Im Onko-Blog dieser Woche geht es um eine Studie, die untersucht hat, wieviele Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs letztlich auch an ihrem Tumor sterben. Außerdem um den Recurrence-Score bei Frauen mit Mammakarzinom und BRCA-Mutation. Statine können möglicherweise bei 3-fach negativem Mammakarzinom das Outcome verbessern. Das scheint auch für eine komplette Entfernung der Gebärmutter bei Frauen mit metastasiertem Endometriumkarzinom zu gelten. Der HDAC-Inhibitor Remetinostat hat, als Gel angewendet, bei Basalzellkarzinomen günstige Wirkungen gezeigt.
Metastasiertes Prostatakarzinom: Woran sterben die Patienten?
Mammakarzinom: Recurrence-Score bei BRCA-Mutation
Mammakarzinom: Statine bessern Outcome bei 3-fach negativem Tumor
Endometriumkarzinom: Hysterektomie plus Chemotherapie verbessert Überleben bei Metastasierung
Speiseröhrenkrebs: Radiochemotherapie mit S1 bei Älteren besser als alleinige Bestrahlung
Basalzellkarzinom: Erfolge mit Remetinostat-Gel
Platin-basierte Therapie: Natriumthiosulfat senkt Risiko ototoxischer Wirkungen
Metastasiertes Prostatakarzinom: Woran sterben die Patienten?
Über 20% der Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom sterben an anderen Ursachen, und zwar 5,5% an anderen Krebserkrankungen sowie 16,8% an weiteren Komorbiditäten wie kardiovaskulären, zerebrovaskulären Erkrankungen sowie chronisch-obstruktiven Lungen-Erkrankungen. Dies ergab eine Kohortenstudie, basierend auf Daten der amerikanischen Datenbank Surveillance, Epidemiology, and End Results (SEER).
Wie die ägyptisch-amerikanische Arbeitsgruppe in JAMA Netw. Open berichtete, analysierte sie die Daten von 26.168 Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom, die bei der Diagnose im Mittel 70,8 Jahre alt waren.
Im Median überlebten die Patienten nach der Diagnose 29 Monate, die 1-Jahres-Überlebensrate lag bei 77,5%, die 5-Jahres-Überlebensrate bei 26,4%. Von den eingeschlossenen Patienten starben 16.732 (63,9%) während der Nachbeobachtungszeit; das mittlere Sterbealter betrug 74,1 Jahre.
Die meisten Todesfälle (59,0%) traten innerhalb von 2 Jahren nach der Diagnose auf, während 31,6 % der Patienten nach 2 bis 5 Jahren und 9,4 % nach 5 Jahren starben.
13.011 (77,8%) aller Todesfälle waren auf das Prostatakarzinom zurückzuführen, 924 (5,5%) auf andere Krebsarten und 2.797 (16,7%) auf nicht krebsbedingte Ursachen, von denen kardiovaskuläre Erkrankungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und zerebrovaskuläre Erkrankungen am häufigsten waren.
Die Autoren schlussfolgern aus diesen Ergebnissen, dass den Patienten mit Prostatakarzinom auch eine Beratung zu weiteren vorliegenden Risikofaktoren angeboten werden sollte.
Mammakarzinom: Recurrence-Score bei BRCA-Mutation
Bei Mammakarzinom-Patientinnen mit einer BRCA-Mutation in der Keimbahn ist die Wahrscheinlichkeit für einen erhöhten Recurrence-Score (RS) beim Oncotype-DX-Test höher. Der mittlere Recurrence-Score lag in solchen Fällen nach den Ergebnissen eines systematischen Reviews bei 25, während er bei Frauen ohne BRCA-Mutation bei 18 lag. Eine Arbeitsgruppe aus Irland hat diese Ergebnisse im European Journal of Cancer publiziert.
In die Metaanalyse schlossen sie 5 retrospektive Kohortenstudien mit insgesamt 4.286 Patientinnen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren und einem Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Mammakarzinom ein. Bei 7,8% (n = 333) lag eine BRCA-Mutation in der Keimbahn vor.
Der mittlere RS lag bei allen Frauen bei 18,0. Bei Patientinnen mit BRCA-Mutation betrug der mittlere RS 25 gegenüber 18,4 ohne BRCA-Mutation. Patientinnen mit BRCA1-Mutationen hatten einen mittleren RS von 26,7 mit BRCA2-Mutationen von 23,8.
