Ein Teil aller Autoren von Kommentaren zu randomisierten, kontrollierten Studien, in denen invasive kardiovaskuläre Interventionen geprüft wurden, hat finanzielle Beziehungen zu Unternehmen der Medizinprodukte-Industrie, teilweise sogar zu Sponsoren der Studien. Dies berichten US-Ärzte um den Herz- und Thoraxchirurgen Dr. Irbaz Hameed (Yale School Medicine) in JAMA Internal Medicine [1]. Sie fordern, bestehende Regeln der Journale zu verschärfen.
82 Kommentare aus renommierten Fachzeitschriften analysiert
Hameed und seine Kollegen haben 82 begleitende Kommentare zu 79 Studien ermittelt, die zwischen 1. Januar 2013 und 31. Mai 2019 publiziert worden sind. Darunter waren 43 (52%) aus The Lancet oder aus dem New England Journal of Medicine. Die restlichen Kommentare sind im European Heart Journal, im Journal of the American College of Cardiology und in anderen Fachzeitschriften erschienen.
Von den Kommentaren hatten 33 (40%) 1 Autor und 49 (60%) mindestens 2 Autoren; insgesamt waren es 143 Autoren. Bei 46 (56%) aller Kommentare hatte mindestens 1 Autor finanziellen Verbindung zur Medizinprodukte-Industrie angegeben. 16 Kommentare (20%) hatten mindestens 1 Autor mit einer erklärten finanziellen Verbindung zum Sponsor der Studie. Bei 39 Kommentaren (48%) gab es mindestens 1 Listung im US-amerikanischen Open Payments Program. Dabei handelt es sich um ein nationales Programm zur Förderung der Transparenz des Gesundheitssystems. Open Payments enthält eine öffentlich zugängliche Datenbank mit Zahlungen, die Unternehmen, darunter Arzneimittel- und Medizinproduktehersteller, an Empfänger wie Ärzte leisten.
Verbindungen zu Sponsoren der eigentlichen Studie
Von den kommentierenden Autoren gaben 21 (15%) mindestens 1 finanzielle Verbindung mit dem Sponsor der von ihnen besprochenen Studie an, 9 (6 %) nannten sogar mehrere solcher Verflechtungen, und 48 (34 %) hatten Open Payments-Einträge. Von den 48 Autoren mit Aufzeichnungen über offengelegte Zahlungen erhielten 15 (31%) im Jahr der Veröffentlichung oder in den beiden vorangegangenen Kalenderjahren allgemeine Zahlungen oder Forschungsmittel von den Sponsoren der Studie.
Darüber hinaus bekamen 43 (90%) bzw. 25 (52%) aller 48 Kommentatoren im Jahr der Veröffentlichung bzw. in den beiden vorangegangenen Kalenderjahren allgemeine Zahlungen oder Forschungsgelder von Unternehmen der Medizinprodukte-Industrie, die nicht zusammen mit dem Artikel offengelegt wurden.
Sind die Verflechtungen stärker als vermutet?
Viele der Autoren mit allgemeinen Zahlungen oder Forschungsgeldern hätten nicht alle finanziellen Verbindungen in der Publikation oder in den begleitenden Formularen offengelegt, berichten Hameed und seine Kollegen weiter.
Eingeschränkt werde die Aussagekraft ihrer Untersuchung allerdings dadurch, dass die Open-Payments-Datenbank lediglich finanzielle Verbindungen von US-Autoren erfasse. Aus diesem Grund hätten von 83 (58%) Kommentatoren auch keine Open-Payments-Einträge vorgelegen. Wie aktuell die Daten in Open Payments wären, sei ebenfalls fraglich. Außerdem hätten mögliche Ungenauigkeiten in den Einträgen nicht berücksichtigt werden könnten.
Forderung an Journale: Offenlegungspflichten verschärfen
Die finanziellen Verbindungen mit Studien-Sponsoren invasiver kardiovaskulärer Interventionen seien laut Hameed und seinen Kollegen besorgniserregend, umso mehr, als dieses Thema seit den 1990er-Jahren im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehe. Da Verflechtungen den Wert von Kommentare schmälerten, sollten Herausgeber von Fachzeitschriften ihre Offenlegungspflichten verschärfen, die Einhaltung der Vorschriften verbessern und noch einmal darüber nachdenken, Autoren mit finanziellen Verbindungen überhaupt zuzulassen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Medscape Nachrichten © 2021
Diesen Artikel so zitieren: Kommentatoren mit Konflikt: Editorialisten kardiologischer Artikel stehen oft bei Firmen auf der Gehaltsliste - Medscape - 26. Aug 2021.
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