Tapinarof, eine nichtsteroidale, nicht-immunsuppressive Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor-modulierende (TAMA) Verbindung, zeigt in einer 1%igen Cremeformulierung bei Patienten mit Plaque-Psoriasis eine statistisch signifikante und klinisch relevante Verbesserung. Das ist das Ergebnis von 2 randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-3-Studien (PSOARING 1 und 2), die jetzt im New England Journal of Medicine erschienen sind [1].
Psoriasis von leicht bis schwer
Dr. Mark Lebwohl von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, und Kollegen schlossen 1.025 Patienten (Alter zwischen 18 und 75 Jahren) mit einem PGA-Score (Physician Global Assessment) von 2 (leicht) bis 4 (schwer) in die Studie ein. Die Patienten wurden im Verhältnis 2:1 in einen Verum- und einen Placebo-Arm randomisiert. Tapinarof und die Placebo-Creme wurden jeweils 1x tägl. über 12 Wochen angewendet. 79,2% (PSOARING 1) bzw. 83,9% der Probanden (PSOARING 2) wiesen zu Studienbeginn einen PGA 3 auf, der Mittelwert des PASI (Psoriasis Area Severity Index ) betrug 8,9 bzw. 9,1.
Die primären Endpunkte waren ein PGA 0 (erscheinungsfrei) oder 1 (fast erscheinungsfrei) und eine Verbesserung um mindestens 2 Grad bis Woche 12. Der sekundäre Endpunkt war das PASI-75-Ansprechen.
Signifikante Verbesserungen
Sowohl der primäre als auch der sekundäre Endpunkt wurden mit statistischer Signifikanz in Woche 12 erreicht. Die Ansprechraten waren wie folgt:
PGA-Score (Verum vs. Vehikel): 35,4% vs. 6,0% (PSOARING 1) bzw. 40,2% vs 6,3% (PSOARING 2; p < 0,0001)
PASI 75: 36,1% vs 10,2% (PSOARING 1) bzw. 47,6% vs. 6,9% (PSOARING 2).
Häufigste Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Follikulitis, Nasopharyngitis und Kontaktdermatitis, die jeweils leicht bis moderat auftraten. Nach Einschätzung von Lebwohl sind jetzt „größere und längere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Tapinarof-Creme im Vergleich zu bestehenden Psoriasis-Behandlungen zu bewerten“.
Experten nicht überzeugt
Ist Tapinarof eine potenzielle Therapieoption für Patienten mit Plaquepsoriasis? Prof. Dr. Ulrich Mrowietz vom Psoriasiszentrum der Universitätshautklinik Kiel sagt: „Ich denke eher nicht, da vor allem sehr hohe Kosten für die Creme erwartet werden. Zudem gibt keine Sicherheitsdaten bei längerer Anwendung und in Zusammenhang mit UV-Strahlung bzw. Sonnenlicht.“
Ein weiteres Problem sei, dass bei „nur mittelstarker Wirksamkeit die Adhärenz der topischen Therapie schlecht ist, bei teuren Produkten würde das eine große Verschwendung von Ressourcen sein“.
Zwar traten keine labortechnischen oder nicht-dermatologischen Sicherheitssignale unter Tapinarof auf, dennoch führte die Creme bei 23,5% der Patienten in PSOARING 1 und bei 17,8% der Patienten in PSOARING 2 zu einer Follikulitis, „deren Mechanismus unklar bleibt“, schreibt Prof. Dr.Thomas Bieber, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität Bonn, im begleitenden Editorial [2].
Bedenken hinsichtlich anderer Sicherheitsaspekte hätten die klinische Entwicklung von Arzneimitteln, die den Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor beeinflussen, für die systemische Anwendung eingeschränkt und deren Einsatz auf dermatologische Erkrankungen beschränkt, schreibt Bieber.
Bieber erinnert daran, dass sich „zusätzlich zu den AhR-Agonisten“ relativ neue Wirkstoffe wie Phosphodiesterase-Typ-4-Inhibitoren (z.B. Roflumilast) und Janus-Kinase-Inhibitoren (z.B. Brepocitinib) in der klinischen Entwicklung befänden und das „das Arsenal für die topische Therapie der Psoriasis erweitern“ könnten.
Und auch Bieber weist auf den Kostenfaktor hin: „Die Kostenträger weltweit ... könnten mit ihren auf der Kosteneffizienz basierenden Entscheidungen … den breiten Zugang zu innovativen Therapien wie Tapinarof und anderen Wirkstoffen in fortgeschrittenen Phasen der klinischen Entwicklung für die Behandlung erschweren.“
Credits:
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Diesen Artikel so zitieren: Tapinarof-Creme wirksam bei Plaque-Psoriasis: Warum Experten dennoch nicht begeistert sind - Medscape - 16. Dez 2021.
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