Welche Corona-Impfstoffe sind demnächst verfügbar? Über die aktuellen Entwicklungen und wie man sich auf dem Laufenden hält – darüber informiert PD Dr. Martin Hartmann von einem Symposium.
Transkript des Videos von PD Dr. Martin Hartmann, Heidelberg
Schönen guten Tag,
hier ist Martin Hartmann aus dem Klinikum Heidelberg. Heute geht es um die COVID-19-Impfstoffentwicklung.
Vom 27. bis 29. August 2021 fand in Hohenkammer ein Infektiologie-Symposium statt, bei dem u.a. Prof. Dr. Marylyn Addo, UKE Hamburg, zum aktuellen Stand und über künftige Entwicklungen bei COVID-Impfstoffen berichtete.
Vaccine-Tracker
Wie kann man sich über neue Impfstoffe informieren? Google verlässt einem hier, weil man zu viele Treffer hat, bei denen man sich bei der Einschätzung der Wertigkeit allein gelassen fühlt.
Besser sind die so genannten Vaccine-Tracker. Hier eine Übersicht:
Am bekanntesten ist der New York Times Vaccine Tracker. Hier sind die meisten Vakzine dargestellt. Man kann sie einzeln anklicken und die aktuellen Fakten nachschauen.
Von der WHO gibt es einen schönen Vaccine Tracker, hier kann man kleine Excel-Tabellen herunter laden, in denen jeweils der aktuelle Stand zusammengefasst wird.
Von der London School of Hygiene & Tropical Medicine gibt es einen Vaccine Tracker, wo man zu den einzelnen Impfstoffen den aktuellen Kenntnisstand, die Publikationen und die Präpublikationen gezielt abrufen kann.
Bei Bloomberg gibt es einen Vaccine-Tracker der zeigt, wie weit momentan die Impfstoff-Entwicklung weltweit ist.
Stand in Deutschland
Wir haben hier derzeit 4 Impfstoffe, 2 mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna, die im Abstand von 4 bzw. 3 bis 6 Wochen gegeben werden. Sie sind sehr immunogen, sehr wirksam, über 90%. Dementsprechend haben sie auch mehr immunogene Nebenwirkungen.
Etwas schwächer wirken die vektorbasierten Impfstoffe von AstraZeneca, im Abstand von 12 Wochen verimpft, und von Johnson und Johnson, der nur einmal gegeben werden muss.
Wo geht die Reise hin?
Als nächstes kommt vermutlich der Proteinimpfstoff von Novavax. Hier zeigen inzwischen publizierte Daten, dass er 90% Wirksamkeit erreicht. Er wird auch im Abstand von 12 Wochen gegeben.
Der deutsche Impfstoff von Curevac hat eine Wirksamkeit von nur 47% und zumindest hier in Heidelberg sind die Produktionsaufträge gestoppt.
Die heterologen Impfungen mit Kombination eines Vektor- und eines mRNA-Impfstoffs, die bisher durchgeführt wurden und von der STIKO früh empfohlen worden sind, führen zur adäquaten Antikörper-Entwicklung wie bei der homologen Impfung.
Messung des Impferfolgs
Ein Problem ist auch die Messung des Impferfolgs. Das kann man anhand des klinischen Verlaufs, also am Auftreten von COVID oder Krankenhausaufnahmen – hier ist die Schwere der Erkrankung das Argument – feststellen oder mit der Bestimmung der Antikörper. Es scheint sich heraus zu kristallisieren, dass die neutralisierenden Antikörper am besten aufzeigen, wie gut der Schutz durch die Impfungen ist.
Daraus kann man sehen, dass bei den Immunsupprimierten und zum Teil auch bei älteren Menschen die Immunantwort auf die 2-malige Impfung nicht ausreichend ist. Hier bietet sich eine Booster-Impfung an. Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass sie auch klinisch wirksam ist und nicht nur zum Anstieg der Antikörper führt.
Dort wurden über 60Jährige zum 3. Mal nach 5 Monaten geimpft und hier ist der Impferfolg auch klinisch sichtbar.
Für die Allgemeinheit kann die Booster-Impfung noch nicht empfohlen werden. Man hat auch das Problem, dass der Impfstoff dann in den Ländern fehlt, in denen bislang noch gar nicht geimpft wird und dann weitere Varianten zu befürchten sind.
Adaptierte Impfstoffe
Momentan decken die bisher verfügbaren Impfstoffe gut die Delta-Variante, also die ansteckendste Variante, ab. Die beiden Hersteller der mRNA-Impfstoffe testen derzeit auf die Delta-Variante adaptierte mRNA-Impfstoffe, die speziell auf die Varianten ausgerichtet sind.
Moderna vergleicht z.B. derzeit den bisherigen und einen adaptierten Impfstoff.
Was bringt die Zukunft?
Bei den Jugendlichen haben wir eine STIKO-Empfehlung. Offen ist, wie es bei den kleineren Kindern aussieht. Hier sind teilweise Toxizitäten oder Nebenwirkungen berichtet worden. Die bisherige Impfstoffdosis scheint zu hoch zu sein und sollte nicht gegeben werden.
Biontech hat die Kinderstudie mit einem Drittel der Dosis und Moderna mit der halben Dosis durchgeführt. Das wirkt bei den kleinen Kindern ausreichend immunogen, die bekanntlich deutlich besser auf Impfungen ansprechen als ältere Menschen.
Es ist zu hoffen, dass in Kürze die ersten klinischen Daten vorliegen, so dass vielleicht noch in diesem Jahr eine Empfehlung für den Impfstoff auch bei den kleinen Kindern kommen kann. Das würde sicher bei der Pandemiebekämpfung helfen.
Das war es zu COVID-Impfstoffentwicklung. Danke fürs Zuhören und Auf Wiedersehen.
Medscape © 2021
Diesen Artikel so zitieren: Kombis, Adaptionen, Proteine, Booster – Zukunft der Corona-Impfung und wie Vakzin-Tracker über Neuentwicklungen informieren - Medscape - 20. Sep 2021.
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