MEINUNG

Atopische Dermatitis: Diese modernen Therapeutika greifen gezielt an – „aber passen Sie auf Ihre Patienten auf!“ 

PD Dr. Martin Hartmann

Interessenkonflikte

8. November 2021

Der europäische Dermatologen-Kongress (EADV) machte deutlich, dass es bei der atopischen Dermatitis voran geht. PD Dr. Martin Hartmann stellt die neuen, spezifischen Therapien vor.  

Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg

Schönen guten Tag,

hier ist Martin Hartmann aus der Hautklinik Heidelberg. Ich berichte heute vom Europäischen Dermatologen-Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), der vom 29. September bis 2. Oktober 2021 virtuell stattfand.

Ich möchte mich auf die atopische Dermatitis fokussieren, hier gab es zahlreiche Beiträge und Fortschritte.

Dupilumab als erste zielgerichtete Therapie

Bislang wurde die atopische Dermatitis vorwiegend extern behandelt. Wenn das nicht funktionierte, wurden Immunsuppressiva eingesetzt. Seit 4 Jahren haben wir mit Dupilumab den ersten zielgerichteten Antikörper, der auch im Jugend- und im Kindesalter eingesetzt werden kann.

Der IL4/IL13-Antagonist erreicht einen Eczema area and severity index 75 (EASI) von gut 40%. Das Scoring mit dem EASI ist ähnlich wie der PASI (Psoriasis Area and Severity Index), EASI 75 bedeutet eine Verbesserung um 75%.

Der Effekt kann durch Zugabe von lokalen Steroiden weiter verbessert werden. Etwa einem Drittel der Patienten wird vollständig geholfen, zwei Drittel haben eine deutliche Besserung. Zurück bleiben 10 bis 20% der Patienten, bei denen Dupilumab wenig wirkt.

IL-13-Inhibitor Tralokinumab

Ein zweiter zielgerichteter Antikörper, das Tralokinumab, richtet sich nur gegen IL13. Es ist etwas schwächer wirksam, hat aber auch weniger Nebenwirkungen in Bezug auf die Konjunktivitis, die bei Dupilumab in fast 30% der Fälle auftreten kann. Die Genese ist momentan unklar. Bei Tralokinumab tritt sie nur bei etwa 6% der Fälle auf.

Auch ein „red face“ (rotes Gesicht) tritt gehäuft unter Dupilumab auf. Es wurden Fälle gezeigt, wo den Patienten nach Ausschluss von Kontaktallergien mit Itraconazol geholfen werden konnte.

Lebrikizumab und Nemolizumab

Weitere Antikörper in der Pipeline sind Lebrikizumab (anti-IL13) und Nemolizumab (anti-IL31R). Beide sind ähnlich wirksam wie Dupilumab. Mit Nemolizumab wurden schöne Ergebnisse beim Prurigo nodularis erreicht, einer Erkrankung, für die bislang wenige Therapieoptionen verfügbar sind.

JAK-Hemmer

Ein breiterer Ansatzpunkt ist die intrazelluläre Signalkaskade mit den JAK-Inhibitoren. Es gibt die Januskinasen (JAK) 1–3 und die Tyrosinkinase 2 (SYK2). Hier kam im letzten Jahr Baricitinib auf den Markt, das in einer Dosierung von 2 und 4 mg etwas schwächer wirkt als Dupilumab, jedoch zusammen mit Steroiden ähnlich bzw. gleich gut wirksam ist.

Zum gerade zugelassenen Upadacitinib, einem selektiven JAK1-Hemmer, sind erstmals Vergleichsdaten mit Dupilumab vorgelegt worden. Upadacitinib ist in der höheren Dosierung wirksamer als Dupilumab und in der niedrigeren Dosierung etwas schwächer wirkt. Hier kann ebenfalls in Verbindung mit Steroiden die Wirksamkeit nochmals gesteigert werden.

Auch hier kommen neue Präparate auf den Markt. Zu Abrocitinib wurden Daten vorgestellt, nach denen es etwas schwächer wirkt als Upadacitinib. Die Nebenwirkungen waren ebenfalls etwas geringer.

Fazit

Man muss also diese Patienten vorher gut untersuchen, man muss ähnlich wie bei den TNF-alpha-Inhibitoren Infektionen wie Tuberkulose ausschließen. Man muss die Patienten gut überwachen. Um eine Reaktivierung z.B. eines Herpes zu verhindern, kann man eventuell vorher impfen.

Wir haben also Fortschritte und können den Patienten sehr viel gezielter und besser helfen, müssen aber ein bisschen auf sie aufpassen.

Das war es von der EADV-Tagung. Danke fürs Zuschauen.
 

Kommentar

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