MEINUNG

Allergie gegen Corona-Impfstoffe: Einbildung größer als Gefahr? Dr. Hartmann erklärt, wann man auf welche Inhaltsstoffe testen sollte

PD Dr. Martin Hartmann

Interessenkonflikte

21. Februar 2022

Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg

Schönen guten Tag,

hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik der Universität Heidelberg. Es geht heute um allergische Reaktionen auf SARS-CoV-2-Impfstoffe.

Ich hatte in vorher gehenden Video-Blogs dargelegt, dass Hautreaktionen nach Corona-Impfungen auftreten können und welche Hauterkrankungen neu auftreten und sich verschlechtern können.

Heute geht es um die allergischen Reaktionen.

Schwere allergische Reaktionen sind selten, wie bei allen Impfstoffen. Man rechnet i. A. mit 1 Reaktion pro 1 Mio. Impfstoffdosen. Bei der Influenza-Impfung ist dies etwas mehr mit etwa 10 Reaktionen pro 1 Mio. Impfstoffdosen, auch bei den mRNA-Impfstoffen liegt die Rate bei 10 bis 11 Reaktionen pro 1 Mio. Impfstoffdosen.

Wir haben es mit 2 Patientengruppen zu tun. Die eine Gruppe möchte keine Impfung und möchte eine Allergie bescheinigt bekommen, so dass sie nachweisen kann, dass eine Impfung bei ihnen nicht möglich ist. Andere Patienten sind verunsichert und überzeugt, dass ihre Reaktion einer Allergie entspricht und eine weitere Impfung nicht durchführbar ist.

Ich möchte von 4 Patientinnen berichten, die sich bei uns vorgestellt haben. Sie hatten unterschiedliche Reaktionen. Zum einen kam es zu Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, bei der Zweitimpfung zu Unwohlsein und Fieber. Die 2. Patientin hatte eine urtikarielle Reaktion an der Einstichstelle und bei der 2. Gabe gab es Dysästhesien. 2 weitere Patientinnen berichteten von einer urtikariellen Reaktion, die auch abseits der Injektionsstelle auftrat.

In keinem Fall war die Reaktion per Foto dokumentiert worden, so dass man sich auf die anamnestischen Angaben verlassen musste.

Hier liegt auch das Problem. Wie ist die Evidenz der geschilderten Reaktionen? Legt man bestimmte Kriterien an, zeigt sich, dass von den geschilderten Beschwerden nur sehr wenige eine Evidenz für eine allergische Reaktion haben.

Wenn es unklar ist, soll eine Testung mit den Inhaltsstoffen der mRNA-Impfstoffe erfolgen. Ganz oben auf der Liste steht hierbei Polyethylenglykol (PEG), das verschiedene Molekulargewichte haben kann. Es wird in vielen Alltagsprodukten eingesetzt, wie Shampoo, Kosmetika, aber auch in Arzneimitteln.

In mRNA-Impfstoffen ist PEG 2000 enthalten, darauf testen wir dann. In Vektorimpfstoffen ist Polysorbat 80 enthalten.

Wir testen auch auf den Impfstoff selbst, um zu sehen, ob eine Sofortreaktion, also eine Quaddelbildung vorliegt. Die Testung erfolgt immer mit Kochsalzlösung als Negativkontrolle und Histamin als Positivkontrolle.

Wie ging es mit unseren Patientinnen weiter?

Bei 2 war der Prick-Test negativ, bei 2 war der Test nicht auswertbar, weil auch bei NaCl-Lösung eine Reaktion aufgetreten ist.

Bei den Patientinnen mit negativem Test exponierten wir erneut mit einer kurzen Nachbeobachtungszeit, sie tolerierten das gut. Die anderen 2 Frauen beobachteten wir in der Tagesklinik etwas länger, auch sie vertrugen die Exposition gut. Das war jeweils die 3. Impfung bei den Patientinnen.

Man muss also bei Verdacht auf allergische Reaktion zunächst die Anamnese filtern, dann einen Prick-Test machen. Dann kann in der Regel eine Exposition erfolgen mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 15 bis 30 Minuten, je nachdem wie die geschilderte Reaktion war.

Diese Reaktionen sind selten, sie müssen aber mit einer Allergietestung zugeordnet werden, dann kann eine Expositionstestung erfolgen.

Der neue Impfstoff Novavax hat andere Inhaltsstoffe, so dass auch hier künftig die Möglichkeit besteht, bei einer negativen Testung auf diesen Impfstoff auszuweichen. 

 

Quelle Slides und Fotos: Alle PD Dr. Martin Hartmann

Das war’s aus Heidelberg  

Vielen Dank fürs Zuhören

 

Kommentar

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