Neue Medikamente im Jahr 2021: Diese 50 Präparate wurden zugelassen (Teil 1)

Dr. Linda Fischer

Interessenkonflikte

31. Dezember 2021

Im Jahr 2021 sind in Deutschland mehr als 50 neue Präparate zugelassen worden. Wir haben für Sie einen Überblick aller Neuzulassungen zusammengestellt.

Onkologie

Im Jahr 2021 sind wieder einige Präparate im onkologischen Bereich zugelassen worden. Darunter sind Wirkstoffe, die als Checkpoint-Inhibitor fungieren, aber auch eine CAR-T-Zell-Therapie und weitere Neuerungen.

Neue Kinase-Inhibitoren: 

Zu den fünf Neuerscheinungen in diesem Bereich zählt der Januskinase-Hemmer Inrebic® (Fedratinib). Mit dem Medikament steht Erwachsenen mit primärer Myelofibrose, Postpolycythaemia Vera-Myelofibrose oder post-essentieller Thrombozythämie-Myelofibrose eine zweite Behandlungsoption zur Verfügung. In zwei klinischen Studien konnte die Behandlung das Milzvolumen um 35 % reduzieren.

Zur Behandlung eines fortgeschrittenen Rearranged-during-Transfection (RET)- positiven nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (non-small-cell lung cancer, NSCLC) und Schilddrüsenkarzinoms kann nun das Medikament Retsevmo® (Selpercatinib) als Monotherapie eingesetzt werden. Der RET-Kinase-Hemmer richtet sich gegen die RET-Fusionsproteine, welche sonst als onkogene Treiber wirken und fördert so die Antitumor-Aktivität in diesen Zellen.

Ein weitere Neuheit zur Behandlung von RET-Fusions-positivem, fortgeschrittenem NSCLC wurde im Dezember zugelassen: Gavreto®  (Pralsetinib) ist ein Tyrosinkinase-Hemmer, der als Monotherapie zur Behandlung bei Erwachsenen eingesetzt werden kann, die noch mit keinem RET-Inhibitor behandelt worden sind. Pralsetinib ist selektiv gegen onkogene RET-Fusionen (KIF5B-RET und CCDC6-RET) gerichtet und stellt die erste zielgerichtete First-line-Behandlungsmöglichkeit für diese Indikation dar.

Zwei weitere Medikamente in diesem Bereich sind Pemazyre® (Pemigatinib) und Koselugo® (Selumetinib). Pemigatinib ist seit Mai 2021 auf dem deutschen Markt zugelassen und wird zur Behandlung des Gallengangskarzinoms mit Fusion oder Umlagerungen des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptors 2 (FGFR2) bei Erwachsenen eingesetzt. Mit Selumetinib steht Menschen mit Neurofibromatose Typ 1 seit August 2021 eine neue Behandlungsoption zur Verfügung. Indiziert ist es für die symptomatische Behandlung inoperabler plexiformer Neurofibromatose, ab einem Alter von drei Jahren. Das Medikament verhindert sowohl Proliferation und Überleben von Krebszellen, bei denen der RAF-MEK-ERK-Signalweg aktiviert ist.

Zur Behandlung von Erwachsenen mit Morbus Waldenström ist nun ein Bruton-Tyrosinkinase-Hemmer zugelassen worden. Brukinsa®  (Zanubrutinib) kann eingesetzt werden bei Personen, die mindestens eine vorherige Therapie erhalten haben, oder als Erstlinientherapie bei denjenigen, die nicht für eine Chemoimmuntherapie geeignet sind. Bei dieser Erkrankung wird das Knochenmark mit monoklonalen Immunglobulin M-sezernierenden lymphoplastischen Zellen infiltriert, welche B-Zell-Rezeptor-Signalwege aktivieren. Zanubrutinib hemmt die Bruton-Tyrosinkinase, und stört so die Proliferation, Migration und Adhäsion maligner B-Zellen.

Chimäre Antigenrezeptor(CAR)-T-Zelltherapie mit Brexucaptagen:

Im März 2021 wurde Tecartus® (Brexucabtagen) eine zunächst auf ein Jahr beschränkte EU-Zulassung erteilt. Indiziert ist das Gentherapeutikum für die Behandlung eines rezidivierten oder refraktären Mantelzelllymphoms bei Erwachsenen. Außerdem wurde das Medikament von der U.S. Food & Drug Administration für die Behandlung Erwachsener mit rezidivierter oder refraktärer akuter lymphatischer Leukämie (ALL) zugelassen.

