Bis zu 3,5 Stunden pro Woche aerobes Training reduzieren die Häufigkeit und Intensität von Vorhofflimmern. Der Münchner Kardiologe PD Dr. Nikolaus Sarafoff diskutiert die Studie dazu vom ESC-Kongress.
Transkript des Videos:
Mein Name ist Nikolaus Sarafoff und ich bin Kardiologe in München.
Ich möchte heute die ACTIVE-AF-Studie vorstellen, die gerade am virtuellen ESC 2021 präsentiert wurde.
Patienten mit Vorhofflimmern leiden unter Herzstolpern, Atemnot, Schwindel und/oder Müdigkeit und dies kann die Lebensqualität deutlich reduzieren. Zusätzlich besteht ein deutliches Risiko für Schlaganfälle und die Herzleistung kann sich vermindern.
Eine regelmäßige sportliche Betätigung wird für Patienten mit KHK oder Herzinsuffizienz empfohlen, aber nur wenige Studien haben den Nutzen von Sport bei Patienten mit Vorhofflimmern untersucht.
Studiendesign
In der ACTIVE-AF-Studie wurden 120 Patienten mit symptomatischem, paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern in 2 Gruppen randomisiert. In der Interventionsgruppe erhielten die Patienten 1 bis 2 Mal wöchentlich ein überwachtes, professionelles Sport-Training und zusätzlich ein individualisiertes Programm für zu Hause.
Das überwachte Training war typischerweise intensiver, auch um die kardiopulmonale Fitness zu erhöhen. Während das Training zu Hause moderater war und an die Vorlieben des Patienten angelehnt wurde (z.B. Schwimmen, Spazierengehen etc.).
Während der Studiendauer von 6 Monaten wurde angestrebt, dass das aerobe Training 3,5 Stunden pro Woche betrug.
Der Kontrollgruppe wurde ebenso empfohlen, sich sportlich zu betätigen. Aber es wurde keine aktive Anleitung gegeben.
Ergebnisse
Die Patienten in der Studie waren im Mittel 65 Jahre alt, 43% waren Frauen. Der primäre Endpunkt eines wiederkehrenden Vorhofflimmerns zeigte sich mit 60% vs 80% signifikant seltener in der Sportgruppe. Zudem wurde der co-primäre Endpunkt, ein Score für den Schweregrad von Vorhofflimmern, signifikant seltener in der Sportgruppe, erreicht.
Der Studienleiter Dr. Adrian Elliott von der University of Adelaide in Australien erklärte, dass eine größere Gruppe von Patienten in der Sportgruppe Sinusrhythmus hatten – ohne dass sie eine Ablationstherapie oder eine rhythmisierende medikamentöse Therapie benötigt hätten. Zudem hatten diese Patienten weniger Herzstolpern, Atemnot oder Müdigkeit.
Fazit: „Mut zum Sport“
In meinen Augen ist das eine sehr interessante Studie und sollte Patienten mit Vorhofflimmern ermutigen, regelmässig Sport zu treiben, um die Häufigkeit von Vorhofflimmern zu reduzieren und um eine bessere Lebensqualität zu erzielen.
Ich bin gespannt auf die vollständigen Daten wenn die Studie publiziert wird.
Mein Name ist Nikolaus Sarafoff aus München und ich freue mich, Sie bald wieder hier bei Medscape begrüßen zu dürfen.
Vorhofflimmern mit Herzinsuffizienz: Frühe Rhythmuskontrolle kann Leben retten
Medscape © 2021
Diesen Artikel so zitieren: ACTIVE-AF Studie: Kein Grund zur Schonung – denn regelmäßiger Sport reduziert Häufigkeit und Intensität von Vorhofflimmern - Medscape - 30. Aug 2021.
Kommentar