Schützen Liquor-gängige Antihypertensiva vor der Demenz? Analyse findet geringfügige Effekte, die wichtig sein könnten

Dr. Thomas Kron

Interessenkonflikte

2. Juli 2021

Manche Antihypertensiva überwinden die Blut-Hirn-Schranke. Dazu gehören ACE-Hemmer und Sartane. Sie verbessern möglicherweise auch kognitive Fähigkeiten, wie Jean K. Ho von der University of California, Irvine, und Kollegen berichten [1]. Der Gedächtnisverlust war bei Hypertonie-Patienten, die solche Liquor-gängigen Wirkstoffe einnehmen, vermindert, wie eine Metaanalyse ergeben hat.

Verbessern Antihypertensiva die Kognition?

Zum Hintergrund: Bluthochdruck ist ein bekannter Risikofaktor für einen beschleunigten kognitiven Leistungsabbau und für Demenz-Symptome, vermutlich durch seine Effekte auf die Hirndurchblutung. Spekuliert wird auch über einen Einfluss auf die Pathogenese der Alzheimer-Krankheit.

Aufgrund früherer Studien vermutete Hos Team, dass Antihypertensiva sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten von Bluthochdruck-Kranken auswirken könnten. In der US-Studie SPRINT MIND etwa ging eine starke Blutdrucksenkung mit leicht verbesserten kognitiven Leistungen einher. Einen Effekt auf die geistigen Fähigkeiten scheinen Untersuchungen zufolge am ehesten ACE-Hemmer und Sartane zu haben.

Die Autoren der aktuellen Metaanalyse sind der Frage nachgegangen, ob solche Effekte von der Liquor-Gängigkeit der Wirkstoffe abhängen.

Daten von mehr als 12.000 Personen ausgewertet

Die Metaanalyse umfasste randomisierte klinische Studien, prospektive Kohortenstudien und retrospektive Beobachtungsstudien. Forscher analysierten Daten von 12.849 mindestens 50 Jahre alten Patienten aus 14 Kohorten. Teilnehmer erhielten entweder liquor-gängige oder nicht-liquor-gängige Antihypertensiva.

Die Kognition wurde anhand der folgenden sieben Domänen bewertet: Exekutivfunktion, Aufmerksamkeit, verbales Gedächtnis, Sprache, mentaler Status, Erinnerungsvermögen und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Über einen Zeitraum von 3 Jahren zeigten kognitiv normale ältere Erwachsene, die BHS-überwindende Antihypertensiva einnahmen, ein besseres verbales Gedächtnis als vergleichbare Personen, die nicht liquor-gängige Wirkstoffe erhielten; die maximale Effektgröße betrug 0,07 (p = 0,03). Beim Parameter Aufmerksamkeit schnitten Patienten mit liquor-gängigen Wirkstoffen hingegen etwas schlechter ab (minimale Effektgröße -0,17; p = 0,02). Und bei anderen kognitiven Parametern gab es keine signifikanten Effekte.

Forscher hoffen auf Langzeit-Effekte

Die Effektgröße beim verbalen Gedächtnis ist zwar recht klein, könnte aber klinisch relevant werden. Der Verlust von kognitiven Leistungen beansprucht oft einige Jahre. Über einen langen Zeitraum hinweg könnte den Wirkstoffen dennoch klinische Relevanz zukommen, heißt es im Artikel. 

Die Bedeutung der Metaanalyse für den derzeitigen klinischen Alltag könnte darin bestehen, im Gespräch mit Hypertonie-Patienten auf mögliche Vorteile aus neurologischer Sicht hinweisen.

Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de .
 

Kommentar

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