CAR-T-Zellen, die gegen das CD19-Protein auf B-Lymphozyten gerichtet sind, können einen aktiven, therapierefraktären systemischen Lupus erythematodes in anhaltende serologische und klinische Remission bringen. Das belegt eine deutsche Forschergruppe – weltweit erstmals, heißt es in einem Kommentar [1].
Was CAR-T-Zellen für die Lupus-Therapie qualifiziert
Chimeric Antigen Receptor (CAR)-modified T-Zellen sind in den letzten Jahren vor allem zur Behandlung von therapierefraktären oder rezidivierten B-Zellmalignomen klinisch erforscht und zur Routineanwendung entwickelt worden.
Autologe CAR-T-Zellpräparationen sind in Europa zugelassen. Dabei werden den Patienten T-Lymphozyten per Leukapherese entnommen, angereichert und ex vivo so modifiziert, dass sie einen T-Zellrezeptor mit Spezifität für das Zielantigen exprimieren. Nach der Reinfusion vermehren sich die CAR-T-Zellen im Patienten und haben – oft über längere Zeit – Effektorfunktionen inklusive Zytolyse der Zielzellen und Induktion eines immunologischen Gedächtnisses.
Bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) sind Antikörper-produzierende B-Lymphozyten wichtig für die Pathogenese. Eine Depletion von B-Lymphozyten durch CAR-T-Zellen, so die Überlegung der Forscher, könnte die Produktion der autoreaktiven Antikörper unterdrücken.
Krankheitsaktivität auf null gesenkt
In der aktuellen Studie wurde eine einer 20-jährigen Patientin mit schwerer, aktiver und therapierefraktärer Erkrankung behandelt. Die Erkrankung hatte sich bei ihr mit einem nephrotischen Syndrom, Perikarditis, Arthritis und Rash manifestiert.
Vorbehandlungen mit Hydroxychloroquin, hochdosierten Glukokortikoiden, Cyclophosphamid, Mycophenolat Mofetil, Tacrolimus, Belimumab und Rituximab waren ungenügend wirksam gewesen. Die Forscher hatten für die Studie dann autologer CAR-T-Zellen mit Antigenspezifität für CD19 auf B-Lymphozyten hergestellt.
Die autologen reinfundierten CAR-T-Zellen vermehrten sich im Körper der Patientin rasch und machten am 9. Tag rund 28% aller zirkulierenden T-Zellen aus. In den anschließenden 7 Wochen waren die CAR-T-Zellen kontinuierlich nachweisbar. Parallel zur Expansion der CAR-T-Zellen wurden die zirkulierenden B-Zellen depletiert.
Die IgG-Spiegel hielten sich auf einem Niveau von 5 g/l ohne die Gabe von Antikörperkonzentraten. Die Konzentrationen der autologen Antikörper gegen Doppelstrang-DNA (dsDNA) nahm innerhalb von 5 Wochen von 5.000 U/ml auf 4 U/ml ab, entsprechend einem negativen Autoantikörperstatus.
Die bei aktiver Erkrankung niedrigen Level der Komplementkomponenten C3 und C4 normalisierten sich und die Organmanifestationen gingen zurück. Der Wert des Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index Score reduzierte sich von 16 auf 0. Die Patientin vertrug die Behandlung gut und hatte keine relevanten Nebenwirkungen.
Anti-CD19-CAR-T-Zellen können nicht nur bei B-Zell-Malignomen hoch wirksam sein, sondern offenbar auch bei schwerem SLE. Dass das rasche Verschwinden der dsDNA-Autoantikörper mit einer deutlichen klinischen Verbesserung assoziiert war, lässt umgekehrt auf die hohe pathogenetische Bedeutung von CD19-positiven Plasmazellen als Quelle dieser Antikörper schließen. Das Konzept der CAR-T-Zelltherapie bei Autoimmunerkrankungen sollte weiter erforscht werden, so die Autoren.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Medscape Nachrichten © 2021
Diesen Artikel so zitieren: Weltsensation: CAR-T-Zell-Therapie bewirkte erstmals bei einer Patientin mit schwerem systemischem Lupus eine Remission - Medscape - 19. Okt 2021.
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