Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik Heidelberg. Es geht heute um die Top Ten in der Dermatologie 2021.
Im Bereich der Dermatologie wurden zahlreiche Präparate neu zugelassen oder es wurden zulassungsrelevante Daten präsentiert bzw. publiziert.
Upadacitinib bei atopischer Dermatitis
Upadacitinib ist ein JAK-1-Inhibitor, der zur Therapie der atopischen Dermatitis zugelassen worden ist. Es gibt 2 Dosierungen.
In einer Head-to-Head-Studie konnte es im Vergleich zu Dupilumab, dem bisherigen Marktführer, eine leichte Überlegenheit zeigen.
An Nebenwirkungen ist auf die Reaktivierung einer Herpes-Infektion zu achten.
Tralokinumab bei atopischer Dermatitis
Auch Tralokinumab wurde neu zur Therapie der atopischen Dermatitis zugelassen. Es ist ein IL-13-Antagonist, der ähnlich wie Dupilumab wirkt, das ein IL4/13-Antagonist ist. Die bekannte Nebenwirkungen Konjunktivitis tritt etwas weniger auf.
Zusätzlich eingesetzte lokale Steroide können bei beiden die Wirksamkeit noch gut steigern.
Bimekizumab bei Psoriasis
Bimekizumab ist neu zur Therapie der Psoriasis. Es hemmt IL-17AF und wirkt sehr schnell, schon nach der 1. Injektion. Es hat gute PASI-100-Werte und führt oft zur kompletten Abheilung der Läsionen. An Nebenwirkungen ist auf eine orale Candidose zu achten.
Calcipotriol/Betamethason bei Psoriasis
Es gibt eine neue Kombination zur lokalen Therapie der leichten bis mittelschweren Psoriasis, nämlich das Steroid Betamethason kombiniert mit dem Vitamin-D-Analogon Calcipotriol. Mit einer neuen PAD™-Formulierung können die beiden Substanzen in einer Creme gut kombiniert werden, das Lokalpräparat zieht gut auf und da der Preis wohl auch attraktiv sein wird, wird dies voraussichtlich gut von den Patienten angenommen.
Palforzia bei Erdnussallergie
Für die Behandlung der Erdnussallergie wurde ein standardisiertes Präparat – Palforzia - in Kapsel- und Beutelform zugelassen. Das Präparat kann bei Kindern zwischen 4 und 17 Jahren eskaliert eingesetzt werden. Nach der Aufsättigung folgt die Erhaltungstherapie mit Beutelchen von 300 mg Erdnussextrakt, was etwa 1 Erdnuss entspricht.
An Nebenwirkungen treten vor allem gastrointestinale Störungen mit Übelkeit und Erbrechen sowie Pruritus auf.
Ruxolitinib bei Vitiligo
Zum JAK-1/2-Inhibitor Ruxolitinib wurden zulassungsrelevante Daten bei Vitiligo publiziert. Er ist in den USA zur Therapie der atopischen Dermatitis zugelassen.
Eine Studie bei Vitiligo im Gesichtsbereich konnte zeigen, dass bei 30% der Patienten eine deutliche Besserung und bei 50% eine gute Besserung durch zweimal tägliche lokale Therapie erzielt werden kann.
Wir haben also erstmals ein neues Präparat zur lokalen Therapie der Vitiligo.
Delgocitinib bei chronischem Handekzem
Delgocitinib ist in Japan zur Therapie der atopischen Dermatitis zugelassen. Eine Studie konnte zeigen, dass Delgocitinib auch beim Handekzem als Lokaltherapeutikum gut eingesetzt werden kann. Es wirkt vergleichbar gut wie mittelstark wirksame Steroide, ohne dass eine Hautatrophie auftritt.
Tapinarof bei Psoriasis
Tapinarof ist ein interessantes Lokaltherapeutikum, ein Hydroxyl-Modulator. Das setzt an ähnlichen Stellen an wie Teerpräparate. In China ist es bei Psoriasis zur Lokaltherapie zugelassen.
Tapinarof wirkt lokal bei der Psoriasis ähnlich wie Steroide ohne deren negative Nebenwirkungen.
SARS-CoV2-Impfung
Als Impfreaktion gibt es nicht nur den COVID-Arm als verzögerte Lokalreaktion auf die Impfung, sondern auch morbilliforme, multiforme Exantheme oder akute Pustulosen.
Selten sehen wir auch wie bei COVID-19 bei der Impfung pernioartige Veränderungen, die COVID-Toes.
Man sollte auch auf eine Reaktivierung von Herpes-Infektionen achten. Wir konnten bei unseren Patienten zeigen, dass nach einer mRNA-Impfung durchaus auch ein Zoster reaktiviert werden kann, bei jungen Patienten auch im Gesichtsbereich.
Soviel zu den Neuigkeiten im Jahr 2021.
Das war’s. Danke fürs Zuhören.
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Diesen Artikel so zitieren: Dr. Hartmanns Jahresrückblick: Die 10 Top-Neuerungen aus der Dermatologie - Medscape - 3. Jan 2022.
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