Im Onko-Blog dieser Woche geht es unter anderem um die neoadjuvante Therapie beim Pankreaskarzinom und um den MEK-Hemmer Trametinib als neue Therapiemöglichkeit beim rezidivierten niedriggradigen serösen Ovarialkarzinom. 2 Patienten mit CLL sind nach einer CAR-T-Zell-Therapie im Jahr 2010 nunmehr seit über 10 Jahren in Remission, die CAR-T-Zellen sind immer noch in ihrem Blut nachweisbar. Patienten, die aktuell oder vor kurzem mit Rituximab behandelt worden sind, sprechen schlecht auf die mRNA-Impfung gegen COVID-19 an.
Pankreaskarzinom: Neoadjuvante Chemoradiotherapie verlängert Überleben
Ovarialkarzinom: Trametinib als neue Option bei rezidivierter niedriggradiger seröser Form
CLL: Nach CAR-T-Zell-Therapie mehr als 10 Jahre in Remission
Rituximab kann Wirkung der Corona-mRNA-Impfung abschwächen
Genetische Veränderungen im Alkoholmetabolismus verändern Krebsrisiko
Pankreaskarzinom: Neoadjuvante Chemoradiotherapie verlängert Überleben
Eine neoadjuvante Chemoradiotherapie mit Gemcitabin verlängerte bei Patienten mit resezierbarem Pankreaskarzinom nach einer Nachbeobachtungszeit von 59 Monaten im Median das Gesamtüberleben im Vergleich zur sofortigen Operation signifikant. Diese Langzeitergebnisse der Phase-3-Studie PREOPANC berichtete eine holländische Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology .
In der Phase-3-Studie PREOPANC waren 248 Patienten mit resezierbarem Pankreaskarzinom ohne Fernmetastasen randomisiert mit Gemcitabin-basierter Radiochemotherapie präoperativ behandelt oder gleich operiert worden. Alle erhielten anschließend adjuvant Gemcitabin.
Die ersten Ergebnisse nach einer Nachbeobachtungzeit von im Median 27 Monaten hatten noch keinen Vorteil im Überleben ergeben. Bei längerer Nachbeobachtungszeit von nunmehr 59 Monaten im Median zeigte sich jedoch, dass das Gesamtüberleben (OS) mit präoperativer Behandlung besser war als ohne (Hazard Ratio: 0,73; p = 0,025). Der Unterschied im medianen Überleben betrug zwar nur 1,4 Monate (15,7 vs 14,3 Monate), die 5-Jahres-Überlebensrate lag jedoch mit neoadjuvanter Behandlung bei 20,5%, ohne bei 6,5%.
Eine Gemcitabin-Monotherapie ist allerdings heute nicht mehr der aktuelle Therapiestandard. Nach Aussage der Autoren hat die Studie jedoch die Grundlage für die PREOPANC-2-Studie gelegt, in der neoadjuvantes FOLFIRINOX mit neoadjuvanter Gemcitabin-basierter Radiochemotherapie verglichen wird.
Ovarialkarzinom: Trametinib als neue Option bei rezidivierter niedriggradiger seröser Form
Der MEK-Hemmer Trametinib kann bei Frauen mit rezidiviertem niedriggradigem serösem Ovarialkarzinom das progressionsfreie Überleben und die Ansprechrate im Vergleich zur Standardtherapie verbessern. Dies ergab die internationale multizentrische Phase-2/3-Studie GOG281/LOGS, die in Lancet erschienen ist.
Das niedriggradige seröse Karzinom macht etwa 5% aller Fälle von epithelialem Ovarialkarzinom aus. Es wird oft in jüngerem Alter in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Die Rückfallquote liegt bei über 70%. Die Erstlinienbehandlung besteht aus einer Chemotherapie, gefolgt von einer Therapie mit Aromatasehemmern. Da dieser seltene Subtyp jedoch relativ resistent gegenüber einer platinbasierten Chemotherapie ist, werden weitere therapeutische Optionen dringend benötigt.
Der MEK-Hemmer Trametinib ist in der EU bereits für die Behandlung von Tumoren mit BRAF-V-600-Mutation wie Melanom und NSCLC zugelassen.
In der internationalen, offenen Phase-2/3-Studie wurden 260 vorbehandelte Frauen mit niedriggradigem serösem Ovarialkarzinom aufgenommen. Randomisiert erhielten sie oral Trametinib (2 mg/Tag) oder 1 der 5 Standardtherapien Paclitaxel, liposomales Doxorubicin, Topotecan, Letrozol oder Tamoxifen.
Der primäre Endpunkt progressionsfreies Überleben (PFS) wurde erreicht: das mediane PFS betrug mit Trametinib 13,0 Monate, mit Standardtherapie 7,2 Monate (Hazard Ratio: 0,48; p < 0,0001).
Häufigste Nebenwirkungen unter Trametinib waren Hautausschlag, Anämie, Hypertonie, Durchfall, Übelkeit und Fatigue, unter Standardtherapie Bauchschmerzen, Übelkeit, Anämie und Erbrechen. Es gab keine behandlungsbedingten Todesfälle.
Die Autoren schlussfolgerten, dass Trametinib basierend auf den Ergebnissen dieser Studie als neuer Standard für Frauen mit progressivem oder rezidiviertem niedriggradigem serösem Ovarialkarzinom in Betracht gezogen werden sollte.
