Sein Name ist Bond, James Bond. Und er rettet seit 1962 den Planeten vor diversen Katastrophen. Agent 007 hat es im Laufe von 25 Filmen mit allen möglichen Bösewichten zu tun gehabt, die trotz ihrer Bemühungen, ihn zur Strecke zu bringen, kläglich gescheitert sind.
Aber Dr. No, Goldfinger, der Beißer, Ernst Stavro Blofeld und viele andere sind nicht die einzigen Schurken. Auf seinen 86 internationalen Reisen ist der britische Spion auch auf eine Vielzahl von zum Teil sehr gefährlichen Krankheitserregern gestoßen, die ihm trotz fehlender Vorsichtsmaßnahmen nichts anhaben konnten. Vielleicht sollte deshalb seinen berühmten Slogan „mit der Lizenz zum Töten“ ergänzen durch „mit der Lizenz, nicht zu sterben oder krank zu werden“.
Doch welche Feinde sind nicht auf dem Bildschirm zu sehen? Um diese Frage zu beantworten, haben Forscher der Universität Radboud und der London School of Hygiene & Tropical Medicine Gesundheitsrisiken in 47 Ländern, die Bond in den letzten fast 60 Jahren besucht hat, eingehend analysiert [1].
Filme auswerten für die Forschung
Insgesamt unternahm der britische Spion 86 Auslandsreisen, bei denen er 47 geografisch identifizierbare Länder besuchte. Zur Bewertung der Gesundheitsrisiken in jedem dieser Länder stützten sich die Forscher auf die aktuellen Empfehlungen der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die im historischen Kontext der jeweiligen Reise interpretiert wurden.
Die ermittelten Risiken wurden in 6 Kategorien eingeteilt:
sexuell übertragbare Krankheiten,
Lebensmittelsicherheit und -infektionen,
durch die Luft und durch Aerosole übertragbare Krankheiten,
durch Arthropoden übertragbare Infektionen,
durch andere Vektoren übertragene Infektionen und vernachlässigte Tropenkrankheiten,
Risiken im Zusammenhang mit unzureichender Reisevorbereitung.
Sexuell übertragbare Krankheiten
Wer die Filme regelmäßig gesehen hat, wird nicht überrascht sein, dass James Bond in den letzten 60 Jahren sexuell überdurchschnittlich aktiv war. Aufgezeichnet wurden insgesamt 59 sexuelle Beziehungen (im Durchschnitt 2,4 pro Film). Davon gab es nur in 3 Fällen (5,1 %) Hinweise auf eine langfristige Beziehung, eine Ehe und eine Beziehung, die in 2 aufeinanderfolgenden Filmen stattfand.
Außerdem waren die meisten sexuellen Beziehungen spontan und ohne Vorspiel, was den Austausch über die sexuelle Vorgeschichte erschwert und klar ein gesundheitliches Risiko darstellt. Außerdem gab es unwiderlegbare Beweise dafür, dass er in mindestens 1 Fall kein Kondom benutzt hat.
Besonders besorgniserregend daran ist, dass Bonds Verhalten nicht rein fiktiv ist. Agent 007 gehört zu der realen Gruppe von Mesnchen, die auf internationalen Reisen Gelegenheitssex haben, dies sind zwischen 20 und 34%. Von diesen benutzt nach Daten aus 2019 die Hälfte keine Kondome.
Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelinfektionen
Durchfallerkrankungen sind jedoch die häufigsten Leiden auf Reisen. Um das Risiko zu verringern, sind persönliche Hygiene und Lebensmittelsicherheit die wirksamsten Strategien, was der Protagonist der Saga oft nicht beachtet.
In seinen 25 Filmen sieht man nur 2-mal, wie er die Hände wäscht, etwa, nachdem er einen Feind in einem Schlammbad getötet hat. Er achtet auch nicht auf die Lebensmittelsicherheit, indem er regelmäßig ungewaschenes und ungeschältes Obst isst und wiederholt rohe Austern verspeist, ohne dass die Kühlkette eingehalten wurde.
Darüber hinaus konsumiert der Geheimagent bei jeder Gelegenheit Alkohol. Aber das ist nicht die einzige Gefahr, die in seinen Filmen mit Alkohol verbunden ist. In der Türkei, versucht James Bond, die Wunde eines Kollegen mit lokalem Raki zu reinigen. Nur gibt es keine Studien, um die Wirksamkeit von Traubendestillaten als Desinfektionsmittel zu belegen.
