Nach bariatrischen Operationen ist langfristig das Risiko für eine Anämie erhöht. Die zeigt eine schwedische Langzeitstudie, deren Ergebnisse aktuell in Lancet publiziert wurden [1].
Eine mögliche negative Folge Adipositas-chirurgischer Eingriffe ist ein Mangel an Eisen und Vitamin B12. Langfristige Daten über Anämien nach bariatrischen Operationen fehlen weitgehend. Die Autoren der Studie haben daher das Langzeit-Risiko von Anämien nach bariatrischen Eingriffen und nach der herkömmlichen konservativen Adipositas-Therapie untersucht.
Chirurgie versus konservative Therapie
Für die prospektive und kontrollierte Studie in Schweden wurden mit Patienten im Alter zwischen 37 und 60 Jahren rekrutiert, die einen Body-Mass-Index (BMI) von 34 kg/m2 oder mehr (Männer) bzw. 38 kg/m2 oder mehr (Frauen) hatten. Ausgeschlossen wurden Personen, die bereits eine bariatrische Operation hinter sich hatten oder bei denen Kontraindikationen vorlagen.
Es wurden 2 Hauptgruppen gebildet: die eine Gruppe mit Patienten, die sich für die chirurgische Therapie entschieden, die andere Gruppe mit konservativ behandelten Patienten (etwa Ernährungsberatung). Die Hämoglobin-Werte wurden zu Beginn der Studie gemessen sowie nach 1 Jahr, 2 Jahren, 3 Jahren, 4 Jahren, 6 Jahren, 8 Jahren, 10 Jahren, 15 Jahren und 20 Jahren. Definition der Anämie: ein Hämoglobin-Wert von weniger als 120 g/l bei Frauen und 130 g/l bei Männern.
Zwischen dem 1. September 1987 und dem 31. Januar 2001 wurden 6.905 Patienten auf ihre Eignung für die Studie geprüft, von denen 5.335 in Frage kamen. Darunter befanden sich 2.007 Patienten, die sich für eine bariatrische Operation entschieden (266 in der Magenbypass-Gruppe, 1.365 in der Gruppe mit vertikaler bandverstärkter Gastroplastik und 376 in der Magenband-Gruppe). 2.040 Studienteilnehmer erhielten eine übliche Adipositas-Behandlung. Primärer Endpunkt war die Anämie-Inzidenz.
Nach Magenbypass Anämie am häufigsten
Während einer Nachbeobachtungszeit von maximal 20 Jahren und einem Median von 10 Jahren (IQR 3-20) traten Anämie-Ereignisse in dieser Anzahl auf:
Magenbypass-Gruppe: 133
Gruppe mit vertikaler bandverstärkter Gastroplastik: 359
Magenband-Gruppe: 101
Kontrollgruppe: 261
Die Anämie-Inzidenz betrug entsprechend:
in der Magenbypass-Gruppe: 64 pro 1.000 Personenjahre (Hazard Ratio: 5,05; 95%-Konfidenzintervall: 3,94-6,48; p < 0,0001),
in der Gruppe mit vertikaler Gastroplastik: 23 Fälle pro 1.000 Personenjahre (HR: 2,67; 2,25-3,18; p < 0-0001)
in der Magenband-Gruppe: 26 pro 1.000 Personenjahre (HR: 2,76; 2,5-3,52; p < 0-0001).
in der Kontrollgruppe: 13 pro 1.000 Personenjahre
Diese Assoziationen blieben auch nach Adjustierung für relevante Einflussfaktoren bestehen.
Die Ergebnisse unterstreichen das erhöhte Risiko einer Anämie nach bariatrischen Operationen und die Bedeutung einer langfristigen ernährungsmedizinischen Betreuung, um schwerwiegenden Ernährungsmängeln nach bariatrischen Operationen vorzubeugen oder sie frühzeitig zu erkennen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
Medscape Nachrichten © 2021
Diesen Artikel so zitieren: Langzeitrisiko für Adipositas-Chirurgie: Nach bariatrischen OPs müssen Patienten auf Ernährung achten, sonst drohen Anämien - Medscape - 13. Aug 2021.
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