Für die Abklärung eines Zöliakieverdachts oder für ein Screening von Risikopersonen hat die Serologie an Bedeutung gewonnen, sie verbessert die Diagnosesicherheit. Das ist Tenor der aktualisierten S2k-Leitlinie Zöliakie. So haben IgA-Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase 2 (tTG-IgA) und Endomysium eine sehr hohe Spezifität und Sensitivität.
Bei klinischem Verdacht auf Zöliakie oder bei histopathologisch auffälligem Befund sollen – unabhängig vom Alter – initial ausschließlich tTG-IgA und das Gesamt-IgA im Serum bestimmt werden. Im Allgemeinen ist nur bei positivem Befund eine Ösophagogastroduodenoskopie indiziert.
Für die Therapie von Zöliakie-Patienten – im Wesentlichen eine glutenfreie Ernährung – sind die Handlungsempfehlungen aktualisiert und erweitert worden.
Zöliakie bleibt oft unerkannt
Zum Hintergrund: An Zöliakie, auch glutensensitive Enteropathie genannt, wird als Differentialdiagnose häufig nicht gedacht, so dass von einem deutlichen „underreporting“ auszugehen ist. Es gibt neue Erkenntnisse zur Diagnostik, zur Pathogenese und zu klinischen Verläufen, vor allem bei Erkrankungen, die mit der Zöliakie assoziiert sind.
Nun ist die Leitlinie Zöliakie von 2014 von Fachgesellschaften aktualisiert worden, unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Dabei kamen Methoden und Kriterien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zum Einsatz.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der aktualisierten Leitlinie
Zöliakie kann sich mit intestinalen und extra-intestinalen Symptomen in jedem Lebensalter manifestieren aber auch komplett ohne Symptome bleiben. Es gibt kein klinisches Bild wie Adipositas oder Obstipation, das per se eine Zöliakie ausschließt.
Bei symptomatischer Zöliakie sind unspezifische, gastrointestinale Beschwerden wie chronische Obstipation, Blähungen, ausladendes Abdomen, Bauchschmerzen, Dyspepsie und Wechsel der Stuhlgewohnheiten am häufigsten.
Haben Patienten ein erhöhtes Risiko für Zöliakie, zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom (RDS), soll eine Diagnostik/Antikörperbestimmung (Serologie und Genetik) angeboten werden.
Die Serologie hat im Spektrum der diagnostischen Methoden in den letzten Jahren noch an Bedeutung gewonnen. Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase 2 (tTG-IgA; Synonyme: TG-2 oder TGA) und Endomysium (EMA) der Klasse IgA haben die höchste Spezifität und Sensitivität für die serologische Zöliakie-Diagnostik. Die Bestimmung von Zöliakie-spezifischen Autoantikörpern erlaubt ein Screening auf Zöliakie bei symptomatischen und asymptomatischen Patienten. Voraussetzung für die Zuverlässigkeit der serologischen und histopathologischen Zöliakie-Diagnostik ist eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Gluten.
Es sollte bei Zöliakieverdacht eine Serologie veranlasst werden, bevor eine Ösophagogastroduodenoskopie erfolgt. Bei Kindern und Erwachsenen in bestimmten klinischen Konstellationen ist die Diagnose auf Basis des serologischen Ergebnisses allein möglich. Sie kann also ohne duodenale Biopsien gestellt werden.
Die glutenfreie Diät ist weiterhin die alternativlose Therapie bei Zöliakie. Die Leitlinie gibt praxisnahe Ernährungsempfehlungen, so dass bei der Einhaltung einer glutenfreien Diät eine möglichst hohe Therapieadhärenz erreicht werden kann
Handlungsempfehlungen für die Praxis
Die Leitlinie will durch praktische Handlungsempfehlungen die hausärztliche, allergologische, internistische und ernährungsmedizinische Versorgung der Patienten erleichtern und verbessern helfen, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Sie ist in vielen Aspekten aktualisiert und bis zum 31. Oktober 2026 gültig.
Dieser Beitrag ist zuerst auf Univadis.de erschienen.
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Lead Image: Yee Xin TanDreamstime
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Diesen Artikel so zitieren: Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie: Serologische Diagnostik gewinnt an Bedeutung – Magenspiegelung nicht immer nötig - Medscape - 11. Feb 2022.
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