Finerenon reduziert kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität bei Typ-2-Diabetes und Nierenerkrankung

Julia Rommelfanger

Interessenkonflikte

6. September 2021

Finerenon, der erste nicht-steroidale, selektive Mineralokortikoidrezeptor(MR)-Antagonist, kann kardiovaskuläre Ereignisse genau wie kardiovaskuläre Mortalität bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und leichter bis mittelschwerer Nierenerkrankung signifikant reduzieren. Das zeigen die Ergebnisse der FIGARO-DKD-Studie, die gleichzeitig in einer Hot-Line- Session auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) und im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden [1,2].

Unter Finerenone war die kardiovaskuläre Ereignisrate um 13% geringer als unter Placebo, berichtete Studienautor Prof. Dr. Bertram Pitt, University of Michigan School of Medicine, Ann Arbor, USA. „Der Nutzen von Finerenon war über das gesamte Spektrum aller eGFR- und Albumin-zu-Kreatin-Ratios im Urin (UACR) konstant.“

Diese Erkenntnis sei insbesondere für Kardiologen relevant, die Diabetes-Patienten behandeln, sagte Pitt. Rund 40% aller Patienten mit Typ-2-Diabetes entwickeln eine chronische Nierenerkrankung, jedoch sterben die meisten von ihnen infolge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Infektionen, bevor sie eine Nierenersatztherapie benötigen. Es sei daher wichtig, Patienten mit chronischer Nierenerkrankung herauszufiltern, zunächst durch einen Test auf Albuminurie, und diese dann, adäquat zu behandeln. „Jetzt wissen wir, dass wir diesen Patienten noch besser helfen können“, sagte Pitt.

Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In der mit Patienten mit mehrheitlich fortgeschrittener diabetischer Nierenerkrankung durchgeführten und bereits veröffentlichten FIDELIO-DKD-Studie (FInerenone in Reducing KiDnEy FaiLure and DIsease ProgressiOn in Diabetic Kidney Disease)  konnte Finerenon die Progression der Nierenerkrankung verlangsamen und kardiovaskuläre Outcomes verbessern.

In FIGARO-DKD (FInerenone in reducinG cArdiovascular moRtality and mOrbidity in Diabetic Kidney Disease) wurden nephrologische und kardiologische Endpunkte bei Diabetespatienten mit einer milderen Ausprägung der Nierenerkrankung (Stadium 2-4) getestet. Zusätzlich zur Standardtherapie mit maximal tolerierter RAS-Blockade [ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptor-Blocker (ARB)] wurden die 7.437 Patienten (Durchschnittsalter: 64 Jahre) in 48 Ländern mit Finerenon (10 mg oder 20 mg) oder Placebo behandelt. Primärer Studienendpunkt war ein kardiovaskuläres Kompositum (Dauer bis zum kardiovaskulären Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz).

Dieser Endpunkt trat während einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 3,4 Jahren in der Finerenon-Gruppe bei 458 (12,4%) Patienten und in der Placebo-Gruppe bei 519 Patienten (14,2%) auf (p = 0,03), was eine relative Risikominderung um 13% ergab. Allerdings, so das Studienteam, sei dieser Benefit hauptsächlich rückführbar auf eine 29%ige Reduzierung der Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz.

Hyperkalämie-Risiko leicht erhöht

Insgesamt sind in der Finerenon-Gruppe nicht mehr Nebenwirkungen aufgetreten als in der Placebo-Gruppe. Lediglich das Hyperkaliämie-Risiko war höher (10,8% vs. 5,3%). Jedoch haben nur 1,2% der Finerenon-Patienten die Behandlung aufgrund einer Hyperkaliämie beenden müssen, betonen die Autoren.

„Zusammen mit FIDELIO-DKD unterstützen die Ergebnisse eine Therapie mit Finerenon zur Verbesserung kardio-renaler Outcomes über die gesamte Bandbreite der diabetischen Nephropathie“, bilanzierte Pitt.

Wichtigster renaler Endpunkt nicht erreicht

In FIGARO konnte Finerenon renale Outcomes nicht signifikant verbessern. Dieser sekundäre Endpunkt ermittelte die Zeit bis zum ersten Auftreten von Nierenversagen, anhaltendem Rückgang der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) um mindestens 40% oder Tod infolge einer renalen Komplikation. Bei 350 Patienten der Finerenon-Gruppe (9,5%) und 395 Patienten der Placebo-Gruppe (10,8%) war ein solches renales Ereignis aufgetreten (p = 0,07).

Die Inzidenzrate der chronischen Nierenerkrankung im Endstadium in der Finerenon-Gruppe war jedoch niedriger als in der Placebo-Gruppe. „Allein die Tatsache, dass unter Finerenon weniger Patienten zur Dialyse mussten, war ein großer Erfolg“, betonte Pitt. „Schlussendlich haben wir wirklich etwas erreicht, wenn bei einer chronischen Nierenerkrankung das Fortschreiten zum Endstadium und zur Dialyse verlangsamt wird“, so sein Fazit.

In der bereits veröffentlichten FIDELIO-DKD-Studie bei Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung konnte Finerenon sowohl die Zeit bis zum Auftreten eines kardiovaskulären (primärer Endpunkt) als auch die bis zum Auftreten eines renalen Ereignisses (wichtigster sekundärer Endpunkt) reduzieren.

Meta-Analyse FIDELITY: Schutz für Herz und Niere

Die ebenfalls in einer Hot-Line-Session auf dem ESC-Kongress präsentierte Studie FIDELITY, eine Meta-Analyse von Daten der mehr als 13.000 Patienten beider Studien, ergab, dass sich Fenerenon additiv zur Standardtherapie bei Patienten mit diabetischer Nephropathie in allen Stadien positiv auf kardiovaskuläre und renale Outcomes auswirkt.

Durch die große Patientenzahl erlaube FIDELITY zuverlässigere Aussagen als jede Studie für sich selbst, sowohl hinsichtlich der kardio-renale Schutzwirkung als auch zur Sicherheit von Finerenon, bemerkte Prof. Dr. Gerasimos Filippatos, Direktor der Abteilung Herzinsuffizienz und Kardioonkologie am Attikon Krankenhaus der Universität Athen, Griechenland, der die Ergebnisse der „Late-Breaking“-Studie auf dem ESC-Kongress präsentierte. „Zudem umfasste die Analyse das gesamte Spektrum von Nierenerkrankungen bei Typ-2-Diabetes“, fügte Filippatos an. 

Der mittlere Follow-up für die 13.026 Patienten lag in FIDELITY bei 3 Jahren. In diesem Zeitraum trat ein Ereignis des kardialen Endpunkts unter Finerenon bei 12,7%, unter Placebo bei 14,4% auf; eine Risikominderung von 14% (p = 0,0018).

Beim renalen Endpunkt lag die Ereignisrate bei 5,5% unter Finerenon und 7,1% unter Placebo. Es ergab sich eine Risikominderung von 23% (p = 0,0002). Auch in der gepoolten Analyse traten unter Finerenon deutlich mehr Hyperkaliämien auf als unter Placebo (14% vs. 6,9%); jedoch musste auch insgesamt ein nur sehr geringer Teil (1,7%) die Finereon-Behandlung aufgrund dessen stoppen, betonte Filippatos.

„Dass die kardiovaskuläre Schutzwirkung von Finerenon in allen eGFR- und UACR-Kategorien gleichermaßen Bestand hatte, zeigt, dass diese Therapie bereits in einem frühen Stadium der Nierenerkrankung initiiert werden sollte“, so seine Einschätzung.
 

Kommentar

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