NO-Synthase-Hemmer bei Brustkrebs; Prostatektomie ohne Biopsie; Zervixkrebs: Neue Checkpoint-Inhibitoren vielversprechend

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

4. Januar 2022

Im Onko-Blog dieser Woche geht es neue Therapiemöglichkeiten beim dreifach negativen Brustkrebs – erste Ergebnisse mit dem NO-Synthase-Hemmer L-NMMA waren vielversprechend. Eine neue Checkpoint-Inhibitoren-Kombi erzielte gute Ansprechraten beim Zervixkarzinom und moderne bildgebende Verfahren erlauben es möglicherweise in Einzelfällen, bei Patienten mit Prostatakarzinom vor der Operation auf eine Biopsie zu verzichten. Eine aktuell publizierte Analyse der Global Burden of Disease 2019 Cancer Collaboration zeigt, dass Krebserkrankungen weltweit zunehmen, wobei die Belastung in Abhängigkeit von sozioökonomischen Faktoren unterschiedlich ist.

  • 3-fach negatives Mammakarzinom: NO-Synthase-Hemmer in Kombination mit Taxan

  • Mammakarzinom: RCB-Score hilft Restrisiko nach neoadjuvanter Chemotherapie vorherzusagen

  • Zervixkarzinom: Neue Checkpoint-Inhibitoren viel versprechend

  • Prostatakarzinom: Moderne Bildgebung ermöglicht radikale Prostatektomie ohne Biopsie

  • Krebserkrankungen nehmen weltweit zu - abhängig von sozioökonomischen Faktoren

3-fach negatives Mammakarzinom: NO-Synthase-Hemmer in Kombination mit Taxan

Der NO-Synthase-Hemmer NG-Monomethyl-l-Arginin (L-NMMA) erzielte in Kombination mit Taxan-haltiger Chemotherapie bei Frauen mit Chemotherapie-resistentem metastasiertem 3-fach negativem Mammakarzinom (TNBC) und lokal fortgeschrittenem Brustkrebs (LABC) eine hohe Ansprechrate von 46%. 16,7% der Patientinnen erreichten ein komplettes Ansprechen. Dies zeigte eine Phase-1/2-Studie einer amerikanischen Arbeitsgruppe, deren Ergebnisse in Science Translational Medicine erschienen sind.

Frühere Studien an In-vivo-Modellen hatten ergeben, dass die Hemmung des induzierbaren NO-Signalwegs durch L-NMMA das Tumorwachstum verringerte. In ihre Phase-1/2-Studie schlossen die Forscher 35 Frauen mit metastasiertem TNBC ein, und zwar 15 in die Phase 1 und 24 in die Phase 2. In Phase 1 wurde die maximal verträgliche Dosis von L-NMMA und Docetaxel und in Phase 2 die Wirksamkeit anhand der Ansprechraten bestimmt.

Die Gesamtansprechrate betrug 45,8% (11 von 24 Frauen). Bei den Frauen mit LABC lag die Gesamtansprechrate bei 81,8% (9 von 11), bei Frauen mit metastasiertem TNBC bei 15,4% (2 von 13). 3 Patientinnen mit LABC zeigten ein pathologisch komplettes Ansprechen bei der Operation (27,3%). Bei 21% der Patienten kam es zu einer Nebenwirkung vom Schweregrad von mindestens 3.

Die Ergebnisse rechtfertigen nach Meinung der Autoren umfangreichere klinische Studien mit L-NMMA bei Frauen mit Mammakarzinom.

Mammakarzinom: RCB-Score hilft Restrisiko nach neoadjuvanter Chemotherapie vorherzusagen

Mit Hilfe des Residual Cancer Burden Score (RCB-Score) kann die Resterkrankung nach der neoadjuvanten Chemotherapie eines Mammakarzinoms in 4 Kategorien eingeteilt werden, wobei ein RCB-0 einer pathologischen Komplettremission (pCR) entspricht und RCB-1, RCB-2 sowie RCB-3 die verbliebende Tumorlast widerspiegeln. Je höher der Score, umso so schlechter ist die Prognose der Patientin. Dies ergab eine gepoolte Analyse verschiedener Institute und Studien in den USA und Europa, deren Ergebnisse in Lancet Oncology publiziert worden sind.

Die internationale Arbeitsgruppe analysierte die Daten von 5.161 Patienten, die zwischen 1994 und 2019 mit neoadjuvanter Chemotherapie behandelt worden waren. Der RCB-Score war durch den Brustkrebs-Pathologen in den jeweiligen Behandlungszentren erhoben worden.

In der Gesamtgruppe wiesen 32,5% einen RCB-0-Score auf, 12,8% RCB-1, 39,1% RCB-2 und 15,6% RCB-3. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 56 Monaten war ein höherer RCB-Score signifikant mit einem schlechteren ereignisfreien und distanten-Metastasen-freien Überleben assoziiert.

Ein um 1 Einheit höherer RCB-Score bedeutete einen Anstieg der Hazard Ratio um 1,82 für das ereignisfreie Überleben und um 1,86 für das distante-Metastasen-freie Überleben. Diese Assoziation konnte bei jedem Brustkrebs-Subtyp gesehen werden.

Die Arbeitsgruppe ist der Ansicht, dass die Angabe des RCB-Scores standardmäßig zur pathologischen Auswertung nach einer neoadjuvanten Therapie gehören sollte.

