Mit UVB und JAK-Inhibitoren gegen Vitiligo: Neue S1-Leitlinie gibt Empfehlungen

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

8. November 2021

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften und dem Deutschen Vitiligo Verein erstmals eine S1-Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Vitiligo erstellt [1].  

Bislang gab es im deutschsprachigen Raum keine Leitlinien oder Empfehlungen zur Behandlung der „Weißfleckenkrankheit“. Die Leitlinie soll laut DDG Hautärzten Entscheidungshilfen für eine möglichst früh einsetzende Therapie geben.

Unsicherheiten bei der Diagnostik und Therapie 

An Vitiligo leiden laut DGG 0,5% bis 1% aller Menschen weltweit. Sie ist eine erworbene und chronische Erkrankung der Haut, die zu einem Funktionsverlust mit progressiver Zerstörung der Melanozyten führt. Klinisch charakteristisch sind scharf begrenzte, weiße Maculae, die je nach Subtyp der Vitiligo die Haut und Schleimhäute in unterschiedlichem Ausbreitungs- und Schweregrad betreffen. Pathobiologisch kommt es zu einem weitgehenden Verlust histologisch und immunhistologisch nachweisbarer Melanozyten in Läsionen der Haut. 

„Vitiligo ist eine ernstzunehmende Krankheit. Patientinnen und Patienten sollten keinesfalls mit dem Hinweis, das sei nur kosmetisch, abgewiesen werden“, sagt Prof. Dr. Markus Böhm, Leitender Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster und Koordinator der Leitlinie.  

Nicht selten herrsche unter Dermatologen Unsicherheit in Bezug auf eine adäquate Diagnostik und Therapie. „Die neue Leitlinie zur Diagnose und Therapie der Vitiligo schließt eine Lücke, denn bislang gab es keine Leitlinie im deutschsprachigen Raum“, betont Böhm. 

 
Vitiligo ist eine ernstzunehmende Krankheit. Patienten sollten keinesfalls mit dem Hinweis, das sei nur kosmetisch, abgewiesen werden. Professor Dr. Markus Böhm,
 

Topische Steroide

Zur Behandlung fasst die Leitlinie die wichtigsten Empfehlungen zusammen. Bei einer limitierten Vitiligo mit einem Befall von weniger als 3% der Körperoberfläche seien topische Kortikosteroide das Mittel der 1. Wahl. Diese Therapie eignet sich auch für Kinder, wobei die systemische Resorption in intertriginösen Arealen zu beachten sei, räumen die Leitlinienautoren ein.

Schmalband-UVB zur Ganzkörperbestrahlung

Darüber hinaus seien Phototherapien seit Jahrzehnten eine wichtige Therapiesäule der Vitiligo, heißt es aus der Fachgesellschaft. Die Leitlinie empfiehlt in erster Linie Schmalband-UVB zur Ganzkörperbestrahlung. Sie soll vor allem bei Patienten angewendet werden, bei denen eine topische Therapie aufgrund der Ausdehnung der Vitiligo nicht mehr praktikabel erscheint sowie bei aktiver, progredienter Vitiligo, um die Erkrankungsaktivität zu stoppen. Die Therapiedauer sollte nicht länger als 12 bis 24 Monate umfassen. Wenn jedoch nach 6 Monaten keine Repigmentierung der Haut stattfinde, sei die Bestrahlung abzubrechen, lautet die Empfehlung.

Die Bestimmung von TSH sowie von TPO- und TG-Antikörpern im Blut sollte laut Leitlinie mindestens 1-mal jährlich stattfinden, da an Vitiligo Erkrankte häufiger assoziierte Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen oder kreisrunden Haarausfall aufweisen.

JAK-Inhibitoren als Hoffnungsträger

Nicht zuletzt geben die Leitlinienautoren einen Ausblick auf medikamentöse Therapieoptionen mittels JAK-Inhibitoren, „an die sich große Hoffnungen knüpfen“, wie es in der Mitteilung der DGG heißt. „Die derzeit weltweit laufenden Studien zeigen, dass sowohl topische als auch systemisch wirkende JAK-Inhibitoren für die Hemmung von Autoimmunmechanismen ein großes Potenzial haben und das Therapiespektrum für die Behandlung der Vitiligo erweitern könnten“, resümiert Böhm.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

Kommentar

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