Kliniken sind lukrativerer Arbeitgeber: Qualifiziertes nichtärztliches Personal wird für Praxen knapp

Redaktion

Interessenkonflikte

20. August 2021

Die Suche nach qualifiziertem nichtärztlichem Personal wird für niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten immer schwieriger. Über 2 Drittel der Vertragsarztpraxen erwarten für 2021/2022 substanzielle Probleme, geeignetes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Das ergab eine Sonderbefragung des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) zur „Personalsituation in Praxen der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung“ für 2019/2020 des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) [1].

Leistungsangebot wegen Personalmangel eingeschränkt

Die Online-Befragung fand im ersten Halbjahr 2021 im Rahmen der jährlichen ZiPP-Erhebung statt. Von den gut 53.000 angeschriebenen Praxen haben fast 5.300 Praxisinhaber Angaben gemacht.

Die Mehrheit der Befragten stufte die Verfügbarkeit von kompetentem Personal auf dem Arbeitsmarkt als äußerst schlecht ein. Deutlich mehr als die Hälfte bilden daher nichtärztlichen Fachkräftenachwuchs aus. Bei etwa einem Viertel dieser Praxen kam es allerdings zu Abwanderungen ihres ausgebildeten Personals. Aufgrund von Personalmangel hatten bereits rund 15% der Praxen ihr Leistungsangebot zeitweise eingeschränkt.

Um ihre Fachkräfte zu binden, haben knapp 3 Viertel der vertragsärztlichen Praxen ihrem Personal Sonderzahlungen und Zuschläge gewährt und dafür durchschnittlich jeweils 4.400 Euro pro Jahr aufgewendet. Während der Corona-Pandemie sind zudem von über 2 Dritteln der Vertragsarztpraxen steuerfreie „Corona-Sonderzahlungen“ ausgezahlt worden.

Vergütungsschere zwischen Klinik und Praxis schließen

„Immer häufiger machen Krankenhäuser das Rennen um die gut ausgebildeten nichtmedizinischen Fachkräfte“, sagt Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried. „Das wundert nicht, denn seit Jahren steigt der Orientierungswert und damit der Preis pro Leistung für Krankenhäuser stärker als der für Vertragsarztpraxen.“

 
Immer häufiger machen Krankenhäuser das Rennen um die gut ausgebildeten nichtmedizinischen Fachkräfte. Dr. Dominik von Stillfried
 

Zwischen 2016 und 2020 sei dieser für Krankenhäuser um 15,02% gestiegen, für Vertragsarztpraxen lediglich um 6,96%. Für das Jahr 2021 habe sich dies fortgesetzt, fügt von Stillfried hinzu. „Für Kliniken beträgt der Anstieg 2,6% Prozent, für Kassenarztpraxen lediglich 1,25%. Die Preise für stationäre Leistungen werden dann seit 2016 um 18,63%, die für vertragsärztliche Leistungen nur um 8,30% gestiegen sein.“

Vor diesem Hintergrund ist es von Stillfried zufolge kein Wunder, dass es Krankenhäusern leichter fällt, höhere Tarifgehälter zu zahlen. Werde hier nicht nachgesteuert und die Vergütungsschere zwischen Klinik und Praxis geschlossen, „drohen auch für Patientinnen und Patienten spürbare Engpässe in den Praxen“.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Coliquio.de.

 

Kommentar

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