4 weitere neue Medikamente:

Als erste gegen CD123-Rezeptormoleküle gerichtete Therapie ist mit Elzonris® (Tagraxofusp) eine echte Neuheit zur Behandlung von blastischer plasmazytoider dendritischer Zellneoplasie (BPDCN) auf dem deutschen Markt. Der Wirkstoff der Orphan Drug ist ein rekombinantes Fusionsprotein und gelangt über CD123-Rezeptoren in die BPDCN-Zellen und löst deren Zelltod aus.

Der neu zugelassene monoklonale IgG1-Antikörper Sarclisa® (Isatuximab) wird unter anderem in Kombination mit Dexamethason und Pomalidomid zur Behandlung erwachsener Personen mit refraktärem und rezidivierendem Multiplem Myelom eingesetzt. Seit Februar 2021 ist das Präparat auf dem deutschen Markt und verlängerte in einer Phase-III-Studie das progressionsfreie Überleben um etwa 11 Monate. Ohne Isatuximab belief sich dieser Wert auf lediglich 6 Monate.

Eine weitere Neuheit im Bereich der Tumorerkrankungen ist die erste orale Erhaltungstherapie bei Akuter Myeloischer Leukämie (AML). Das Präparat Onureg® (Azacitidin) ist indiziert für die Behandlung Erwachsener. Der Wirkstoff wird in die DNA von AML-Zellen integriert und beeinflusst dort die Genexpression. In einer Phase-III-Studie konnte Azacitidin signifikant das mediane rezidivfreie Überleben verlängern, im Vergleich zu Placebo (10,2 versus 4,8 Monate).

Mit der letzten Neuerung im onkologischen Bereich, Minjuvi® (Tafasitamab), steht Erwachsenen mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (diffuse large B-cell lymphoma, DLBCL) eine neue Therapieoption zur Verfügung. Dem humanisierten Fc-modifizierten zytolytischen CD19-Antikörper wurde im September 2021 eine bedingte Zulassung erteilt. Eingesetzt wird er in Kombination mit Lenalidomid, mit anschließender Tafasitamab-Monotherapie.

 

 

 

Gynäkologische Onkologie

Auch im Bereich der gynäkologischen Onkologie gab es einige Neuzulassungen: Zwei neue Medikamente zur Therapie von Brustkrebs, und jeweils ein neues Präparat zur Behandlung von dreifach negativem Brustkrebs und des Endometriumkarzinoms.

HER2-positiver Brustkrebs:

Zu den 2 Neuzulassungen in diesem Bereich zählen Phesgo® (Pertuzumab, Trastuzumab) und Tukysa® (Tucatinib). Erstere in Kombination mit einer Chemotherapie ist indiziert als neoadjuvante Behandlung bei Erwachsenen mit humanem epidermalem Wachstumsfaktor 2 (HER2)-positivem, lokal fortgeschrittenem, entzündlichem Brustkrebs oder frühem Brustkrebs mit hohem Rezidivrisiko.

Auch Tucatinib wurde für die Therapie von Erwachsenen mit HER2-positivem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zugelassen. In Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin ist der Tyrosinkinase-Hemmer über 1000-fach selektiver für HER2, als der epidermale Wachstumsfaktor.

3-fach negativer Brustkrebs:

Mit Trodelvy®  (Sacituzumab Govitecan) steht Erwachsenen mit nicht resezierbarem oder metastasiertem dreifach negativem Brustkrebs (triple-negative breast cancer, TNBC), die bereits mindestens zwei systemische Therapien durchgemacht haben, eine neue Monotherapie zur Verfügung. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat beinhaltet folgende Komponenten:

  • Humanisierter monoklonaler Antikörper Sacituzumab, gegen Trophoblasten-Zelloberflächen-Antigen-2 gerichtet

  • Wirkstoff SN-38, ein Inhibitor der Topoisomerase I

  • Hydrolysierbarer Linker verbindet Sacituzumab mit SN-38

Das mediane progressionsfreie Überleben betrug in der Zulassungsstudie bei Patientinnen und Patienten mit Sacituzumab Govitecan 5,6 Monate. Bei denjenigen, die eine Behandlung nach Wahl des Arztes erhielten, belief sich dieser Wert auf lediglich 1,7 Monate. Das mediane Gesamtüberleben betrug 12,1 beziehungsweise 6,7 Monate.

