Hautkrebs-Update – Teil 2: Neoadjuvante Immuntherapie nun auch beim Melanom erfolgreich – aber für wen ist sie geeignet?

Prof. Dr. Christoffer Gebhardt

Interessenkonflikte

24. Juni 2022

Ein neuer spannender Trend in der Hautkrebs-Therapie ist der neoadjuvante Einsatz von Medikamenten. Prof. Dr. Christoffer Gebhardt diskutiert für wen diese Strategie in Frage kommen könnte

Transkript des Videos von Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Hamburg:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich heiße Sie herzlich willkommen zum 2. Teil des Updates vom 2022 ASCO Annual Meeting. Hier geht es um die neoadjuvante Therapie beim Melanom.

Die neoadjuvante Therapie ist ein Therapieprinzip, bei dem Patienten mit in der Regel loko-regionären operablen Metastasen nicht gleich operiert und adjuvant therapiert werden. Die Systemtherapie wird vorgeschaltet und die Patienten werden erst danach operiert.

Dieses Therapiekonzept wurde intensiv diskutiert, mehrere Studien mit ganz unterschiedlichen Ansätzen wurden dazu präsentiert. Neben dem ASCO-Meeting gab es auch ein Meeting des International Neoadjuvant Melanoma Consortium.

PRADO-Studie

Die PRADO-Studie ist eine von Dr. Christian Blank, Amsterdam vorgestellte ganz klassische Studie mit 3 Armen [1]. Ähnlich wie die erste wichtige neoadjuvante Studie, die OpaCIN-neo-Studie, nutzte sie Ipilimumab/Nivolumab in der reduzierten Dosis (Ipilimumab 1 mg/kg und Nivolumab 3 mg/kg Körpergewicht zweimal gegeben). Anschließend erfolgte die Resektion des Index-Lymphknotens.

Blank berichtete nun die 2-Jahres-Daten. Bei Patienten mit pathologischer Komplettremission wurden ein spektakuläres rezidivfreies Überleben (RFS) von 93% nach 2 Jahren und ein Fernmetastasen-freies Überleben (DMFS) von sogar 98% erreicht.

Problematischer wird es allerdings, wenn die Patienten nur eine partielle pathologische Remission erreicht haben, dann sinken RFS und DMFS nach 2 Jahren auf jeweils 64%.

Hier lohnt es sich wahrscheinlich, und das ist auch die Konsequenz der Daten, die Christian Blank diskutiert hat, dass man diesen Patienten nach der Operation noch eine adjuvante Therapie anbieten sollte.

NeoTrio-Studie

Die zweite viel beachtete neoadjuvante Studie ist die NeoTrio-Studie, die sich der Frage der gerade eben erwähnten Sequenz, aber auch der Dreifachtherapie widmet [2]. Die bestand in diesem Fall aus dem PD-Inhibitor Pembrolizumab und den BRAF/MEK-Inhibitoren Dabrafenib und Trametinib.

Die Patienten erhielten in der 3-armigen Studie neoadjuvant entweder Pembrolizumab allein, Daratumumab plus Trametinib gefolgt von Pembrolizumab als Sequenztherapie oder alle 3 Substanzen gleichzeitig.

Hier zeigt sich, dass die Sequenz der Kombination unterlegen ist. Die Kombination hat allerdings mit einer recht hohen Nebenwirkungsrate zu kämpfen, sie erreicht jedoch höhere Ansprechraten.

Das neoadjuvante Therapiekonzept bietet eine wissenschaftliche Plattform, um unterschiedliche Konzepte wie Kombinationen, Sequenzen, aber auch die Nutzung neuer Substanzen, z. B. LAG3-Antikörper, sinnvoll und rasch zu überprüfen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die neoadjuvante Therapie im klinischen Alltag nur für einen kleinen Teil der Patienten ein sinnvoller Ansatz ist, aber für die Erforschung neuer Therapien beim Melanom und anderen Tumorentitäten eine große Bedeutung hat.

Für mich war dieser ASCO-Kongress 2022 spannend und ich freue mich auch auf die Diskussionen in den nächsten Monaten und die Updates bei den folgenden Kongressen.

Damit herzliche Grüße aus Hamburg. Machen Sie es gut! Tschüss.
 

Kommentar

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