Diskussion
Das klinische Bild der Patientin mit Tagesmüdigkeit in Verbindung mit schwer zu kontrollierendem Bluthochdruck, paroxysmalem Vorhofflimmern und einer hohen Einstufung bei der modifizierten Mallampati-KLassifikation legt die Diagnose einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) nahe.
Bei der häufigen OSA kommt es während des Schlafs zu episodenhaften Obstruktionen der oberen Atemwege mit Einschränkung des Luftstroms [1]. Die Prävalenz der OSA wird in westlichen Staaten auf 4% der Männer und 2% der Frauen geschätzt [2].
Ein Polysomnogramm, das bei dieser Patientin durchgeführt wurde, ergab durchschnittlich 17 apnoische Episoden, die mit einer verminderten Sauerstoffsättigung verbunden waren, was die Diagnose OSA bestätigte. In der Folge wurde ihr ein CPAP-Gerät verordnet (continuous positive airway pressure).
Die anderen bei der Auswahl aufgeführten Diagnosen können auf Grundlage des klinischen Bildes und der Laborbefunde ausgeschlossen werden. Der erhöhte PHQ-9-Wert rechtfertigt eine sorgfältige Beobachtung, insbesondere in Anbetracht der Belastungen, denen die Patientin ausgesetzt war und ist. Die Einnahme von Antidepressiva wäre zu diesem Zeitpunkt jedoch verfrüht [3].
Da sie keinerlei Anzeichen oder Symptome einer Zyanose oder eines unkorrigierten angeborenen Herzfehlers aufwies, ist ein Rechts-Links-Shunt am Herzen weniger wahrscheinlich. Das klinische Bild entspricht auch nicht dem eines Stimmbandgranuloms, da sie keine typischen Symptome wie Heiserkeit und Odynophonie (Schmerzen beim Sprechen) aufwies.
Die normalen T4- und TSH-Werte schließen trotz einer leicht vergrößerten Schilddrüse eine Hypothyreose aus. Neben einer Depression und der Schilddrüsenunterfunktion können klinisch auch eine Anämie, die Narkolepsie und obstruktive Atemwegserkrankungen der OSA ähneln.
Die Betroffenen sind mitunter völlig asymptomatisch. Wenn die OSA symptomatisch ist, kann es zu lautem Schnarchen, Keuchen, Würgen und Atemaussetzern während des Schlafes kommen. Die Patienten klagen manchmal über morgendliche Kopfschmerzen und Tagesschläfrigkeit [4]. Atypische OSA-Symptome, die bei Frauen häufiger auftreten, sind Schlaflosigkeit, Albträume, Restless Legs und Halluzinationen [5].
Zu den Risikofaktoren der OSA gehören männliches Geschlecht, Fettleibigkeit, Alkoholismus und Rauchen [6]. Obwohl die zentrale Adipositas als starker Risikofaktor der OSA anerkannt ist, sollte die Diagnose auch bei Personen mit niedrigem oder normalem BMI bei einem entsprechenden klinischen Erscheinungsbild in Betracht gezogen werden [7].
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Diesen Artikel so zitieren: Fall: Starke Müdigkeit bei einer Seniorin mit Diabetes, Hypertonie und Vorhofflimmern. Wie helfen Sie der Dame? - Medscape - 11. Nov 2021.
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