Arbeiten in wechselnden Schichten, ein Schlaf von allgemein höchstens 6 Stunden oder mehr als 9 Stunden sind mit häufigeren Erkältungskrankheiten assoziiert. Offenbar schwächen die damit einhergehenden Änderungen der natürlichen zirkadianen Rhythmik das Immunsystem und machen den Körper infektanfällig. Falls Arbeitsschichtwechsel notwendig sind, dann eher mit dem Uhrzeigersinn als entgegen dem Uhrzeigersinn.
Schlafrhythmus beeinflusst Infektanfälligkeit
Saisonale Infektionserkrankungen und in den Wintermonaten vor allem Influenza und Erkältungen können zu einer hohen Krankheitslast in der Bevölkerung, großen Belastungen der Gesundheitssysteme, aber auch zu hohen wirtschaftlichen Einbußen führen.
Daten aus der Nurses’ Health Study II hatten bereits darauf hingewiesen, dass der Schlafrhythmus einer von vielen potenziellen Faktoren ist, die die Infektanfälligkeit beeinflussen können.
In einer großen aktuellen Kohorte mit fast 60.000 Befragten haben US-Forscher um Dr. Aric A. Prather, University of California, San Francisco, die Fragestellung weiter untersucht [1].
Daten von fast 60.000 US-Amerikanern
Grundlage der Studie war eine repräsentative Umfrage unter 59.261 US-Amerikanern im durchschnittlichen Alter von 50 Jahren (Daten des 2010 und 2015 National Health Interview Survey). Gefragt wurde nach der Schlafdauer, Häufigkeit von Grippe und Erkältungen in den letzten 14 Tagen und Arbeitsrhythmus.
In der multivariaten logistischen Regressionsanalyse wurden soziodemografische Faktoren, Körpergewicht und Vorerkrankungen berücksichtigt.
Wenig Schlaf – häufige Infekte
8,8% der Teilnehmer berichteten über maximal 5 Stunden Schlaf täglich, 21,6% schliefen 6 Stunden täglich, 60,7% 7 bis 8 Stunden (normale Schlafdauer) und 9,0% über mindestens 9 Stunden Schlaf täglich.
Bei einer Schlafdauer von 5 Stunden oder weniger waren Infekte um den Faktor 1,44 häufiger als bei normalem Schlaf (7 bis 8 Stunden; Odds Ratio [OR]: 1,44). Schliefen die Befragten mehr als 9 Stunden täglich, waren Infekte um 20% häufiger (OR: 1,20).
Menschen, die in Wechselschicht arbeiteten – das waren 5% der Beschäftigten -, hatten ebenfalls ein um 20% erhöhtes Risiko für Grippe und Erkältungen als Personen, die regelmäßig zu normalen Tageszeiten arbeiteten.
Schichtwechsel besser im Uhrzeigersinn?
Regelmäßiges Schlafdefizit, aber auch Schichtwechsel bei der Arbeit könnten durch Störungen des zirkadianen Rhythmus für erhöhte Infektanfälligkeit disponieren, so die Forscher.
Fast alle Zellen des Körpers hätten eine „innere Uhr“, einschließlich der Leukozyten. Deren Funktion werde über Hormone und Zytokine reguliert, die in Abhängigkeit vom zirkadianen Rhythmus ausgeschüttet werden. Eine Entkoppelung dieser Rhythmen könne zu einer veränderten Verteilung von Immunzellen führen.
Möglicherweise sei ein Schichtwechsel entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn – also von einer Nacht- zu einer Abend- und dann zu einer Tagschicht – in dieser Hinsicht ungünstiger als der Schichtwechsel im Uhrzeigersinn (von Tag- zur Abend- und dann zur Nachtschicht).
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de.
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Diesen Artikel so zitieren: Infektanfälligkeit: Mehr Erkältungen bei Schichtarbeit, aber auch bei kurzem oder sehr langem Schlaf - Medscape - 27. Jul 2021.
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