Yoga gegen Ohnmacht: Regelmäßige Übungen als Add-on reduzieren Zahl vasovagaler Synkopen

Interessenkonflikte

10. Januar 2022

Die Symptome einer neural vermittelten oder vasovagalen Synkope (VVS) lassen sich durch Yoga ergänzend zur konventionellen Therapie verringern und die Lebensqualität verbessern. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie zur plötzlichen Ohnmacht mit Abfall von Herzfrequenz und Blutdruck. Die Ergebnisse der LIVE-Yoga-Studie wurden in JACC: Clinical Electrophysiology veröffentlicht [1].

Die kleine Open-Label-Studie aus Neu-Delhi zeigte, dass Teilnehmer, die Yoga praktizierten, bereits nach 6 Wochen eine Verbesserung der VVS-Symptome bemerkten und nach 12 Monaten einen Rückgang um durchschnittlich 1,82 Ereignissen verzeichneten. Alle, die Yoga machten, wiesen am Ende der Studie auch deutlich bessere Werte bei der Lebensqualität auf.

 
Zusätzliches Yoga-Training ist der alleinigen medikamentösen Therapie der VVS überlegen, wenn es darum geht, die Zahl der synkopalen und präsynkopalen Ereignisse zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern Dr. Gautam Sharma
 

„Zusätzliches Yoga-Training ist der alleinigen medikamentösen Therapie der VVS überlegen, wenn es darum geht, die Zahl der synkopalen und präsynkopalen Ereignisse zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Dr. Gautam Sharma vom Centre for Integrative Medicine and Research am All India Institute of Medical Sciences in New Delhi. „Es könnte somit sinnvoll sein, eine kosteneffiziente und sichere Intervention wie Yoga in das Management der VVS zu integrieren.“

Yoga als Ergänzung zur Standardbehandlung

Die vasovagale Synkope ist eine verbreitete und nicht lebensbedrohliche Störung, die jedoch je nach Schwere und Frequenz die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann, so die Autoren. „Die Behandlungen, die es bislang gibt, sind weitgehend unwirksam“, schreiben sie. Aus jüngeren Studien geht eine gewisse stabilisierende Wirkung von Yoga für das vegetative Nervensystem hervor, was es sinnvoll erscheinen lässt, es auch bei VVS einzusetzen.

Um herauszufinden, ob es wie gehofft wirkt, haben die Untersucher Erwachsene zwischen 15 und 70 Jahren mit VVS in die Studie aufgenommen. Voraussetzung war ein positiver Befund bei der Kipptischuntersuchung (Tilt-Test) und mindestens 2 Synkopen oder Präsynkopen in den letzten 3 Monaten vor Studienbeginn. Außerdem mussten sie bereit und in der Lage sein, Yoga-Übungen zu erlernen und durchzuführen. Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen, maligner Hypertonie und neurologischen Störungen als VVS-Ursache wurden nicht in die Studie aufgenommen.

Insgesamt konnten 55 Patienten zufällig entweder einem speziellen Yogatrainingsprogramm als Ergänzung zu der leitliniengestützten Therapie oder der leitliniengestützten Therapie allein zugewiesen werden. Die Standardbehandlung umfasste sog. Gegendruck-Übungen, die Vermeidung bekannter Auslöser, eine erhöhte Salz- und Wasserzufuhr sowie eine medikamentöse Behandlung oder eine Schrittmachertherapie nach Ermessen des behandelnden Arztes.

Der primäre Endpunkt war die Anzahl der Synkopen und Präsynkopen nach 12 Monaten. Sekundäre Endpunkte waren die Lebensqualität, die nach 12 Monaten mit dem WHOQoL-BREF (World Health Organization Quality of Life Brief Field Questionnaire) und dem SFSQ (Syncope Functional Status Questionnaire) bewertet wurde, eine Kipptischuntersuchung sowie die Herzfrequenzvariabilität nach 6 Wochen.

In den ersten beiden Wochen nahmen die Patienten der Interventionsgruppe an 8 beaufsichtigten Yogasitzungen teil, die im Centre for Integrative Medicine and Research am All India Institute of Medical Sciences durchgeführt wurden. In der restlichen Zeit der Studie übten sie zu Hause an mindestens 5 Tagen pro Woche Yoga.

