Sexuelle Aktivitäten sind selbst bei Patienten mit einer Herzerkrankung relativ sicher fürs Herz. In einer Kohorte, die nach einem plötzlichen Herztod obduziert wurden, ergaben die Untersuchungen nur in 0,2% der Fälle einen Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten. Das berichten britische Ärzte um Dr. Mary N. Sheppard, St George’s University of London, im JAMA Cardiology [1] .
Den meisten Neurochirurgen dürfte das Phänomen einer Subarachnoidalblutung (SAB) infolge einer Aneurysma-Ruptur bei schweißtreibenden körperlichen Aktivitäten bekannt sein. Fast 15% aller Subarachnoidalblutungen werden laut der Berner Intensivmedizinerin Carmen Pfortmüller durch Sex ausgelöst. Generell steigerten sexuelle Aktivitäten das Risiko einer Aneurysma-Ruptur um den Faktor 15, berichteten vor wenigen Jahren Pfortmüller und ihre Kollegen in Case Reports in Emergency Medicine.
Rund 6.800 plötzliche Herztode ausgewertet
Ausser zu einer SAB durch eine Aneurysma-Ruptur könne es beim Geschlechtsverkehr auch zu einem plötzlichen Herztod kommen, berichten nun die britischen Forscher.
Analysiert haben die britischen Ärzte die plötzlichen Herztode von Patienten, die zwischen dem 1. Januar 1994 und dem 31. August 2020 an das Zentrum für Herzpathologie an der St. George's University of London überwiesen wurden. Der plötzliche Herztod (SCD: sudden cardiac death) wurde als Tod definiert, der innerhalb von 12 Stunden nach offensichtlichem Wohlbefinden eingetreten war. Bei allen gestorbenen Patienten wurde das Herz durch erfahrene Pathologen untersucht.
Mehr Männer als Frauen betroffen
Laut Sheppard und ihren Kollegen ergaben die Untersuchungen, dass der Tod bei 17 (0,2%) von 6.847 untersuchten Männern und Frauen mit SCD während oder innerhalb einer Stunde nach dem Geschlechtsverkehr eingetreten war. Das mittlere Alter der 11 Männer und 6 Frauen zum Zeitpunkt des Todes betrug 38 Jahre. 4 Gestorbene hatten eine zuvor bekannte Herzerkrankung und 2 eine linksventrikuläre Fibrose, in einem Fall war eine KHK dokumentiert.
Bei 9 Personen (53%) fanden die Pathologen ein strukturell unauffälliges Myokard, was ihren Angaben zufolge auf ein plötzliches Arrhythmie-Syndrom hinwies. Eine Aortendissektion hatten 2 Gestorbene (12%). Jeweils ein Todesfall wurde auf arrhythmogene Kardiomyopathie, hypertrophische Kardiomyopathie, ischämische Herzkrankheit, idiopathische Fibrose, idiopathische linksventrikuläre Hypertrophie und Mitralklappenprolaps zurückgeführt. Bei 2 Personen führten umfangreiche kardiologische Untersuchungen nicht zu einer eindeutigen Diagnose einer Herzerkrankung.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de .
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Diesen Artikel so zitieren: Plötzlicher Herztod beim Sex: Sollten Herzkranke ihre Lust lieber zügeln? - Medscape - 21. Jan 2022.
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