CLL: Nach CAR-T-Zell-Therapie mehr als 10 Jahre in Remission
2 Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie, die 2010 mit CAR-T-Zellen behandelt worden sind, befinden sich nach mehr als 10 Jahren immer noch in Remission. Eine Arbeitsgruppe aus Philadelphia berichtete in Nature , dass die CAR-T-Zellen auch nach mehr als 10 Jahren noch nachweisbar sind.
CTL019 (Tisagenlecleucel) wurden zuerst an der Universität von Pennsylvania entwickelt. Die beiden CLL-Patienten waren im Jahr 2010 in einer Phase-1-Studie mit CAR-T-Zellen behandelt worden und hatten eine komplette Remission erreicht. Mehr als 10 Jahre nach der Behandlung sind die beiden Patienten immer noch in Remission und die CAR-T-Zellen können immer noch nachgewiesen werden. 6 Monate nach der Therapie war der leukämische Klon nicht mehr nachweisbar, dies war auch über die gesamte Nachbeobachtungszeit der Fall.
Bemerkenswerterweise trat bei beiden Patienten einer hochaktivierte CD4+-Population auf, die im späteren Verlauf die CAR-T-Zellpopulation dominierte. Weitere Analysen zeigten, dass diese lang persistierenden CD4+ CAR-T-Zellen zytotoxische Eigenschaften und eine anhaltende Proliferation aufwiesen.
Rituximab kann Wirkung der Corona-mRNA-Impfung abschwächen
Mit dem CD-20-Antikörper Rituximab behandelte Patienten mit B-Zell-Lymphom sprechen auf eine Impfung mit COVID-19-mRNA-Impfstoff schlecht oder gar nicht an. Die Impfung vor einer solchen Behandlung löst jedoch eine anhaltende Antikörperantwort aus.
Wie eine Arbeitsgruppe der Stanford School of Medicine in Kalifornien in Blood Cancer Discovery berichtet, analysierten sie bei 126 Lymphom-Patienten die Antikörperspiegel nach einer Corona-Impfung.
Insgesamt konnten bei 55% der Patienten Antikörper nachgewiesen werden. Allerdings bildeten alle 31 Patienten, die innerhalb der letzten 6 Monate Rituximab erhalten hatten, keine Antikörper. Je länger der Abstand zwischen Rituximab-Behandlung und Impfung war, umso höher war die Wahrscheinlichkeit, dass es zur Antikörperbildung kam. Waren die Patienten jedoch vor der Rituximab-Behandlung geimpft worden, war die hierdurch ausgelöste Antikörper-Bildung nicht beeinträchtigt.
Genetische Veränderungen im Alkoholmetabolismus verändern Krebsrisiko
2 genetische Varianten, die den Alkoholstoffwechsel verändern, ALDH2-rs671 und ADH1B-rs1229984, können das mit Alkoholkonsum assoziierte Risiko für Speiseröhrenkrebs bei Ostasiaten verändern. Die Assoziationen mit anderen Krebsarten sind noch nicht bekannt. Dies ergab eine große Studie in China, die im International Journal of Cancer erschienen ist.
In China und in anderen ostasiatischen Bevölkerungsgruppen beeinflussen 2 häufige genetische Varianten die Alkoholverträglichkeit. So verringert eine Funktionsverlustvariante im Aldehyddehydrogenase-2(ALDH2)-Gen (rs671 G>A) den Abbau von Acetaldehyd, einem als Humankarzinogen eingestuften toxischen Alkoholmetaboliten. Sie verursacht die charakteristische asiatische Alkohol-Flushreaktion. Eine weitere Variante im Alkoholdehydrogenase-1B(ADH1B)-Gen (rs1229984 G>A) beschleunigt die Acetaldehyd-Bildung aus Alkohol.
Die Forscher untersuchten anhand der Daten der prospektiven China-Kadoorie-Biobank (CKB) die Assoziation von ALDH2-rs671 und ADH1B-rs1229984 mit Krebserkrankungen bei 151.000 Chinesen.
Mit Fragebögen wurde der Alkoholkonsum der Studienteilnehmer erfasst. Über 150.000 Teilnehmer aus der CKB-Kohorte wurden genotypisiert.
Bei Männern mit den Genotypen AG und AA war die Variante ADH1B-rs1229984 im Vergleich zu Männern mit dem Genotyp GG signifikant mit einem um 13 bis 16% geringeren Krebsrisiko und einem um 20–25% geringeren Risiko für alkoholbedingten Krebs assoziiert.
Für die ALDH2-rs671-Variante war nur der AA-Genotyp mit einem geringeren Risiko im Vergleich zum GG-Genotyp assoziiert, und zwar 14% niedriger für alle Krebsarten und 31% niedriger für alkoholbedingte Krebsarten wie Kopf-Hals-, Ösophagus-, Dickdarm-, Rektum- und Lebertumoren.
Im Vergleich zum GG-Genotyp hatten Männer mit der ALDH2-rs671-Variante und AG-Genotyp ein signifikant höheres Risiko für Kopf-Hals-Tumoren (HR: 1,35; 95%-KI: 0,86–2,13) und Speiseröhrenkrebs (HR: 2,07; 95%-KI: 1,58– 2,71), wenn sie regelmäßig Alkohol tranken.
Die Studie belegt nach Aussage der Autoren die Notwendigkeit, zur Krebsprävention den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu senken.
Credits:
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Diesen Artikel so zitieren: Überleben bei Pankreaskrebs deutlich verlängert; CAR-T-Zell-Therapie: 10 Jahre in Remission; Corona-Impfung: Rituximab schwächt Wirkung - Medscape - 8. Feb 2022.
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