Quiz: Paracetamol ist sprichwörtlich in aller Munde, doch Intoxikationen kommen oft vor. Wie helfen Sie Betroffenen?  

Mary L. Windle

Interessenkonflikte

27. September 2021

Die meisten Patienten mit einer Überdosis Paracetamol sind zunächst asymptomatisch, da sich die klinischen Anzeichen einer Endorgantoxizität oft erst 24 bis 48 Stunden nach der Einnahme zeigen. Damit bei einer Intoxikation die Therapie mit einem Antidot Erfolg haben kann, muss die Intoxikation innerhalb von 8 Stunden als solche erkannt werden. Der Anamnese mit möglichst genauer Bestimmung des Einnahmezeitpunktes, der Menge und der Zusammensetzung des eingenommenen Paracetamols kommt folglich eine besondere Bedeutung zu.

Kennt der Arzt die empfohlene Tagesmaximaldosis und die Schwelle der niedrigsten toxischen Dosis sowie etwaige Grunderkrankungen, welche die Anfälligkeit gegenüber einer Paracetamol-Vergiftung erhöhen, kann er das Risiko einer Hepatotoxizität besser bestimmen. Wichtig sind aber auch Fragen nach Begleitmedikamenten in Form von Salicylaten oder Medikamenten, welche die Magenentleerung und die Absorption von Paracetamol verzögern können (z.B. Anticholinergika oder Opioide).

Der klinische Verlauf einer Paracetamolintoxikation wird meist in 4 Phasen unterteilt. Die körperlichen Befunde schwanken in Abhängigkeit vom Ausmaß der Leberschädigung.

  • In Phase 1 (0,5 bis 24 Stunden nach der Einnahme) sind die Patienten asymptomatisch oder berichten über Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen und allgemeines Unwohlsein. Bei der körperlichen Untersuchung können Blässe, Diaphorese, Unwohlsein und Müdigkeit feststellbar sein.

  • In Phase 2 (18 bis 72 Stunden nach der Einnahme) entwickeln die Patienten oft Schmerzen im rechten oberen Quadranten, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Hier kann auch eine Druckschmerzhaftigkeit vorliegen. Eine Tachykardie und eine Hypotonie können Hinweise auf eine extrazelluläre Flüssigkeitsansammlung sein. Einige Patienten beschreiben eine verminderte Urinausscheidung (Oligurie).

  • Die Phase 3 (72 bis 96 Stunden nach der Ingestion) wird auch hepatische Phase genannt. Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und eine bei Palpation empfindliche Leber können weiterhin Bestand haben. Die Lebernekrose mit nachlassender Funktionsfähigkeit äußert sich in einem Ikterus mit Koagulopathie, Hypoglykämie und hepatischer Enzephalopathie. Bei einigen kritisch kranken Patienten entwickelt sich ein akutes Nierenversagen. Ein Fortschreiten bis hin zum Multiorganversagen mit Todesfolge ist möglich.

Phase 4 ist die Erholungsphase (4 Tage bis 3 Wochen nach der Einnahme). Bei Patienten, welche die kritische Phase 3 überlebt haben, verschwinden die Symptome und das Organversagen wieder vollständig. Die klinische Erholung kann bis zu 21 Tage dauern. Bis zur vollständigen Erholung der Funktion und auch des Leberparenchyms vergehen oft mehrere Monate.

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....