Studie bestätigt: Mehr Depressionen und Angststörungen während der Pandemie 

Michael Simm

Interessenkonflikte

19. November 2021

Schon vor dem Jahr 2020 waren psychische Störungen einer der Hauptgründe für die weltweite Krankheitslast – allen voran Depressionen und Angststörungen. Durch die COVID-19-Pandemie sei nun ein Umfeld entstanden, in dem sich die Belastungen weiter erhöhen, schreiben die Autoren einer neuen, in The Lancet veröffentlichten Literaturauswertung [1]

Analyse mit 48 Publikationen

Von 5.683 identifizierten Datenquellen erfüllten 48 die Einschlusskriterien; 46 für Depressionen, und 27 für Angststörungen.

2 Faktoren waren mit einer höheren Prävalenz der beiden Erkrankungen assoziiert, nämlich die tägliche Infektionsrate in Medien und die Einschränkung der Mobilität aufgrund gesetzlicher Vorgaben. Die entsprechenden Regressionskoeffizienten [B] mit 95%-Konfidenzintervallen und p-Werten betrugen:

  • Einfluss Infektionsrate auf Depression: 18,1; 7,9-28,3; p=0,0005

  • Einfluss Mobilität auf Depression: 0,9; 1,0-1,8; p=0,029

  • Einfluss Infektionsrate auf Angststörungen: 13,8; 10,7-17,0; p<0,0001

  • Einfluss Mobilität auf Angststörungen: 0,9; 0,1-1,7; p=0,022

Die Pandemie hatte auf Frauen und Jüngere einen stärkeren Einfluss bezüglich der Prävalenz der beiden Erkrankungen als auf Männer und ältere Altersgruppen. Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass in den Regionen, die anhand reduzierter Mobilität und hoher Infektionsraten besonders stark betroffen waren, auch die größten Zuwächse bei der Prävalenz beobachtet wurden.

Gemäß Schätzungen der Autoren hat sich die Fallzahl von Depressionen während der COVID-19-Pandemie um weltweit 53,2 Millionen erhöht. Dies entspricht einer Zunahme von 27,6%, sodass die Gesamtprävalent 3.152,9 Fälle pro 100.000 Einwohner erreicht.

Die Zahl der Angststörungen erhöhte sich um geschätzt 76,2 Millionen. Dies entspricht einer Zunahme von 25,6% auf eine Prävalenz von 4.802,4 pro 100.000 Einwohner.

Folgen für die Versorgung

Die geschätzte Zunahme der Prävalenz von Depressionen und Angststörungen um jeweils etwa ein Viertel lenkt den Blick auf die indirekten Folgen der COVID-19-Pandemie. Die Autoren fordern Strategien zur Linderung des Problems, haben dazu aber keine konkreten Vorschläge formuliert.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf  Univadis.de

 

Kommentar

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