Durch die Luft übertragene Krankheiten
Vorsichtsmaßnahmen zur Minimierung des Risikos durch Tröpfcheninfektionen scheint der Agent ebenfalls nicht zu kennen. So reiste er 1967 auf dem Höhepunkt der Vogelgrippe-Epidemie nach Japan und hielt sich während der gesamten Reise zu keinem Zeitpunkt an die Regeln der sozialen Distanz. Er betrat öffentliche Verkehrsmittel und Menschenansammlungen ohne jeglichen Schutz und ging sogar so weit, die Maske eines anderen zu tragen, um unbemerkt zu bleiben, was eine offensichtliche Ansteckungsgefahr darstellt.
Durch Arthropoden übertragene Infektionen
Auf seinen Reisen um die Welt besucht 007 mehrere Reiseziele, an denen Krankheiten wie Malaria (Bahamas), Dengue-Fieber (Jamaika) und Chikungunya (Indien) besonders häufig vorkommen, ohne die einfachsten Vorsichtsmaßnahmen gegen Insektenstiche zu treffen.
In Japan beispielsweise, wo die durch Flaviviren verursachte Japanische Enzephalitis weit verbreitet ist, ignoriert der Geheimagent das Summen einer Mücke, während er in anderen malariagefährdeten Ländern bei offenem Fenster und ohne Moskitonetz schläft.
Andere tropische Krankheiten
James Bond setzt sich aber noch weiteren Gefahren aus. In der Türkei reist Bond mit Ratten in einem Boot, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, und riskiert so, sich mit Leptospira anzustecken, einem zoonotischen Bakterium, das im Urin infizierter Nagetiere vorkommt und zum Tod führen kann.
In Indien wird er von einem Blutegel angegriffen, den er mit seinem Feuerzeug verbrennt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Darminhalt des Schädlings in die Blutbahn gerät. Im echten Leben hätte Bond vielleicht eine Bakteriämie oder gar eine Sepsis erlitten.
Auch vernachlässigten Tropenkrankheiten scheinen dem Agenten nichts anhaben zu können. In der Karibik läuft er mehrfach barfuß und riskiert, eine Larva migrans cutanea zu entwickeln. Die Hauterkrankung wird durch verschiedener Hakenwürmer-Unterarten hervorgerufen. Die Tungiasis sollte Bind ebenfalls nicht unterschätzen. Tunga penetrans, ein Sandfloh, dringt unter die Haut ein und legt seine Eier dort ab. Neben der Zerstörung von Gewebe kann es zu Sekundärinfektionen kommen.
Tollwut, wenn man einen aggressiven – und möglicherweise tollwütigen – streunenden Hund in Vietnam, einem Land, in dem die Krankheit endemisch ist, ignoriert, oder die Gefahr, von Schlangen an verschiedenen Orten wie Indien oder den karibischen Inseln gebissen zu werden, hätten Bond im realen Leben auch zugesetzt.
Risiken durch schlecht vorbereitete Reisen
In den Filmen achtet James Bond kaum auf technische Ratschläge, um etwa potenziell tödlichen Nebenwirkungen des Tauchens zu vermeiden, wie die Dekompressionskrankheit durch einen raschen Aufstieg aus einem U-Boot.
Ein weiteres Gesundheitsproblem, das Drehbuch-Autoren wohl übersehen haben, ist der Wasserhaushalt. Große Menge alkoholischer Getränke, die Bond konsumiert, sind wenig hilfreich – vor allem im heißen Klima und bei körperlicher Anstrengung. Außerdem trägt Bond nie Sonnenschutzmittel auf und ist bei extremer Hitze oft unangemessen gekleidet.
Schlussfolgerung: Eine vertane Chance
Nach Durchsicht aller Filme ist die logische Schlussfolgerung, dass Agent 007 ein sehr glücklicher Mensch ist, denn er hat nicht nur unzählige Bösewichte überlebt, die ihm mit allen möglichen Tricks den Garaus machen wollten, sondern auch viele Situationen unbeschadet überstanden, in denen er seine Gesundheit auf vielfältige Weise gefährdet hat.
„Dieser offensichtliche Leichtsinn des Bond-Agenten lässt uns vermuten, dass er an Toxoplasmose leidet, einer Krankheit, die bei Mäusen mit einem verminderten Risikobewusstsein in Verbindung gebracht wurde”, erklärten die Autoren der Studie ironisch gegenüber Univadis.
Zwar ist James Bond eine fiktive Figur. Selbst seine Fans kämen kaum auf die Idee, riskante Verhaltensweisen nachzuahmen. Dennoch: Die Filme könnten wertvoll sein, um viele Menschen über Infektionsrisiken aller Art aufzuklären.
Dieser Beitrag erschien im Original bei Univadis España.
Credits:
© Bart Cleymans
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Diesen Artikel so zitieren: James Bond: Mehr als Octopussy: So mancher Feind misst nur einige Nanometer. Die „007“-Filme aus infektiologischem Blickwinkel - Medscape - 23. Dez 2021.
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