Toxoplasmose-Behandlungen haben oftmals empirischen Charakter, falls noch keine bestätigte Diagnose vorliegt. Das Standardregime zur Therapie der akuten Infektion sieht eine medikamentöse Dreierkombination vor, die 6 Wochen lang verabreicht wird: Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure. Alternativ kann auch Cotrimoxazol (Trimethoprim-Sulfamethoxazol) eingesetzt werden, das besser verträglich ist und keine Unterschiede in den klinischen Ergebnissen aufweist.
Bei einer Allergie gegen Sulfonamide sind Clindamycin, Clarithromycin, Azithromycin oder Atovaquon in Kombination mit Pyrimethamin und Folinsäure geeignete Alternativen. Die Behandlung der akuten Infektion sollte sich über 4 bis 6 Wochen erstrecken. Anschließend folgt eine langfristige Suppressionstherapie mit geringeren Dosierungen. Die Einleitung einer hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) gegen HIV ist ebenso wichtig wie die Behandlung der akuten Infektion. Die Suppressionstherapie sollte so lange fortgesetzt werden, wie die CD4-Zahlzahl > 200 Zellen/µl bleibt und im MRT keine Läsionen mehr nachweisbar sind [3,4].
Bei diesem Patienten führten die anamnestisch homosexuellen Kontakte und das klinische Bild eines Mundsoor zum Verdacht auf eine HIV-Infektion. Da sich der neurologische Zustand des Patienten verschlechtert hatte und die Möglichkeit einer Immunschwäche bestand, wurde beschlossen, eine bakterielle Meningitis empirisch zu behandeln und angesichts der Ergebnisse des kranialen CT ohne Kontrastmittel bis zum Vorliegen eines serologischen Befundes ebenfalls eine empirische Therapie gegen eine ZNS-Toxoplasmose einzuleiten. Eine Lumbalpunktion wurde zwar in Erwägung gezogen, doch aufgrund der Hinweise im CT auf einen erhöhten Hirndruck nicht durchgeführt. Schließlich wurde auch eine empirische HAART eingeleitet.
Unter der Therapie verbesserte sich der mentale Zustand des Patienten und normalisierte sich nach einiger Zeit völlig. Die HIV-Infektion wurde durch einen ELISA-Test und einen Western Blot bestätigt. Die CD4-Zellzahl des Patienten war mit < 150 Zellen/µl vermindert. Eine Woche später wurde eine Therapie mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure eingeleitet. Der Patient wurde schließlich mit einer nur leichten Sprachstörung und einem diskreten motorischen Defizit im linken Bein entlassen.
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Dieser 23-Jährige verliert Gewicht – und erleidet im Krankenhaus einen Krampfanfall. Wie können sie ihm helfen? - Medscape - 13. Dez 2021.
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