse aus den 24-Wochen-Doppelblind- und 28-Wochen-Behandlungsverlängerungsperioden der Phase-3-Studien TRuE-V1 und TRuE-V2.

Es konnte gezeigt werden, dass bei etwa 50% Patienten ein VASI75 (Vitiligo Area Scoring Index mit ≥ 75% Besserung- analog zu PASI75) erreicht wurde. Das bedeutet, dass 50% der Patienten eine deutliche Besserung in Bezug auf die Repigmentierung haben.

Die Nebenwirkungen sind relativ gering, am häufigsten treten Entzündungen meist in Form einer akneiformen Dermatitis auf, die aber in der Regel gut behandelt werden können.

Es wird erwartet, dass die Ruxolitinib-Creme im Sommer von der FDA zugelassen wird und dann auch über die internationale Apotheke bezogen werden kann.

Es gibt also ein neues Therapieprinzip bei der Behandlung der Vitiligo, das wirksamer als die bisherigen Therapien und nebenwirkungsarm ist. Das lässt doch hoffen.

Das war es von der AAD-Tagung.

Vielen Dank fürs Zuhören.
 

Kommentar

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