Endometriumkarzinom:

Zur Behandlung des rezidivierenden oder lokal fortgeschrittenen Endometriumkarzinoms mit Mismatch-Reparatur-Defizit/hoher Makrosatelliteninstabilität wurde der Checkpoint-Inhibitor Jemperli® (Dostarlimab) zugelassen. Bereits im Februar hatte die Europäische Arzneimittelagentur und der Ausschuss für Humanarzneimittel eine bedingte Zulassung empfohlen.

Gynäkologie

Im Bereich der Gynäkologie gab es drei Neuerungen, die Kontrazeption, Geburtseinleitung und Uterusmyome betreffen. Mit Drovelis® ist das erste orale Kontrazeptivum mit bioidentischem Estetrol auf dem deutschen Markt zugelassen worden und erweitert das Sortiment an oralen Verhütungsmitteln. Estetrol wird während der Schwangerschaft natürlich in der Leber des Ungeborenen produziert und gelangt über die Plazenta in den maternalen Kreislauf. Das hormonale Kontrazeptivum mit Estetrol und dem Gestagen Drospirenon wirkt gewebeselektiv und birgt ein vergleichsweise geringes Wechselwirkungspotential.

Für die Geburtseinleitung ist seit Sepetmber 2021 Misoprostol 25 µg (Angusta®) in Deutschland verfügbar. Bisher wurde Misoprostol nur off-label zur Geburtseinleitung verwendet – was mit einem erhöhten Risiko für Fehldosierung und deren Folgen einherging, da die 200 µg-Tablette geachtelt werden musste. Mit der 25 µg-Tablette entfällt dieses Risiko.

Für erwachsene Frauen im gebärfähigen Alter mit mäßigen bis starken Symptomen von Uterusmyomen steht seit September 2021 eine neue orale Therapieoption zur Verfügung. Das Präparat Ryeqo® kombiniert das Anti-Gonadotropin-Releasing-Hormon Relugolix, das Estrogen Estradiol und das Gestagen Norethisteronacetat. Es minimiert die starken Menstruationsblutungen und verringert Schmerzen und Leiden, die in Zusammenhang mit Blutungen und Beckenbeschwerden stehen.

COVID-19

Nachdem bereits im Vorjahr der erste COVID-19-Impfstoff auf den deutschen Markt kam, wurden im Jahr 2021 4 weitere COVID-19-Impfstoffe und drei Medikamente bei COVID-19 zugelassen.

4 COVID-19-Impfstoffe:

Mit Spikevax® (COVID-19 Vaccine Moderna), wurde in der EU ein zweiter mRNA-Impfstoff zugelassen. Daten der klinischen Phase-3-Studie zu dem Impfstoff zeigten eine Wirksamkeit von 94% nach der Impfung. Laut Langzeitdaten zur Abnahme der Antikörper über die Zeit, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, sanken die zu Beginn hohen neutralisierenden Lebendvirus-Antikörpertiter, Pseudovirus-Antikörpertiter und der Antikörpertiter gegen die rezeptorbindende Domäne (RBD) jedoch nach acht Monaten um einen Faktor von 44,6 bzw. 17 im Vergleich zum Spitzentiter.

Der dritte zugelassene COVID-19 Impfstoff Vaxzevria® (COVID-19 Vaccine Astrazeneca) war zunächst zur aktiven Immunisierung gegen SARS-CoV-2 bei Personen ab 18 Jahren indiziert. Im März empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) den Vektor-Impfstoff jedoch aufgrund eines erhöhten Risikos für Thrombozytopenie und Gerinnungsstörungen vorerst nur noch für Personen ab 60 Jahren.

Der vierte zugelassene Impfstoff ist die vektorbasierte COVID-19 Vaccine Janssen Ad26.COV2.S. Auch diesen Impfstoff empfiehlt die Stiko inzwischen nur noch für die Altersgruppe 60+.

Jüngst wurde zudem der erste proteinbasierte Impfstoff zur Prävention einer COVID-19-Erkrankung zugelassen. Die Zulassungsgrundlage für Nuvaxovid®  (NVX-CoV2373 von Novavax) bilden Ergebnisse zweier klinischer Studien, in deren Rahmen über 45.000 Personen ab 18 Jahren teilnahmen. In einer der Studien lag die Wirksamkeit des Impfstoffes in Bezug auf Erkrankungen sieben Tage nach der zweiten Dosis bei etwa 90 %. Schwere Covid-19-Fälle wurden nicht gemeldet – verglichen mit vier Fällen in der Placebo-Gruppe. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die in Deutschland so gut wie vollständig von Delta verdrängt wurde. 

