Proteinreiche, aber fett- und allergenarme Diät bei Morbus Crohn: Eine Remission ohne Arzneimittel ist möglich 

Dr. Nicola Siegmund-Schultze

Interessenkonflikte

14. Januar 2022

Eine speziell für Morbus-Crohn-Patienten entwickelte Diät aus 2 Phasen, die 3 Monate eingehalten wird, bringt rund jeden zweiten 2. Erwachsenen mit mildem bis mittelschwerem Morbus Crohn in eine Remission – ohne immunsuppressive Medikamente. Das ist das Ergebnis einer kleineren, prospektiv-randomisierten Studie mit durchschnittlich 30-jährigen Patienten [1]

Auf der Suche nach neuen Interventionen

Zum Hintergrund: Morbus Crohn tritt weltweit immer häufiger auf, Deutschland eingeschlossen. Bei 15-25 % der Patienten entwickeln sich die Symptome vor dem 20. Lebensjahr, vereinzelt sind bereits Säuglinge betroffen. Bei mehr als der Hälfte der bis zum 20. Lebensjahr Erkrankten verläuft M. Crohn schwer. 

Verschiedene Ernährungsformen, darunter die Crohn’s Disease Exclusion Diet (CDED) mit oder ohne partielle enterale Ergänzungsnahrung (PEN), werden bei Kindern und jungen Erwachsenen erprobt, um Remissionen zu induzieren und schweren Verläufen vorzubeugen. Die CDED ist eine proteinreiche, aber fett- und allergenarme Diät, die antiinflammatorisch wirken und ein gesundes Mikrobiom stabilisieren soll. In einer offenen, randomisierten Pilotstudie ist die CDED mit oder ohne enterale Ergänzungsnahrung bei durchschnittlich 30jährigen Morbus-Crohn-Patienten untersucht worden.

Design der Studie 

Eingeschlossen wurden Patienten mit aktiver milder oder mittelschwerer Morbus-Crohn-Erkrankung, gesichert durch Koloskopie, mit erhöhten inflammatorischen Marker-Spiegeln (C-reaktives Protein > 5 mg/L) und/oder mit erhöhten Calprotektin-Konzentrationen im Stuhl (> 200 μg/g). Die Erkrankungsdauer lag bei maximal 5 Jahren. Ihr durchschnittliches Alter zu Beginn der Studie lag bei 30 Jahren (18-55 Jahre).

Als Intervention erhielten Teilnehmer eine CDED, bestehend in den ersten 6 Wochen aus magerem Hühnerfleisch, Eiern, wenig Gluten, wenig Pektin und wenig Hämoglobin und mit einer Auswahl von Früchten und Gemüsen ohne Getreide oder getreidehaltigen Produkte wie Brot. Ab Woche 7 wurde das Nahrungsmittelspektrum sukzessive erweitert.

Die orale Diät konnte um tierisches Protein via PEN über eine Nasopharynxsonde ergänzt werden (maximal 20 % der Nahrung durch PEN). Nach 12 Wochen wurden die Nahrungsrestriktionen aufgehoben

Im Zuge der Randomisierung: erhielten Patienten ausschließlich eine orale CDED (n = 19) oder CDED plus PEN (n = 21). Primärer Endpunkt war eine Remission bzw. eine Schleimhautnormalisierung in Woche 24, diagnostiziert via Koloskopie. 

Hohe Rate an Remissionen 

In Woche 6 waren 63% aller 40 Patienten in klinischer Remission und bei 50% blieb die Remission bis zu Woche 24 erhalten. Die durchschnittlichen Werte des C-reaktiven Proteins und des Calprotektins waren zu Woche 12 gesunken. Es gab auch einen numerischen, nicht aber einen statistisch signifikanten Unterschied im Anteil der Patienten, die unter CDED plus PEN in Woche 24 in Remission waren (57%) verglichen mit CDED allein (43%). Bei 35 % der Intention-to-Treat-Gesamt-Population wurde zu Woche 24 eine koloskopische Remission festgestellt.

Das Ziel: Pharmakotherapien vermeiden 

Daten dieser klinischen Pilotstudie deuten darauf hin, dass auch bei länger bestehender leichter bis mittelschwerer Morbus-Crohn-Erkrankung eine spezifische, über einige Wochen eingehaltene Diät eine Remission induzieren kann und so eine medikamentöse Immunsuppression vermieden wird. Ziel größerer prospektiver, kontrollierter Studien müsse nun sein, das Ergebnis zu prüfen und prädiktive Marker/Eigenschaften für ein Ansprechen zu identifizieren, so die Autoren.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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