Nach Meinung der Autoren können diese Ergebnisse künftig bei der Beratung von Patientinnen mit BRCA-Mutationen nützlich sein.
Mammakarzinom: Statine bessern Outcome bei 3-fach negativem Tumor
Bei Frauen mit 3-fach negativem Mammakarzinom (TNBC) ist die Behandlung mit Statinen mit einem verbesserten Gesamtüberleben und einem verbesserten Brustkrebs-spezifischem Überleben assoziiert, wenn die Statintherapie innerhalb von 12 Monaten nach der Krebsdiagose begonnen worden ist. Eine Arbeitsgruppe aus Texas hat diese Ergebnisse einer Analyse von Daten aus Surveillance, Epidemiology, and End Results (SEER) und Texas Cancer Registry in Cancer publiziert.
Bei 1.534 Frauen mit TNBC ergab sich eine signifikante Assoziation zwischen der Einnahme von Statinen und einem verlängerten Brustkrebs-spezifischen Überleben (Hazard Ratio: 0,42; p = 0,022) und einem verlängerten Gesamtüberleben (HR: 0,70; p = 0,046). Bei 15.979 Patientinnen ohne TNBC ergaben sich diese Assoziationen nicht.
„Unsere Ergebnisse erweitern frühere Befunde zum Zusammenhang zwischen Statintherapie und verbessertem Überleben bei Patientinnen mit Brustkrebs. Sie stärken insbesondere die starke präklinische Evidenz für einen Nutzen der Statintherapie bei Patientinnen mit aggressiven Brustkrebs-Subtypen“, so die Autoren. „Unsere Daten legen nahe, dass Statine eine nützliche Therapie bei Patientinnen mit TNBC sein könnten und lassen prospektive Studien sinnvoll erscheinen.“
Endometriumkarzinom: Hysterektomie plus Chemotherapie verbessert Überleben bei Metastasierung
Bei Frauen mit neu diagnostiziertem Endometriumkarzinom und Fernmetastasen verlängert eine komplette Hysterektomie zusätzlich zur Chemotherapie das Gesamtüberleben im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie. Dies berichtete eine Arbeitsgruppe aus Memphis in einem Research Letter in JAMA Netw Open.
Rund 9% aller Frauen haben bei der Diagnose eines Endometriumkarzinoms bereits Metastasen entwickelt. Um den Nutzen der kompletten Hysterektomie bei diesen Frauen näher zu untersuchen, analysierte die amerikanische Arbeitsgruppe anhand der Daten der National Cancer Database retrospektiv die Daten von 3.197 Patientinnen, von denen 1.388 operiert worden waren und eine Chemotherapie erhalten hatten, 1.809 waren nur mit Chemotherapie behandelt worden.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13,4 Monaten war die Hysterektomie plus Chemotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie mit einem verlängerten Überleben assoziiert (HR: 0,59 in der multivariaten Analyse). Eine Propensity-Score-gematchte Analyse ergab für die Kombination ein medianes Überleben von 19,8 Monaten, für die alleinige Chemotherapie von 11,0 Monaten.
Nach Subgruppenanalysen hatten nur Frauen mit Leiomyosarkom und mit Hirnmetastasen keinen signifikanten Nutzen von der kombinierten Therapie.
Speiseröhrenkrebs: Radiochemotherapie mit S1 bei Älteren besser als alleinige Bestrahlung
Eine Radiochemotherapie mit dem oralen Fluoropyrimidin S1 war bei älteren Patienten mit Ösophaguskarzinom wirksamer als eine alleinige Bestrahlung. Eine offene Phase-3-Studie in chinesischen Zentren ergab, dass mit Chemoradiotherapie 53,2% der Patienten 2 Jahre überlebten, mit alleiniger Bestrahlung 35,8%.
Wie die chinesische Arbeitsgruppe in JAMA Oncology berichtete, nahmen an der Studie in 23 Zentren 298 Patienten im Alter zwischen 70 und 85 Jahren teil. Weil die meisten älteren Patienten die Chemotherapie aus Fluorouracil und Cisplatin nicht vertragen, untersuchten sie den Effekt des oralen Fluoropyrimidins S1 in Kombination mit Bestrahlung. Randomisiert erhielten die Patienten die kombinierte Radiochemotherapie oder nur Bestrahlung. Primärer Endpunkt war die Überlebensrate nach 2 Jahren.