3 neue Medikamente bei COVID-19:

Im November/Dezember 2021 sind drei Medikamente zur Behandlung einer COVID-19-Erkrankung zugelassen worden: Ronapreve® (REGN-COV2) zur Prophylaxe und Behandlung, und Regkirona® (Regdanvimab). Beide enthalten monoklonale IgG1-Antikörper und können bei Patientinnen und Patienten eingesetzt werden, die noch keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen. Außerdem das Medikament RoActemra®  (Tocilizumab) zur Behandlung einer schweren COVID-19-Erkrankung bei Erwachsenen, die zusätzlicenh Sauerstoff und mechanische Beatmung benötigen.

Ersteres kombiniert die Antikörper Casirivimab und Imdevimab. Das Medikament reduziert das Risiko für einen schweren Verlauf bei an COVID-19 erkrankten Personen und kann darüber hinaus das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion senken. Ärztinnen und Ärzte können das Medikament bei Menschen ab zwölf Jahren einsetzen.

Der Antikörper Regdanvimab ist hingegen nur für Erwachsene mit einer bestätigten COVID-19-Erkrankung indiziert. Wie auch Casirivimab/Imdevimab bindet Regdanvimab an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 und verhindert so dessen Interaktion mit Rezeptoren des Angiotensin-konvertierenden Enzym-2. Das Virus kann somit nicht in die Zelle eindringen, um sich dort zu vermehren.

Tocilizumab wird zusammen mit systemischen Kortikosteroiden eingesetzt. Der monoklonale Antikörper blockiert Rezeptoren, an denen sonst Interleukin-6 bindet, und unterdrückt so die überschießende Immunkaskade. Die Ergebnisse der Hautpzulassungsstudie zeigen ein geringeres Mortalitätsrisiko bei Personen, die Tocilizumab zusätzlich zur Standardbehandlung erhielten, im Vergleich zu denjenigen, die lediglich die Standardtherapie bekamen.

Neurologie

Im neurologischen Bereich gab es in diesem Jahr sechs Neuzulassungen, und zwar zur Behandlung von Epilepsie und epileptischer Enzephalopathie, Multiple Sklerose (MS), spinaler Muskelatrophie (SMA) und Neuromyelitis-Optika-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD).

2 Neuheiten zur Behandlung von Eüilepsie und epileptischer Enzephalopathie:

Als neue Option zur Behandlung des genetisch bedingten Dravet-Syndroms steht Betroffenen seit Februar 2021 Fintepla® (Fenfluramin) zur Verfügung, welches früher als Appetitzügler auf dem Markt war. Der amphetamin-ähnliche Wirkstoff erhöht den Serotoninspiegel, reduziert das Auftreten generalisiert klonisch-tonischer Anfälle und ist zugelassen für Menschen ab einem Alter von 2 Jahren für eine Zusatzbehandlung von Krampfanfällen. Die schwere, therapierefraktäre, epileptische Enzephalopathie tritt bereits im Kindesalter auf und erhöht das Risiko für einen frühzeitigen, unerwarteten Tod durch Epilepsie.

Ein weiteres neues Medikament in diesem Bereich ist das Antiepileptikum Ontozry® (Cenobamat). Zum einen wirkt Cenobamat als Natriumkanal-Blocker. Zum anderen moduliert der Wirkstoff die präsynaptische Freisetzung von GABA, wodurch er die Häufigkeit epileptischer Anfälle reduzieren kann. Indiziert ist das Medikament als unterstützende Therapie von erwachsenen Personen, die auf andere Therapien nicht ansprechen. Die genaue therapeutische Wirkung von Cenobamat ist allerdings noch unklar.

2 neue MS-Medikamente:

Im Laufe des Jahres wurde zum Einen der vierte Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulator Ponvory® (Ponesimod) zugelassen, und zum Anderen der zweite B-Zell-Antikörper Kesimpta® (Ofatumumab). Beide für die Behandlung Erwachsener mit schubförmig verlaufender MS.

Ponesimod verhindert Schübe und neue fokale entzündliche Läsionen im zentralen Nervensystem.