 

Zervixkarzinom: Neue Checkpoint-Inhibitoren vielversprechend

Eine Checkpoint-Blockade mit dem PD1-Inhibitor Balstilimab und dem CTLA-4-Hemmer Zalifrelimab erreichte bei Frauen mit rezidiviertem oder metastasiertem Zervixkarzinom und Rückfall nach Platin-basierter Therapie eine Ansprechrate von 25,6% und eine mediane Überlebenszeit von fast 13 Monaten. Die mediane Dauer des Ansprechens ist in der offenen Phase-2-Studie noch nicht erreicht, wie die internationale Arbeitsgruppe im Journal of Clinical Oncology mitteilte.

125 Frauen mit rezidiviertem oder metastasiertem Karzinom des Gebärmutterhalses, die zuvor eine Platin-basierte Therapie erhalten hatten, wurden bis zu 2 Jahre alle 2 Wochen mit Balstilimab (3 mg/kg) und alle 6 Wochen mit Zalifrelimab (1 mg/kg) behandelt.

Primärer Endpunkt war die objektive Ansprechrate, zu den sekundären Endpunkten gehörten Dauer des Ansprechens, Sicherheit und Verträglichkeit sowie das Überleben. Die Patientinnen wurden im Median 21 Monate nachbeobachtet.

Die Ansprechrate lag bei 25,6%, es gab 10 komplette und 22 partielle Responder. Die mediane Dauer des Ansprechens ist noch nicht erreicht (86,5%, 75,5% bzw. 64,2% nach 6, 9 bzw. 12 Monaten).

Im Median überlebten die Frauen 12,8 Monate. Nach 6 Monaten waren 69,2%, nach 12 Monaten 53,3% noch am Leben. Zum Vergleich: das mediane Gesamtüberleben nach Progression einer Platintherapie liegt zwischen 7 und 8 Monaten.

Hypo- und Hyperthyreose waren die häufigsten immunvermittelten Nebenwirkungen.

Prostatakarzinom: Moderne Bildgebung ermöglicht radikale Prostatektomie ohne Biopsie

Eine radikale Prostatektomie ist nach Bestätigung der Krebsdiagnose mit Hilfe von 2 modernen bildgebenden Verfahren ohne Biopsie möglich. Das berichtet eine Arbeitsgruppe aus dem Klinikum rechts der Isar in München in European Urology .

Sie fand in einer retrospektiven Studie mit 25 Patienten, die eine Biopsie ablehnten, dass mit der Kombination von multiparametrischer MRT (mpMRT) und PSMA-PET Patienten identifiziert werden können, bei denen eine radikale Prostatektomie ohne Biopsie denkbar ist.

In der Fallserie gab es aufgrund der beiden bildgebenden Verfahren bei allen 25 Patienten einen hohen Verdacht auf ein Prostatakarzinom. Sie wiesen im mpMRT einen PI-RADS-Score von ≥ 4 und im PSMA-PET einen PET-Score von ≥ 4 auf der 5-stufigen Likert-Skala auf.

Postoperativ ergab die histologische Untersuchung bei allen Patienten ein Prostatakarzinom vom ISUP-Grad ≥ 2 (International Society of Urological Pathology).

Die Autorengruppe weist darauf hin, dass die Aussagekraft der Untersuchung durch das retrospektive Design und die geringe Zahl der Patienten begrenzt ist. Und ergänzt: „Wir möchten deutlich betonen, dass diese Praxis derzeit nicht als Standardverfahren zu betrachten ist. Zukünftige Studien mit größeren Kohorten innerhalb eines prospektiven Studiendesigns sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.“

Krebserkrankungen nehmen weltweit zu, abhängig von sozioökonomischen Faktoren

Weltweit ist die Belastung durch Krebserkrankungen beträchtlich und sie hat von 2010 bis 2019 weiter zugenommen. So stieg die Zahl neuer Krebserkrankung in diesem Zeitraum um 26,3%, die Zahl der krebsbedingten Todesfälle um 20,9%, und die Disability-adjusted Life Years (DALY) um 16,0%. Dies ergab die in JAMA Oncology publizierte Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study 2019 (GBD 2019).

„Die Ergebnisse dieser systematischen Analyse legen nahe, dass die weltweite Belastung durch Krebs erheblich ist und zunimmt, wobei die Belastung in Abhängigkeit von sozioökonomischen Faktoren (Socio-demographic Index, SDI) unterschiedlich ist“, so das Fazit der Global Burden of Disease 2019 Cancer Collaboration.

Im Jahr 2019 gab es weltweit schätzungsweise 23,6 Mio. neue Krebserkrankungen (17,2 Mio. bei Ausschluss von nicht melanotischem Hautkrebs), 10,0 Mio. durch Krebs bedingte Todesfälle sowie 250 Mio. DALYs aufgrund von Krebserkrankungen.

Damit stehen Krebserkrankungen nach der Zahl der Todesfälle, der verlorenen Lebensjahre und der DALYs im Jahr 2019 nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen an zweiter Stelle.

Die Belastung durch Krebserkrankungen war in Abhängigkeit von sozioökonomischen Faktoren (SDI) unterschiedlich. Von 2010 bis 2019 gab es den größten prozentualen Anstieg an Fall- und Sterbezahlen in den Quintilen mit niedrigem und mittlerem SDI.

Positiv war nach Aussage der Arbeitsgruppe, dass die weltweiten altersstandardisierten Inzidenzraten mit -1,1% zwischen 2010 und 2019 ähnlich und die Sterblichkeitsraten um -5,9% abgenommen hatten. „Diese altersstandardisierten Mortalitätsergebnisse erlaubten einen vorsichtigen Optimismus, dass in den letzten 10 Jahren weltweit Fortschritte bei der Früherkennung und Krebsbehandlung erzielt worden sind.“ Allerdings sei dies vor allem in Regionen mit hohem SDI zu beobachten, während die Tendenz in Regionen mit niedrigem SDI umgekehrt sei.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....