Das für die Teilnehmer entwickelte Yogamodul wurde mit Blick auf die Pathophysiologie des VVS konzipiert und umfasste Körperhaltungen, Atemtechniken und Entspannungstechniken. Die Unterweisung in den Yogaübungen wurde von qualifizierten Therapeuten unter ärztlicher Anleitung abgehalten.

Neben einer Broschüre mit einer bildlichen Darstellung des Yogaprogramms rief das Yogazentrum die Teilnehmer 2-mal im Monat an, um sie zur Einhaltung des Programms anzuhalten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer insgesamt ihre Yoga-Übungen zu über 80% während der 12-monatigen Studie einhielten.

Weniger Synkopen nach 6 Wochen Yoga-Übungen

Nach 12 Monaten lag die durchschnittliche Anzahl der synkopalen oder präsynkopalen Ereignisse in der Yoga-Gruppe bei 0,7 ± 0,7 gegenüber 2,52 ± 1,93 bei den Patienten in der Kontrollgruppe (p < 0,05). Der Rückgang der Synkopenfrequenz begann bereits nach 6 Wochen und hielt bis zu 12 Monate an, so die Autoren.

13 von 30 (43,3%) Patienten der Yoga-Gruppe und 4 von 25 (16%) der Kontrollgruppe blieben nach 12 Monaten ereignisfrei, was ein statistisch signifikanter Unterschied ist (p = 0,02). Es gab eine Tendenz zu weniger positiven Kipptischuntersuchungen zwischen den Gruppen, die jedoch kein Signifikanzniveau erreichte. Nach 6 Wochen gab es auch keinen Unterschied bei der Herzfrequenzvariabilität.

Es wurden keine unerwünschten Ereignisse als Folge der Yoga-Übungen gemeldet, kein Patient begann während der Studie eine medikamentöse Therapie und keiner erhielt einen Schrittmacher, so die Untersucher.

Sie weisen darauf hin, dass bestimmte Yogastellungen den Gefäß- und Muskeltonus vor allem in den unteren Extremitäten verbessern können. „Es hat sich gezeigt, dass Atem- und Entspannungstechniken beim Yoga den Vagotonus erhöhen und das autonome Gleichgewicht verbessern, was möglicherweise die sympathische Übersteuerungsphase eindämmt und die Aktivierung bestimmter Mechanorezeptoren unterbricht, was ein kritischer Schritt in der Synkopenkaskade ist“, schreiben sie.

„Wir vermuten, dass die positiven Effekte des Yogas in dieser Studie auf verschiedene Weisen entstehen und sowohl über zentrale als auch periphere Mechanismen wirkt und physische, psychische und autonome Prozesse anschiebt.“

Umfassendes Behandlungsregime

Dr. Dhanunjaya Lakkireddy, medizinischer Leiter des Kansas City Heart Rhythm Institute in Overland Park, Kansas, sagt, dass diese Ergebnisse mit früheren Forschungsergebnissen übereinstimmen, die auf die Vorteile von Yoga bei der Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion hinweisen.

„All dies zeigt deutlich, dass man Patienten dabei helfen kann, ihre Beschwerden zu verringern, wenn sie über einen angemessenen Zeitraum einem systematischen Yoga-Übungsplan folgen, um die synaptische Plastizität der parasympathischen Efferenzen im Thorax und damit das Herz-Kreislauf-System zu stabilisieren“, erklärt er gegenüber Medscape.

In seiner eigenen Praxis verordne er Yoga bereits im Rahmen eines umfassenderen Therapieschemas. „Es gibt eine Reihe von Ärzten in der Stadt, die mit uns zusammenarbeitet“, sagt Lakkireddy weiter.

Sowohl er als auch die Studienautoren weisen auf die wirtschaftlichen Folgen der VVS hin, sowohl was die Behandlung der Patienten als auch ihren Produktivitätsverlust betrifft. „Eine kostengünstige Intervention wie Yoga, für die im Wesentlichen nur eine Matte erforderlich ist, kann sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten erheblich senken“, stellen die Autoren abschließend fest.

Dieser Artikel wurde von Markus Vieten aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

 

Kommentar

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