Omecamtiv-Mecarbil, ein in der klinischen Entwicklung befindlicher Myosin-Aktivator, reduziert im Vergleich zu Placebo das Risiko von Herzinsuffizienz-bedingten Ereignissen und von kardiovaskulärem Tod bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz besonders gut im Vergleich zu Patienten mit nicht so schwerer Herzinsuffizienz, und zwar um 20%. Bei Patienten ohne schwere Herzinsuffizienz war kein signifikanter Effekt der Therapie zu sehen. Dies ergab eine Post-hoc-Analyse von Daten der GALACTIC-HF-Studie, die von Prof. Dr. Gary Michael Felker, Duke Clinical Research Institute, Durham, und Kollegen in JAMA Cardiology publiziert worden ist [1].
„Die Therapie mit Omecamtiv-Mecarbil wurde von den Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz gut vertragen ohne signifikante Veränderungen des Blutdrucks, der Nierenfunktion oder des Kaliumspiegels im Vergleich zu Placebo“, schreiben die Autoren.
Ihr Fazit: „Diese Daten unterstützen eine potenzielle Rolle von Omecamtiv-Mecarbil bei Patienten, für die derzeit nur begrenzte Therapiemöglichkeiten verfügbar sind.“
Potenzielle Therapie für HFrEF-Patienten im Stadium C
Im begleitenden Editorial in JAMA Cardiology [2] weisen Prof. Dr. Clyde W. Yancy, Northwestern University, Feinberg School of Medicine, Chicago, und Kollegen darauf hin, dass diese Post-hoc-Analyse wichtige Aussagen zu möglichen Vorteilen und Risiken einer Behandlung mit Omecamtiv-Mecarbil liefere. Noch wichtiger sei jedoch, dass sie eine klinisch wichtige Abgrenzung eines potenziell neuen Schweregrads der Herzinsuffizienz beinhalte. Es gehe um Patienten mit einer HFrEF (Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion) im Stadium C mit fortschreitenden oder starken Symptomen, die jedoch noch nicht das nächste Stadium D erreicht haben. Man könne sie eventuell einem Stadium C2 zuordnen.
In der Post-hoc-Analyse waren dies Patienten mit Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, linksventrikulärer Auswurffraktion (LVEF) von 30% oder weniger und anhaltenden Symptomen. Wenn dieses Stadium C2 durch prospektive Studien validiert werden könnten, wären für diese Patienten möglicherweise Substanzen wie Omecamtiv Mecarbil, Vericiguat oder Sotagliflozin als Therapiemöglichkeiten geeignet, so die Meinung der Editorialisten.
Post-hoc-Analyse der GALACTIC-HF-Studie
In die von Amgen, Cytokinetics und Servier finanzierte, randomisierte Phase-3-Studie GALACTIC-HF (Global Approach to Lowering Adverse Cardiac Outcomes Through Improving Contractility in Heart Failure) wurden über 8.000 ambulante und hospitalisierte Patienten mit symptomatischer HFrEF (linksventrikulärer Auswurffraktion ≤ 35%, NYHA-Klasse II-IV) und erhöhten natriuretischen Peptiden aufgenommen. Alle Patienten wurden mit der derzeit üblichen Standardtherapie behandelt. Patienten erhielten zusätzlich randomisiert entweder Omecamtiv-Mecarbil (n=4.120) oder Placebo (n=4.112).
Primärer Endpunkt war eine Kombination aus 2. Herzinsuffizienz-bedingten Ereignis oder kardiovaskulärem Tod, den der Myosin-Aktivator in der Gesamtgruppe um 8% verbesserte.
In der Post-hoc-Analyse wurden die Daten von den 2.258 Patienten analysiert (1.106 unter Omecamtiv-Mecarbil, 1.152 Placebo), die NYHA-Symptome Klasse III bis IV, eine LVEF ≤ 30% und eine Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz in den letzten 6 Monaten aufwiesen.
Patienten der Omecamtiv-Mecarbil-Gruppe zeigten im primären Endpunkt eine deutliche Besserung mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,80, während sich bei Patienten ohne schwere Herzinsuffizienz kein Vorteil der Therapie ergab (HR 0,99). Das Risiko für kardiovaskulären Tod sank in der Gruppe mit schwerer Herzinsuffizienz unter Verum im Vergleich zu Placebo (HR 0,88), während es bei den Patienten ohne schwere Herzinsuffizienz leicht zunahm (HR 1,10).
Die Therapie mit Omecamtiv-Mecarbil wurde von Patienten mit schwerer HF im Allgemeinen gut vertragen, ohne signifikante Veränderungen des Blutdrucks, der Nierenfunktion oder des Kaliumspiegels im Vergleich zu Placebo.
Bei den Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz traten unter Omecamtiv-Mecarbil mehr Herzinfarkte (3,8% vs. 2,5%) und weniger Schlaganfälle (1,6% versus 2,7%) als bei den Patienten ohne schwere Herzinsuffizienz auf.
Credits:
© Sopone Nawoot
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Medscape Nachrichten © 2021
Diesen Artikel so zitieren: Omecamtiv-Mecarbil senkt Morbidität und Mortalität bei schwerer Herzinsuffizienz – aber kein Benefit bei leichten Formen - Medscape - 28. Okt 2021.
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