Prostatakarzinom in Gewebeschnitten treffsicher erkennen: FDA genehmigt 1. Software mit künstlicher Intelligenz

M. Alexander Otto

Interessenkonflikte

30. September 2021

Die US Food and Drug Administration (FDA) hat die Vermarktung einer Software mit künstlicher Intelligenz (KI) genehmigt, die Pathologen dabei unterstützt, Prostatakrebs zu erkennen. Das Programm Paige Prostate ist das 1. KI-System in der Pathologie mit US-Zulassung.

„Wir glauben wirklich, dass dieses Produkt einen großen Unterschied machen kann“, sagte Paige-CEO Dr. Leo Grady im Gespräch mit Medscape. Es wurde als Ergänzung histologischer Überprüfungen zugelassen, jedoch nicht als Ersatz von Pathologen.

 
Wir glauben wirklich, dass dieses Produkt einen großen Unterschied machen kann. Dr. Leo Grady
 

Grady erklärte, dass man heute für jede Zweimeinung einen Objektträger zu jemand anderem schicke oder eine weitere Färbung vornehme. Auch molekularbiologische Tests würden durchgeführt. Das alles sei teuer.

Auswertung von Bilddateien in der Cloud

Mit Paige Prostate scannen Pathologen Biopsie-Objektträger digital ein, übertragen die Dateien auf ihren Computer und importieren sie in das Programm: einen Cloud-basierten Dienst, der über Webbrowser zugänglich ist.

Die Software vergleicht Gewebemuster mit bekannten Strukturen einer Datenbank vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center. Dort hatte Grady zunächst als Wissenschaftler gearbeitet und 2018 sein Unternehmen mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Anwendung von KI ausgegründet.

Paige Prostate sucht in der Bilddatenbank nach Mustern, die Pathologen zuvor als Krebs eingestuft haben. Wenn die Software entsprechende Hinweise findet, markiert sie die Bilddaten. Ärzte sollten „nichts übersehen“ und „viel mehr Vertrauen in ihre Diagnose haben, ohne sie für zusätzliche Konsultationen verschicken zu müssen“, sagt Grady.

Studie mit 527 Gewebeschnitten

Kurz nachdem die FDA ihre Marktzulassung am 21. September bekannt gegeben hatte, twitterte die amtierende FDA-Kommissarin Dr. Janet Woodcock, dass sie „immer erfreut ist, potenziell lebensrettende Fortschritte in der Medizintechnik zu sehen, wie beispielsweise den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Prostatakrebs“.

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Die FDA-Zulassung basiert auf einer Studie, in der 16 Pathologen 527 digital gescannte Prostatabiopsien auf Objektträgern untersucht haben. Darunter waren 171 maligne und 356 benigne Gewebeproben. Ärzte nahmen jeweils 2 Bewertungen vor: eine mit und eine ohne die Hilfe des Programms.

Die Software verbesserte die Erkennung von Krebs um durchschnittlich 7,3% im Vergleich zur normalen Begutachtung. Es zeigten sich jedoch keine Effekte bei der Erkennung gutartiger Strukturen.

Die FDA erklärte, dass das Risiko falsch-negativer und falsch-positiver Ergebnisse mit dem Programm dadurch gemindert werde, dass es als Unterstützung eingesetzt werde. Pathologen würden zusätzlich die Patientengeschichte, weitere Laboruntersuchungen und andere klinische Informationen berücksichtigen. Kosten nannte Grady nicht; abgerechnet werde aber nach der Zahl an Untersuchungen.

Der Artikel wurde von Michael van den Heuvel aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

 

Kommentar

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