Fall: Stechende Brustschmerzen treiben diesen jungen Mann in die Notaufnahme – lag es am Cannabis-Konsum? Wie helfen Sie ihm?

Ingrid Chen, MD; Dieu-Thu Nguyen-Khoa, MD

Interessenkonflikte

28. Oktober 2021

Diskussion

Die Röntgen-Thoraxaufnahmen zeigen lineare und gewundene Aufhellungen im vorderen Mediastinum und möglicherweise auch im Perikard – Anzeichen eines Pneumomediastinums und eines minimalen Pneumoperikards. Daraufhin wurde ein thorakales CT angefertigt, durch welches das Pneumomediastinum (s. Abb. 3 und 4) und das Pneumoperikard bestätigt werden konnten und auch entlang der rechten Karotisscheide aufsteigende Luft dargestellt wurde (nicht in den Abb.).

Es wurden keine Hinweise auf einen Pneumothorax, bullöse Veränderungen oder eine bronchopleurale Fistel gefunden. Die übrigen Lungenanteile waren normal und ohne fokale Konsolidierungen oder Zeichen eines Pleuraergusses.

Die Speiseröhre und die Luftröhre waren unauffällig. Es wurde auch keine mediastinale oder hiläre Lymphadenopathie festgestellt. Die Gefäß- und Knochenstrukturen wiesen keine Anomalien auf.

Aufgrund der Befunde aus der Bildgebung wurden die Diagnosen Pneumomediastinum und Pneumoperikard gestellt. Um den Patienten weiter unter Beobachtung halten zu können, wurde er stationär aufgenommen.

Das spontane Pneumomediastinum ist als freie Luft im Mediastinum ohne erkennbaren Auslöser definiert. Das sekundäre Pneumomediastinum wird durch Ereignisse, wie z.B. ein Trauma, Infektionen im intrathorakalen oder oropharyngealen Raum oder eine Störung der oberen Luft- und Speisewege verursacht. Das spontane Bild ist eine seltene und in der Regel selbstlimitierende Erkrankung, die mit über 75% vor allem junge Männer mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren betrifft.

Die Prävalenz ist nicht klar, da die einzigen Publikationen hierzu Fallstudien oder kleine Fallserien sind. Newcomb und Clarke [1] geben eine Inzidenz von 1:29.670 in der Notaufnahme an, während bei Macia et al. [2] von 1:44.511 die Rede ist. Anderen Quellen zufolge liegt die Inzidenz des Spontanpneumomediastinums zwischen 1:800 und 1:42.000 Klinikeinweisungen.

Die Dunkelziffer bzw. die Inzidenz könnte um einiges höher liegen, da diese Erkrankung häufig unerkannt bleibt. Das klinische Erscheinungsbild des Spontanpneumomediastinums kann subtil sein und die Diagnose wird mitunter übersehen oder verzögert gestellt [1,2,3,4,5,6,7].

Kommentar

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