77,2% der Patienten durchliefen die kombinierte Radiochemotherapie komplett. In der Radiochemotherapie-Gruppe starben 81 Patienten (54,4%), in der Vergleichsgruppe 105 Patienten (70,5%).
Überlebende Patienten wurden im Median 33,9 Monate nachbeobachtet. Die 2-Jahres-Überlebensrate war in der Radiochemotherapie-Gruppe mit 53,2% signifikant höher als in der Bestrahlungsgruppe mit 35,8% (HR: 0,63; p = 0,002).
Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher waren zwischen den beiden Gruppen kaum unterschiedlich, nur Leukopenie war in der Radiochemotherapie-Gruppe häufiger (9,5% vs. 2,7%; p = 0,01).
Basalzellkarzinom: Erfolge mit Remetinostat-Gel
Auf eine 8-wöchige lokale Behandlung mit Remetinostat-Gel sprachen fast 70% der Basalzellkarzinome an. Die Therapie wurde gut vertragen. Nach Meinung der Autoren rechtfertigen die Ergebnisse weitere Untersuchungen mit Remetinostat-Gel, so ihre Aussage in Clinical Cancer Research .
Das Basalzellkarzinom ist die häufigste Form von Hautkrebs, das in der Regel operativ entfernt wird. Allerdings kann die Operation kostspielig und für den Patienten belastend sein, insbesondere wenn mehrere Läsionen vorliegen. Daher untersuchte eine amerikanische Arbeitsgruppe Wirksamkeit und Verträglichkeit einer lokalen Applikation des Histondesacetylase(HDAC)-Hemmers Remetinostat bei 30 Patienten.
Der HDAC-Inhibitor Remetinostat behält seine Wirkung, solange er in der Haut ist, wird aber nach Absorption sofort metabolisiert und hat dadurch praktisch keine systemischen Nebenwirkungen.
Die Teilnehmer trugen 6 Wochen lang 3-mal täglich Remetinostat-Gel auf ihre Tumoren auf. Nach 8 Wochen wurde der verbliebene Tumor operativ entfernt und histologisch untersucht.
Von den 33 Tumoren, die in die endgültige Analyse eingeschlossen wurden, hatten 69,7% auf die topische Behandlung angesprochen, und zwar 17 (54,8%) vollständig und 6 partiell. Im Durchschnitt verringerte sich der Tumordurchmesser um 62,3% und die Tumorfläche um 71,5%.
Systemische oder schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. Am häufigsten kam es zu einer ekzemartigen Hautreaktion an der Applikationsstelle.
Platin-basierte Therapie: Natriumthiosulfat senkt Risiko ototoxischer Wirkungen
Natriumthiosulfat kann das Risiko ototoxischer Wirkungen einer Platin-basierten Therapie verringern, so das Ergebnis einer Metaanalyse aus 4 klinischen Studien, publiziert in JAMA Netw. Open.
Platinverbindungen werden häufig in der Krebsbehandlung eingesetzt, sie sind allerdings mit einer Vielzahl von unerwünschten Wirkungen assoziiert. Die ototoxischen Wirkungen wie Hörverlust, Tinnitus oder Vestibulopathie werden vermutlich durch lang anhaltende Platinkonzentrationen im Innenohr ausgelöst.
In einer Metaanalyse von 3 randomisierten klinischen Studien und 1 kontrollierten Studie wurde mit 278 Patienten untersucht, ob Natriumthiosulfat ototoxische Effekte von Platinverbindungen verringern kann und die Wirkung der Chemotherapie erhalten bleibt.
Bei Patienten, die Natriumthiosulfat erhalten hatten, war das Risiko einer ototoxischen Wirkung der Platin-basierten Therapie signifikant geringer (RR: 0,61; p < 0,001) im Vergleich zu Patienten ohne Natriumthiosulfat-Therapie. Weder das progressionsfreie noch das Gesamtüberleben veränderten sich durch die zusätzliche Natriumthiosulfat-Behandlung.
Die Autoren sind jedoch der Ansicht, dass für eine aussagekräftige Beurteilung des Effekts von Natriumthiosulfat auf das Überleben größer angelegte Studien erforderlich sind.
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Diesen Artikel so zitieren: Woran man bei Prostatakrebs stirbt; Statine helfen, bei Brustkrebs zu überleben; Gel gegen Hautkrebs; Erträglichere Platin-Chemo - Medscape - 10. Aug 2021.
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