Der monoklonale Antikörper Ofatumumab verhindert laut Europäischer Arzneimittelagentur Rückfälle und verlangsamt die Krankheitsprogression. Zwei Phase-III-Studien zeigten, dass Ofatumumab, verglichen mit der Teriflunomid-Erstlinientherapie, bedeutend die jährliche Schubrate um 51 und 59% reduzierte, und zudem signifikant weniger bestätigte Behinderungsprogression nach drei Monaten um 34% bewirkte.

SMA und NMOSD:

Als erste orale Therapie zur Behandlung der SMA kam im Mai 2021 Evrysdi® (Risdiplam) auf den deutschen Markt. Der Splice-Modifikator der SMN2-Prä-mRNA erhöht und stabilisiert den funktionellen SMN-Protein-Spiegel.

Auch für die Behandlung von NMOSD, eine seltene Autoimmunkrankheit, steht eine neue Therapieoption zur Verfügung: Enspryng® (Satralizumab) ist zugelassen für die Behandlung Erwachsener und Jugendlicher ab zwölf Jahren mit NMOSD, die seropositiv für den Biomarker anti-Aquaporin-4-IgG sind. Der monoklonale Antikörper wird monotherapeutisch oder in Kombination mit einer immunsuppressiven Therapie gegen NMOSD eingesetzt. Er richtet sich gegen Interleukin-6-Rezeptoren und unterbricht durch Bindung einen für den Entzündungsprozess bei NMOSD entscheidenden Signalweg.

 
 
 

Depression und Schlafstörung

Mit Spravato® (Esketamin-Nasenspray) ist eine neue Therapieoption für Erwachsene mit Depressionen auf dem Markt erhältlich. Dabei handelt es sich um das S-Enantiomer des bekannten Narkosemittels Ketamin. Das Nasenspray reduziert ein breites Spektrum an depressiven Symptomen bei mittelschweren bis schweren depressiven Episoden und soll nur in Kombination mit einem SSRI oder SNRI eingesetzt werden. Der Wirkmechanismus ist bisher unklar – wahrscheinlich handelt es sich aber um einen NMDA-Rezeptor-Antagonismus, der synaptische Funktionen in Hirnregionen wiederhergestellt, die an der Stimmungs- und Emotionsregulation beteiligt sind.

Für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, erweitert Lunivia® (Eszopiclon) das Sortiment an Therapieoptionen. Der Vorteil: Das Sedativum Eszopiclon, ein pharmakologisch aktives Enantiomer des schlafanstoßenden Arzneimittels Zopiclon, wirkt schon bei geringer Dosis. Indiziert ist das Präparat zur Behandlung Erwachsener, die schwerwiegend erkrankt und dadurch stark beeinträchtigt oder extrem belastet sind.

Cholesterinsenker

Mit Leqvio® (Inclisiran) ist ein neues Präparat zur Behandlung von Hypercholesterinämie zugelassen worden. Es wirkt über eine RNA-Interferenz hemmend auf die Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (proprotein convertase subtilisin/kexin type 9, PCSK9) und damit ähnlich, wie die bisherigen PCSK9-Inhibitoren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Statinen muss das Arzneimittel lediglich halbjährlich verabreicht werden. Indiziert ist das Präparat für Erwachsene mit primärer Hypercholesterinämie (heterozygot familiär und nicht-familiär) oder gemischter Dyslipidämie, und wird als Zusatz zu einer diätetischen Therapie eingesetzt.

Notfallmedizin

Im Bereich der Notfallmedizin wurde das Präparat Giapreza® (Angiotensin-II) zur Behandlung eines septischen oder eines anderen distributiven Schocks zugelassen. Das Gewebshormon Angiotensin-II erhöht den Blutdruck, indem es eine Kontraktion der glatten Gefäßmuskulatur vermittelt.

Pneumologie

Ein neu zugelassenes Präparat im Bereich für Lungenerkrankungen ist die Dreifachkombination Trixeo Aerosphere®. Es kann zur Behandlung einer moderaten bis schweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt werden. Das Medikament kombiniert den langwirksamen Beta2-Adrenorezeptor-Agonist Formoterol, mit dem langwirksamen Muskarinrezeptor-Antagonist Glycopyrronium und dem Glukokortikoid Budenosid. Indiziert ist die Dreifachkombination für die Erhaltungstherapie bei Erwachsenen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....